Sonntag, 27. Dezember 2009

Freitag, 25. Dezember 2009

... dann schreiten wir zur Tat.


... und wenn sich Ordnung in der Wirrnis zeigt, dann schreiten wir zur Tat.

... nein, wir eilen nicht, wir hetzen nicht, wir rasen nicht, wir überholen nicht, wir drängeln nicht ... wir schreiten...und schon das Schreiten selbst ist Tat.

... wir wollen nicht die Ersten sein, sondern auf dem richtigen Weg.

Nichts gegen Raketen, doch sie bringen den Licht-Feuer-Zauber nur außerhalb von uns zum sprühen. Eine atemberaubende Spanne lang.
Erloschen liegt die Schlacke bald im Dunkeln, und das Erinnern zittert nach wie der Geschmack großer Gefühle die sich selbst verbrannten.

Und wenn sie uns zu Sternen tragen,  sind trotzdem wir noch immer dieselben. Ist es nicht kürzer und ökonomischer die Sterne im unerforschlichen Nachthimmel unseres Herzens zu entzünden.

... wer schöpferisch ist, ist ganz bei sich, weil er sich überschreitet.

... mit den besten Wünschen zu Sylvester und NeuJahr 2010
KUNSTKLOSTER artresearch

Dienstag, 22. Dezember 2009

wahr nehmen


In der Wirrnis zeigt sich Ordnung, wenn ein achtsamer Blick darauf ruht.

Zuerst wird das rasche Auge dieses Bild identifizieren.
Es sieht verschneite Äste eines Busches und wird vielleicht eine gewissen Ästhetik darin erkennen, den Zauber eines Momentes, in dem leichter Schnee auf den dünnen Ästen für eine Weile Wohnung nimmt, bis der Wind und die Wärme ihn abschütteln.

Doch wie alle Bilder spiegelt auch diese Fotografie die Kraft der Betrachtung selber wider. Wenn der Blick rasch weiter eilt, was besonders in diesem Medium hier fast zwingend ist, wird er sich nicht vertiefen wollen oder können. Er wird nicht weiter eintauchen in das was noch zu sehen ist. Was mich zu diesem Foto veranlasst hat, und das ich nun, auf dem indirekten Wege der Beschreibung, ins Blickfeld rücke.
Es war die "realistisch-abstrakte" Malerei, die "Kunst" darin die mich faszinierte.
Zum Beispiel die Bezugslinien, die aus einzelnen Linien Figuren ergeben, dann der Kontrast von Braun, Blau und Weiß, und die zufällige und doch nicht beliebig wirkende Komposition. Dabei suchte ich nicht lange diesen bestimmten Ausschnitt.

Es ist eine Ordnung die sich in der Wirrnis ahnen lässt, etwas, das der betrachtende Blick selber ergänzen und schaffen muss, und was Geist und Sinne fordert und anregt.
Es bleibt dabei dennoch immer auch der Schnee auf Ästen an einem lichten Tag und ist doch zugleich Rhythmus und Architektur, Zeichnung und Überschneidung, Form und Kontrast.

Die Rezeptoren, Synapsen, Nervenbahnen, also der hochkomplexe Vorgang, der bei einer einfach scheinenden Wahrnehmung "in Betrieb" ist, wird, durch das Verweilen auf einem Bild, dieses als mehrschichtig entschlüsseln (wie alle Wirklichkeit auf der der Blick "ruht") und zu einem bewussten intensiven Erleben verdichten.
Eine Schichtung, die zu einer Geschichte wird und vom komplexen und differenzierten Ganzen berichtet. Also von der äußersten leicht identifizierbaren Oberfläche, bis zum kosmischen Rätsel von Bewegung und Gestalt.
Dieses Betrachtens wird den Betrachter selbst "aufräumen-ordnen-klären".
Vielleicht weil Ordnung und Gestalt im Sehen selber liegen.
Zunächst könnte man denken, dass das Bewusstsein Chaos und Unübersichtlichkeit nicht erträgt, weil die Sinne, in sich selber klar sind - wie geputzte Brillen -und deshalb Ordnung und Gestalt erkennen und erzeugen "müssen". Vielleicht ist es deshalb Sinn-voll aufzuräumen, zu ordnen und zu klären, weil die Sinne selber geordnete, aufgeräumte und geklärte Organe sind, voraussgesetzt sie sind gesund? Doch geht das Wahrnehmen darüber hinaus.
Das Wahrnehmen selbst ist ein schöpferischer Akt.
Durch Entdeckerlust und Spielfreude werden lebendige Kräfte organisiert.
Muster, Figur, Gestalt und Sprache entstehen. Das Subjektive wird transparent bis zum kollektiven Grund, es wird mitteilbar, rezipierbar und damit aktiv gestaltender Bestandteil der Gesellschaft.



zurück zum Bild:
Das Auge wird nur einen Augen-Blick auf dem Bild mit den Zweigen ruhen, es identifizieren und wäre rasch damit fertig, würde es durch diesen Text nicht rückkoppelend beeinflusst (sofern sich jemand die Zeit gibt ihn zu lesen).

Erst wenn der Blick ruht, öffnet sich das Bild. Davor dient das Auge als Scanner, der Interessantes, Bedrohliches, Aufregendes, Anziehendes und Verwertbares abtastet. (Nicht selten von Augenfängern geködert.) Allderdings: es "sieht" dabei nicht, sondern identifiziert bloß. Das ist wichtig. Gewiss.
Doch das schöpferische Sehen, das beginnt wenn der Blick ruht, ist nicht nur wichtig sondern auch eine feine nährende Verbindung zum Glück - im AugenBlick.

Wenn Sie die Zeit haben, wenn Du die Zeit hast, dann lasse Deine Augen auf dem (vergrößerten) Bild mit den Schneezweigen etwa so lange darauf "ruhen" wie es dauert den Text zu lesen. (Nicht unbedingt so lange wie es dauert ihn zu verstehen :-)) und sieh was Du siehst.

Dienstag, 15. Dezember 2009

Teleskop



7 Uhr morgens. Langsam wird es hell. Es ist kalt geworden. Ich sitze am langen Tisch und schreibe mich aus den Träumen ins Wache.

Gestern, kommt mir in den Sinn, hörte ich in den Nachrichten, dass ein neues Teleskop ins All geschossen wurde, mit dem Ziel, eine umfassendere Weltraumkarte anzulegen. Und auch dafür sei es gedacht, wurde gesagt, damit es Ausschau halte nach Planteten, die der Erde möglicherweise gefährlich werden könnten.
Ich musste lachen.

Was der Erde gefährlich werden könnte und gefährlich wird, ist das nicht jenes clevere Kollektivwesen (dem auch der morgendliche Schreiber zugehört) das eine Rakete zu konstruieren in der Lage ist, die ein Teleskop befördern, ein „außerirdisches“ Auge in den "blinden" Weltraum zu implantieren versteht?
Doch auch ein Kollektiv das, trotz Teleskop, eine blinde Stelle in seiner Sicht hat. Eine Stelle die weder von einem „Fern-Rohr“, noch von einem Mikroskop erkannt werden kann. Jene blinde Stelle ist gemeint, die den Feind allein im Außen vermutet. (nebenbei: auch ein Mikroskop zeigt nur ein Außen).
Könnte es nicht sein, dass, wenn es den Feind denn gäbe, (nehmen wir das mal an) eben dies seine Strategie sein könnte; die Gefahr immer draußen, beim Andern, beim Nachbarn, in weiterer Ferne und in der Zukunft zu vermuten, nur nicht bei sich, im eigenen Ich-Haus?
Doch hat er nicht - wenn mann seine Augen reibt, und ohne Geräte in den Nebel seiner noch traumgeschwängerten Gedanken und Empfindungen schaut - längst komfortabel, wenn auch meist verborgen, Wohnung genommen, eben in diesem eigenen Ich-Haus? Residiert er dort nicht als geheimer Berater mit erheblichem Einfluss? Hat er sein Revier nicht wie einen undurchdringlichen Ring um das „Herz-Heiligtum“ gezogen? Dort von wo her jeder Mensch seine Lebenskraft, sein Lebenswasser bezieht, ohne es von Andern rauben oder borgen zu müssen? Wo er die Freude geschenkt bekommt, und die Liebe, bevor sie sich ins Geschlechtliche entzweit? Wo er schöpferisch und findig erspielt was er braucht, und mehr als er braucht - um es zu schenken?

Kommt aber das naive Ich-Bewußtsein, auf der Suche nach Erfüllung und seiner Bestimmung daher und will an seine Quellen, dann sieht es sich vor der verspiegelten Ringburg des „Beraters“ stehen. „Wo willst Du hin“? fragt dieser. „An mein Lebenswasser, zur Freude, zur Liebe, zu meinem Lebens Sinn" antwortet es treuherzig und blauäugig? Der Berater lächelt mild und sicher. Er ist alt. Wie oft hat er diese Frage schon gehört. Viel länger wohnt er schon in diesem Haus als jenes Ich mit seinen paar Jahrzehnten. „Schau ich zeig es Dir“.

Und er zeigt ihm: statt des Wassers den Schnaps, statt der Freude den Spaß, statt der Liebe die Lust und statt des Sinns den Beifall. (Und er hat ihn nicht einmal belogen. Denn im Schnaps ist das Wasser, in der Freude der Spaß, in der Liebe die Lust und im Sinn der Beifall).

„Ich helfe Dir dabei, dass du findest was Du suchst, schau im Internetz nach, da findest Du was ich für Dich fangen konnte, und es ist (fast) alles. Doch Du bekommst es leider nicht umsonst wie im Märchen. Du musst es Dir erkämpfen,erobern, erbeuten, erjagen, erschleichen, erwerben, ertrotzen, ertricksen, erstehen, erschwindeln, erlügen zur Not, um zu ersiegen was Dir zusteht ... und dann musst Du, was Du so erreicht hast: bewahren, mehren und verteidigen. Dann hast Du was Du suchst. Hier sind ein paar Waffen, die schenk ich Dir: viel Glück.“, sagt er. Und er denkt, ohne es zu sagen:

„Da schreibt sogar einer im Moment in seinem Blog über mich. Der liegt nicht mal so falsch. Nur sich selber erkennt er nicht. Seinen blinden Fleck sieht auch er nicht. Denn wenn er sich ganz erkennen würde, dann würde er nicht mehr schreiben, sondern nur noch lachen. Dann gäbe es weder mich noch ihn, weder Feind noch Freund. Dann wäre es wie es wirklich ist. Schnaps wäre Medizin und eine kostbare Variante des Lebenswassers. Lust wäre ein schöner beseligender Aspekt der Liebe. Spaß wäre ein leichtfüßiger Begleiter der Freude, und Beifall ein wärmendes Geschenk an den Sinn. Und der Lebenskampf ein herrlich-weibliches Spiel, bei dem jeder Gewinn ein Verlust, und jeder Verlust ein Gewinn ist.

Die Trennung, und meine Spiegelmauer, würden aufgehoben in einem leuchtenden, fruchtbaren, vielfältigen IMMER, das in der Mitte eines jeden Lebens pulsiert, nach dem selbst ich mich schon eine Weile sehne. Obwohl ich alles verhindern muss damit eben dies geschieht.

Ich bin der WiderSager, der GegenRedner, der alles, was innig aus sich selber IST, zum GegenStand entäußert. Ich hab es langsam gründlich satt! Es ist Zeit für meine Rente. “.

„He!“ ruft er dem Frager nach, der schon ein Stück entfernt war: „Komm zurück Du TOR, ich zeig Dir den Schlüssel!“

Sonntag, 13. Dezember 2009

Das Eis der Erde schmilzt

Das Eis der Erde schmilzt. Es wird wärmer. In den Herzen wird es kälter. Herzen werden hart, sie werden zu Härtzen.
Das macht die Gesichter gesichtslos: ohne Sicht.
Ohne Aussicht und Einsicht. Matte Spiegel. Bildschirme die fremdbestimmte Programme abspielen.

„Liebe“ treibt das geTriebe. Werbegeil.
Emotionalbanal. Egoeromanisch.

Der Fortschritt stürzt nach vorne ab.
Das Wachstum wuchert erfolgreich und beglückwünscht sich im Zauberspiegel der käuflichen Statistik.

Geld ist machtvoller Gott der Zeit. ZeitGeist, der das Ewige verfolgt und in Gettos der Lächerlichkeit sperrt. Seine Priester regieren. Die Magiere des Goldes.
Der „MAGIER“ des Geldes. In der Umkehrung: GIERMA. „Ma“ heißt groß. Die Große Gier.
Dem Geld wird gehuldigt, ihm opfern wir, wir sind seine Gefangene, seine Sklaven, Vasallen, Beamte, Statthalter, Verwalter und Regenten. Die Zahlen bestimmen. Sein Sog ist unüberwindlich. Wenige nur können sich freimachen.
Diese gebrauchen eine andere Magie, ohne Gier. Ihre Botschaften sind die Märchen.

„Göld“, nennt es Sahra Kirsch. „Kält“ könnte es auch heißen.

Künstler, nein, nicht nur Künstler, Alle! brauchen die Anerkennung. Brauchen, dass sie erkannt werden, so wie sie im Innersten sind. Doch niemand sieht das. Am wenigsten sie selbst. Sie, wir, ahnen es bloß und glaubten einst es im Außen, im DU, zu finden. Bald schon nicht mehr, nachdem wir uns im verspiegelten Netz der Sprachverwirrung verfangen und gebunden haben. Glückliche Ausnahmen gibt es, glücklicherweise.

So lernen wir nun, in einsamen Plätzen unseres Wesens, ein wenig abseits des Bewusstseins, die Splitter unserer zerstörten Hoffnungspaläste aus Glas, die Bruchstücke unserer Traumschlösser, die Trümmer der eingestürzten Elfenbeintürme, die madigen Reste der Wolkenkukuksheime zu sortieren und in Honig zu verpacken. Wir machen anGebote, machen uns zu solchen, bieten uns erneut an, um, wenn einer zugreift, noch ein wenig geBieten zu können.
Wir lassen uns coutchen und spiegeln, und sollen keck zeigen was wir sind und haben. Dass der Andere immer wieder meint, er bräuchte unbedingt dieses und mich.
Und wir gewöhnen uns daran, den schalen Geschmack der Lüge auf der Zunge, mit Süßem und scharfem Gerede zu überschmecken, und nennen es "menschlich" und verzeihen es uns, weil wir es nicht zu ändern vermögen.

Was schreibe ich hier? Wen interessiert das? Ein wenig Wortakrobatik am Sonntagmorgen. Streckübungen die keine Strecke überwinden, höchstens vielleicht ein wenig elastischer machen im DoppelFlügelHirn. Ein wenig "einleuchten", dort wo es vielleicht besser dunkel bleibt. Flugübungen außerhalb des ZeitGeistes. 

Dennoch: da ist ein Feuer im Ofen, wenn auch ein einsames. Da ist das Schnurren der Katze und der Zauber frisch verschneiter Bäume mit ihren filigranen Zeichnungen der Äste. "Das Eis schmilzt nicht auf einmal", spricht der Sonntagsschnee.

Es geht weiter. Es geht weiter.  Von dorther wo es GUT ist ohne sein Gegenteil ... von dort her ist alles geschenkt.

Samstag, 5. Dezember 2009

Fünf Tage Berlin - neues Atelier

Montag, 30.November

Die letzten fünf Tage in Berlin, mein neues Atelier aktivieren.
Noch kein Internet, kein Telefon. Eine einfache, nicht zu kleine Stadthöhle in Kreuzberg.
Wobei ich bisher weder den Berg noch das Kreuz entdecken konnte.
Oder ist damit meines gemeint, das sich nach tagelangem Putzen, und Räumen deutlicher spürt als zuvor?

Die ersten Tage verbrachte ich also damit mein Kreuz zu belasten, auf dem Berg von Arbeit die nicht delegierbar ist.
Staubsaugen, alle Wände, die Decken feucht wischen. Niedere Arbeit? Keine Arbeit für Künstlerhände?
Von wegen! Die Hände denken, sehen, spüren, begreifen, erkunden Fugen und Ritzen, tasten die Mauern entlang, die Böden, haben Augen und Nasen, und schmecken den Staub der Vorbewohner. 

In andern Kulturen ist das Reinigen eine rituelle Handlung, ist atmosphärisches Gestalten...doch warum in andern? Jeder der so etwas tut lebt in dieser „andern“ Kultur. Das behutsame Reinigen, bewirkt ein Öffnen der Atmosphäre, die zuvor wie eine, mir noch fremde "Berliner Schnauze", knurrte. Dann aber, wenn ich mich nicht ängstige und sie begrüße, ihr freundliches Willkommen spricht.



Dienstag 1. Dezember
Um die Ecke entdeckte sich mir ein Laden mit gebrauchten Büromöbeln.
Ich kaufte drei große Aktenschränke, für Bilder und Material, bezahlte sie gleich, weil ich dem cleveren jungen Mann vertraute (zu Recht wie sich zeigte) und am nächsten Tag waren sie schon da und aufgestellt.
Ich hatte nur einen Stuhl dabei, eine Arbeitsplatte, eine schmale Matratze, ein paar Kissen und Decken, Küchensachen und Kartoffeln, bis ich feststellte dass es keinen Herd gibt. Das war mir entgangen. Kein Herd, kein warmes Wasser im Abwasch (dafür im Bad...ein Luxus sei das in einer Kreuzberger Soutterainswohnung hörte ich später...eine eigene Dusche...) So lernte ich wieder sitzen auf dem Boden und erkannte den Wert von fließendem Wasser und diesem so selbstverständlichen Funktionieren des Sanitären.
Mit der „Welt“ war ich nur per sms verbunden. Die elektronische Nabelschnur sendete Sturmfrequenzen. Parallel dazu „genoss“ ich das "autistische Dasein". Mit niemand reden zu müssen, keine Verabredungen zu haben, nicht erreichbar, greifbar zu sein. Niemand weiß dass ich Rumpelstilzchen heiß. Doch so heiß ich ja nicht, denn ich will kein Kind von einer Prinzessin rauben. Und in der Erde versinken brauche ich auch nicht, denn ich lebe im neuen Quartier bereits sieben Stufen unter der Erde, der Gehsteigsebene, doch über den Kanälen der Stadt.. Exakt sieben Stufen. Wenn das kein mystisches Zeichen ist. Sieben Stufen abwärts und sieben Stufen aufwärts. Doch nicht nur mystisch ist das, sondern ausgesprochen bequem zum aus- und einladen. Das fanden auch die Männer die die Schränke brachten. Als ich mich nach einen Kühlschrank erkundigte sagte der Verkäufer: ja wir liefern auch, kostenfrei bis zum zweiten Stock. Fünf Stock sind die Regel, auch in "meinem" Haus.


Mittwoch 2. Dezember

Da ging ich schon raus. Erkundete die Gegend, Fürbringenstraße, Bergmannstraße, nachdem Biomarkt und Einrichtungszentrum in der Nähe bereits vertraute Wege wurden. Wie rasch es geht Spuren zu legen. Bahnen im Gehirn durch Wiedererkennen. Gespürsinn.
Am Abend dann erstmals wieder im Auto. Das Navi strudelte mich in einen Straßenwirbel um den Funkturm hinein. Eine Stunde, statt 10 Minuten brauchte ich zur noblen Adresse in der schon Bilder von mir wohnen und wirken. Möglicherweise noch weitere, die ich im Auto dabeihatte. Erster Abend am gestalten Tisch. Geschmackvoll nicht nur die Tafel, auch Suppe und Bratapfel...alles Bio...Bio metrisch....Bio magisch ...Bio pathisch, und, logisch: Bio logisch.
Rückfahrt, schon empfindlich kalt. Auch der Vollmond schaut sich die Riesenreklamen von frierenden Mädchen an, die Tag und Nacht Reiz-Unterwäsche den Autofahrern präsentieren müssen. Die andere Art Verkehrs-Zeichen, die hier ebenso präsent sind wie Rot und Grün - als Ampeln.


Donnerstag 3. Dezember
Da brach der sms-Sturm ab und die Nabelschnur riss. Schmerzlich. Dabei war ich erstmals weiter im Stadtinneren. Mit den Rad die Friedrichstraße entlang. Ziel: Museumsinsel.
Riesenplätze mit palastgroßen Plakaten vor die Fassaden Gespannt. Drucktechnisch beeindruckend, doch das was hier vergrößert wurde, naja. Die Bildbotschaft lautete:Kaffee gleich Erotik...Erotik gleich Kaffee.
Allgegenwärtig, diese „Diktatur“ des Erotischen. Statt einer politischen? Keine Frage was anregender ist und angenehmer scheint. Aber warum überhaupt diese Überdimensionalität? Dieses Vergrößern, Übersteigern, Gigantisieren? Öffentliche Kunst wird von der Werbung völlig absorbiert, sodass die Cleveren der Branche Werbung längst, in einem intellektuellen Putsch, zur Kunst erklärten. Alte Werte neu zu schaffen ist einfach etwas mühsamer als frischen verführerischen Süßstoff herzustellen, auch wenn eben dies ein knochenhartes Geschäft ist, weil es Angelköder sind die sich selbst als nahrhafte Fische anbieten. Diese coole Lüge wird professionell betrieben und steht in Sold und Dienst einer Wachstumsideologie "auf-Teufel-komm-raus". Sie kostet Seele und warme menschliche Substanz.
Visuelle Machtausübung als Unterhaltung? Sicher nur äußerlich. So aufwendige Präsentation ist teurer, soll sich auszahlen und ist deshalb exakt auf Wirkung berechnet. ...Größe mal Masse gleich Gewinn... Das romantische Ambiente auf dem Riesenposter... ein Liebespaar...alles Kaffee...aber sichtlich kein kalter..
Nein: die Romantik ist exakte Berechung. Da führt ein harter Wettbewerb, im Krieg der schwarzen und roten Zahlen, den Kampf um die Hormone von uns „Endverbrauchern“, und implantiert, mit ästhetischer Intellingez, in unsere Liebessehnsucht das Produkt, in diesem Falle Kaffee, hinein...Es könnten auch Autos sein, Versicherungen, was auch immer durch das Begehren attraktiv gemacht wird.
So macht das alle Werbung seit je...
Auf kollektiv Wirksames wird das zu Verkaufende, das Produkt aufgepfropft, damit am Stammbaum die gezüchteten Früchte gedeihen., die dann käuflich erwerbbar sind.

Wachstumsbeschleunigung des Marktes?....
Eben zu dieser Zeit wird unweit ein solches Gesetz im Bundestag diskutiert. Krebs wächst auch beschleunigt...doch hier gilt es das Wachstum zu hemmen. Warum sind "wir klugen" Menschen zugleich so abgrundtief dumm?

Die Straße am Kähte-Kollwitz-Museum ist gesperrt. Polizei. Massenhaft. Grenzschutz in Kampfanzügen. Skeptische Blicke aus Soldatenaugen. Scannerblicke, den Tat-Verdacht aktivierend... - jede Projektion ist zugleich eine Suggestion, die stimuliert was sie vermutet! ...
Der harmlose Stadtradler wird zum potenziellen Terroristen. Seine Anonymität? Nichts weiter als Tarnung! Das Händie in seiner Tasche die Kommandozentrale für den geplanten Gewalt-Einsatz.
„Staatsbesuch“, antwortete der Polizist auf meine Frage - nicht unfreundlich - nachdem ich alle meine mir möglichen Harmlos-Signale vertrauensselig auf ihn abgefeuert habe.

Dann kam ein schöner Schwarm weißer Polizisten in keilförmiger Wildgänseformation auf schnurrenden löwenkräftigen Motorrädern daher gefahren. Sie schwebten surrend in gemessener Eile über den Asphalt. Dann die wichtigen Karossen mit Präsident, Gattin, Gefolge und Gefolginnen und vielen PS, Viele Viele... danach die Grünen Polizisten. Unsere markigen Marken der Sicherheit. Der Schwarm hält im Getto gesicherten Raumes. Getragenen Schrittes dann die Staatsgäste zum geplanten Betroffenheitstermin. Was knurrt den da? Nein es ist ein Trommelwirbel für den Präsidenten. Inszenierte Macht ... hübsch so aus der Distanz. Doch welche Freiheit dann einfach mit dem alten Rad weiter fahren zu können, völlig ohne Protokoll und ohne Blitzlichter, im nachmittäglichen Sonnenlicht. Nein ich möchte nicht tauschen. Keine Lust auf Ruhm und die komfortablen Bunker austauschbarer Größe. Dennoch Verantwortungsbewusst für das Allgemeine. Doch anders. Ganz ganz anders.

Unterwegs zu einer der schönsten Frauen in Berlin. Der Weltschönheit Nofretete.
Hier erlebte ich im ägyptischen Museum, trotz der Schmerzen wegen der sms-Abnabelung, ein tiefes Atmen des Gehirns beim Anblick der jahrtausende alten Werke. Diese Bildhauer schufen nicht für den Markt, auch wenn es das wohl auch gab, aber nicht als erste Adresse. Sie schufen für die Ewigkeit. Da niemand diese kannte, konnte nur das Beste gut genug sein. Und das Beste ist weder kitschig noch eitel noch martialisch. Es ist einfach und schön. Noch immer. Trotz der Bauch- und Nabelschmerzen feuerte eine Freude im Gehirn beim Anblick, und in der Versenkung, in diese wundervoll vertrauensvoll kindlich-genialen Werke.
Ja, das ist (m)ein Grund in Berlin zu sein. Diesen Manifestationen von Menschenhand, vor Jahrtausenden geschaffen, in die Augen sehen zu können, sie zu zeichnen, sie zu atmen. Zu spüren, dass alles Schaffen, das nicht nur Markt- und Menschen-Ruhm meint, diese eine Quelle kennt und aus ihr schöpft. Wäre es nicht zu sentimental, würde ich mir erlauben im Anblick dieser Werke von „heimkommen“ zu sprechen.

Nachher im Pergamonmuseum, bei den Phöniziern und den Griechen, war dieses Erleben nicht mehr so stark. (auch wegen der sms-Infusion sicherlich) Das Ewige, als wichtigste Adresse bei den Ägyptern, weicht später bei den Griechen, großartig gebildet, dem menschlich näheren Drama der Götter und der einschüchternden Pracht-Macht-Entfaltung Roms. Solches gab es sicherlich in Ägypten auch, doch der Focus war dort das Ewige. Deshalb wohl wirken diese Werke zeitfrei und in einer Frische die nicht atemberaubend, sondern atemschenkend ist. Jedenfalls für mich. Das liegt sicher auch an der subtilen und geschmackvoll-großzügigen Präsentation des Neuen Museums.

Dann schließlich Nofretete. Königlicher geht es nicht. Das heißt: Dieses Antlitz vermittelt eine wissende durchdrungene Schönheit und Macht, in der sich Erotik und Distanz, Wärme und Klarheit, Würde und Berührung zu einer Mitte verdichten aus der ein Friede blickt und die Gewähr, dass dieser ewig ist. Ich zeichnete sie. So viele Menschen im Museum. Auch hier genoss ich es „Autist“ sein zu dürfen, ohne Hädfon änd Gaid.
Doch nun ist genug darüber geschrieben, wer wird schon so lange Texte im Ungeduldsmedium Internet lesen wollen?
Ich nicht. Aber ich schreibe es ja für Dich und für die ägyptischen Ewigkeiten, von denen es drei gibt.


Freitag, 4. Dezember
Nach drei Tagen putzen und räumen, einrichten und organisieren, ersten Besuch.
Die schönen Töchter meines unlängst verstorbenen Freundes und Lehrers Lothar R. und Barbara - die ich fast so lange kenne wie sie alt sind - besuchten mich und wir feierten den Geburtstag von Icki mit Frühstück und Erzählen im Cafe in der Bergmannstraße.
Icki und Anja. Gegenpolige Schwestern. Sie verkörpern Jugendstil und Bauhaus. Traumwirklichkeit und fantasievolle Architektur. Wie lebendig Lothar und Barbara dabei waren.


Auf der langen Auto-Rückfahrt den Umweg über Schwäbisch Hall genommen. Die Ausstellung meines anderen verehrten Lehrers, Gottfried von Stockhausen, zur Eröffnung im Hallisch-Fränkischen Museum besucht. Leuchtende Glasarbeiten. Fruchtperlen tiefen Empfindens. Ins Liebende transformierte christliche Geschichte. Dabei von einer pracht- und machtvollen Schlichtheit. Eine Freude, ihn, Gottfried, zu sehen. Leider im Rollstuhl. Doch nicht seine Seele und nicht sein Geist. Die sind frisch, sozusagen ägyptisch.

Nun dämmert ein neuer Tag im Frauenhof. Er wird licht werden.






Montag, 30. November 2009

dicht


... seit einiger Zeit schreibe, "veröffentliche"  ich nun im Blog ... dieser Flaschenpost die ich von meiner Insel aus in den medialen Ozean werfe. Ein Schaufenster, in dem ab und zu jemand reinschaut ob was "Neues" drin ist.

Warum eigentlich? Wen soll ich damit belästigen? Um meine Privatzeitung zu machen mit täglichen News? Das Verbreitern des Persönlichen und Privaten über dieses Medium ist kein Anliegen. Es wäre etwa so, wie wenn ich in ein Flugzeug einstiege und dieses Fliegen in der Maschine verwechselte mit eigenem Fliegen. Die Maschine, das Medium, das die Veröffentlichungen transportiert, hat seine ganz eigenen Bestimmungen, völlig unabhängig von mir. Dennoch ist es interessant zu erkunden was es mit der Botschaft macht. 

In der Kunst ist das Persönliche eine Art Rohstoff den es zu bearbeiten, zu gestalten gilt. Eine wunderbare Möglichkeit mit den fixen Vorgaben neue Muster zu kreieren. Wenn das Persönliche durch diese Arbeit transparent wird für einen Über- oder Interpersönlichen Zusammenhang, das heißt für das "Du", wird es mitteilenswert. Schon deshalb weil es den Andern nicht auf einen Mülleimer oder Spielel reduziert, sondern, wie das Wort sagt, etwas mit ihm teilen möchte.

Beinahe hätte ichs vergessen: es gibt ja doch "dringed Wichtiges zu veröffentlichen. Nicht einen DU, sondern ganz vielen DUs und SIEs, also ALLEN, kurz: der Welt zu verkünden".
... rote Fruchtplatneten "getarnt als Äpfel" sind auf meinem Ateliertisch gelandet. Malend suche ich sie nun zu ergründen ... nachdem ich es auch schon mit Verspeisen versucht habe ... damals, ganz am Anfang der Zeiten.
... und, dass die Ausstellung in Garmisch gestern mit einer Lesung zu Ende ging ...

Freitag, 20. November 2009

vier Quitten


... vier Quitten, am selben Tag vom selben Baum gepfückt ...
eine hält sich, die andern sind schon weiter...

Dienstag, 17. November 2009

Zeichnen mit Kunst Licht


Alfred Bast
Finissage Ausstellung
"strömende Ordnungen", in Böbingen
am 15.11.2009

Presseauszug:

Die Finissage seiner Ausstellung "strömende Ordnungen" krönte der Künstler Alfred Bast, zusammen mit dem Jazzmusiker und Komponisten Lothar Rzehak, durch eine überraschend spielerische Performance. Eine gute Stunde erlebten die zahlreichen Besucher ein visuell-akustisches Experiment.
Das war keine vorprogrammierte Computeranimation die hier abgespielt wurde, sondern ein einmaliger, aktueller spontaner Zeichenprozess, ohne Netz und doppelten Boden.
Da konnte klassisches Handzeichnen mit vollzogen werden. Doch nicht über Papier und Bleistift, sondern über die neuen Medien. Per elektronischem Stift und Grafiktablett wurde dabei die spontan entstehende Zeichnung, mittels Computer, über einen Beemer sichtbar gemacht.

In immer neuen überraschenden Bildfindungen und Wendungen wurde der schöpferische Prozess als fließende Bildergeschichte erlebbar, den die zahlreichen Besucher schließlich, nach einer guten Stunde spannenden Miterlebens, mit einem begeisternden Beifall beantworteten.

Lothar Rzehak hat das bildnerische Geschehen mit kontrastreichen Klängen, zwischen rauh und zart, hart und poetisch, zugleich begleitet und angeregt.

"Herz im Kopf"  Zeichnen mit Kunst Licht,  Sequenz  aus der dritten Phase, ca. 3 x 4 m

Montag, 16. November 2009

"Donnerkeil"

A.B. "Blaues Wunder"  Öl auf Leinwand, 100 x 100 cm, 2009

"Donnerkeil"


Der Mann stand vor mir, in meiner Ausstellung, wie das personifizierte Land. Das Land, das sich vor 160 Millionen im Jurameer bildete, später von Kelten bewohnt wurde, dann den Limes ertrug, und heute mit dem Auto leicht zu "überfahren" ist.

Acker, Morgentau, Sonne, Stürme, Demütigungen, Erschütterungen sammelten sich zu einem selbstbewussten Stolz, der mich aus seinen zwei blauen Augen anstrahlte.
Es war einer jener Blicke, die das eben noch so Wichtige vergessen machen. Man muss rasch entscheiden, ob das lästig, oder im Moment das Wichtigste ist.

Geistige Impulse und Musen kommen wann sie wollen und in verschiedenster Gestalt. Auch als gestandener Landwirt verkleidet.

Ein Sommertagblick. Er stand wie ein Baum, verwurzelt, vor mir. Voll mit gefreiten Früchten. Wortlos und doch derart gegenwärtig, dass ich aus seinem Kreis nicht weichen wollte.

Gedankenschnell suchte, in instinktiver Gewohnheit, mein "Scanner" ihn zu taxieren. Doch mühelos gelangte er mit seiner Präsenz in die Mitte meiner Aufmerksamkeit. Alles schnelle Deuten zugleich entlarvend als Vorurteilsfilter der die Wahrnehmung verstellt. Schon das war kostbar.

Dann sagte er in derbem Schwäbisch: "Donnerkeil". Er sagte es stark, sozusagen donnerkeilig. Und nochmals: "Donnerkeil!"

Er sprach damit seine Anerkennung aus und fragte, wo denn die Bilder hinkämen, wenn die Ausstellung zu Ende wäre und fügte hinzu: "Dass sie ja zugänglich bleiben, das sind Sie ihrem Schöpfer schuldig." Dann entließ er mich freundlich.

Das war kein hübsches Lob, sondern eine Erinnerung an meinen Auftrag. "Donnerkeil".

Kunst auf dem Land? Nein, das Land ist nicht nur geografischer Ort, sondern leuchtet manchmal auch aus zwei sommerblauen Augen, selbst im November.

Montag, 9. November 2009

9.11.1989/2009 Winner and Loser

... dieses Foto machte ich am 9.11.89 an der Mauer in Berlin

Winner and Loser.

Gewinner und Verlierer.
Es gibt Niemanden, Niemanden, der nicht beides ist.



Ich bin der/die Wichtigste, der Nabel der Welt!
Ich bin ein Nichts, ein Staubkorn im Universum.

Zwischen diesen unversöhnlichen Positionen entsteht eine Spannung,
durch die beide verbunden sind. 

Sie erzeugen zusammen eine Art unsichtbares Spannseil, eine Saite, eine Schnur,
einen hochelastischen Beziehungsfaden. (String)
Darauf spielt und tanzt das Lebendige. 
Von ihm stürzt es ab.
An ihm zieht es sich wieder hoch.
Von ihm wird es gefesselt und stranguliert, 
gehalten und gesichert.

Je größer der Abstand zwischen den Extremen, desto umspannender die Strecke
dazwischen.
 
Wenige vermögen sich so weit zu spannen, dass es um die Erde, um die eigene Existenz reicht. So weit, dass die unversöhnlichen Gegensätze sich gegenseitig in ihrer eigenen Rückseite begegnen und verbinden.

Was dann geschieht steht in den Sternen deutlich zu lesen.

Foto: Kunstraum Hohenstadt



Sonntag, 8. November 2009

8.11.09 Kunstraum Hohenstadt

Foto: Ulla Röber, Kunstraum Hohenstadt

... Projektionen, Spiegelungen, Reflexionen...und 36 farbige "NaturIkonen".

Im Vordergund eine Paarung aus zwei Objekten in zwei transparenten Kuben mit dem Titel: "Meditation über das Alter der Zeit". Bestehend aus einem schwarzen Kultstein aus dem Himalaya. Ein Geschenk von P.H. Der schwarze Stein ist Millionen von Jahren alt und vom Gebrauch der vielen Hände weich und rund. Er ist in zwei Teile aufgespalten. In seinem Innerem findet sich eine versteinerte Muschel. Gegenüber, in einem eigenen Kubus, die weiße Figur, die ich mangels besserer Bezeichnung "Engel-Embryo" nenne.

Freitag, 6. November 2009

"Harmonischer Dissens"

Foto: Christine Bart

Presseinfo
Begleitveranstaltung zur Ausstellung
"strömende Ordnungen", in Böbingen
am 3.11.2009

"Harmonischer Dissens"

Ein Gespräch zwischen dem Philosophen Hans-Dieter Bahr und dem Künstler Alfred Bast in dessen Böbinger Ausstellung.

Vor einem zahlreichen und kritisch aufmerksamen Publikum, waren sie sich nicht immer einig, der Tübinger Philosoph Hans-Dieter Bahr (1939 in Berlin geboren bei Ernst Bloch über Schopenhauer promoviert) und der Künstler Alfred Bast, in ihrem Gespräch zu Kunst und Philosophie, 

Vielleicht war es grade diese Reibung, die den komplexen denkerischen Stoff anschaulich und interessant machte. Zumal nicht nur gedankenschwerer Ernst regierte, sondern auch spontaner Humor Leben in die Denkzellen brachte. 

Von Mimesis, der künstlerischen Nachahmung im Sinne der Poetik des griechischen Philosophen Aristoteles war die Rede. Und auch von dem, was da nachgeahmt wird: nämlich die Wirklichkeit. Doch was ist Wirklichkeit, wenn alles was wir wahrnehmen von uns selbst bereits vorinterpretiert wahrgenommen wird? So fragte der Philosoph den Künstler. Wählt dieser die Blüte die er malt als Motiv, oder wird er vielmehr von der Blüte ausgewählt sie zu malen? Wie auch immer, schöne und harmonische Bilder, die derzeit im Bürgersaal in Böbingen ausgestellt werden, sind das Resultat.
Doch Vorsicht! Nicht harmlos sei die Harmonie und ihre Erscheinungsform, die Schönheit. Kein Wunder, denn in den Überlieferungen wird "Harmoina", als uneheliche Tochter vom Kriegsgottes Ares, und der Schönheitsgöttin Aphrodite, bekanntgemacht, erklärte Bahr. Die Begegnung mit echter Schönheit bewirke einen Schrecken, eröffnete Bahr, ein Erschrecken und Staunen, die den Menschen aus der Fassung bringe, und durch die Kunst in neuer Gestalt zu erscheinen vermöge, wenn sie gelinge.
 
Das Zusammenwirkung der Gegensätze führe erst zur Kunst, so Bast. Nur wenn Material und Idee, Gesetz und Singularität miteinander ein Drittes erzeugen (Harmonia) könnte sich Kunst ereignen. „Die disparaten Qualitäten müssen in der künstlerischen Arbeit gleichwertig sein, denn sonst gäbe es entweder, wenn das Gesetz dominierte, Erstarrungen, oder, wenn der Einzelfall bestimmend würde, Beliebigkeit und Wucherung“, erklärte der Künstler. 

Das Gelingen des Kunstwerkes hinge nicht von der Machbarkeit ab, man könne es nicht herstellen, (obwohl als Voraussetzung alle Intelligenz und Mühe nötig sei), sondern das Gelingen würde geschehen, wenn die Voraussetzungen dafür stimmten durch die richtige, eben die musische Stimmung. Nur in diese trete das zu Erwartete, die Muse ein. „Als ein Gast der das Haus adelt und festlich steigert“, wie Bast sagt. 

Hier stimmten die beiden völlig überein. Doch nicht bei der Frage von Zeit und Ewigkeit, zum Schluss des Gespräches,. Für Hans-Dieter Bahr ereigne sich alles in der Zeit, in der Präsenz des Gegenwärtigseins.
 "Ich brauche den Begriff der Zeitlosigkeit und Ewigkeit nicht, für mich ist alles in der Zeit". 
Bast, der Bahrs Begriff der Gegenwärtigkeit nicht widersprach, beharrte dennoch auf einer zeitübergreifenden Dimension, die er als er eine notwendige Bedingung für Inspiration erfahre. Er brauche die Idee eines Unbegreiflichen, Unfassbaren, damit nicht alles im Machbaren erstarre. 

Aber war das nicht auch die Aussage von Bahr, nur mit anderen Worten?
Dieser Ansicht waren jedenfalls einige Besucher, die an dieser ungewöhnlichen und gelungenen Begegnung teilnahmen. Einem Gespräch zwischen Philosophie und Kunst, geführt in musischer Spannung. 

(KunstKloster art research)


Mittwoch, 4. November 2009

4. November, Herbstnotizen


Notizen:

Gestern: ein spannender Gesprächsabend mit Hans-Dieter Bahr in der Böbinger Ausstellung.

... das neue Buch von Klaus Vosswinkel: "die Nacht der Trommeln" zu lesen begonnen. Sehr spannend, sensibel und eigen. Manche Resonanz zu meinem "werkbuch 210", das letztes Jahr in Dakar entstand.

... das andere Buch über die Spiegelneuronen musste ich querlesen ... ziemlich trockene Wissenschaft im Partyplauderton verfasst ... geglaubt wird was quantifizierbar ist. Als sei der Mensch quantifizierbar. Und wo er es ist, hört er ganz rasch auf eine individuelle Person zu sein.

... mit einem Nachbarn gesprochen, im kalten Wind, nahe dem Wasserturm. Er studierte Wirtschaftswissenschaft. Einer seiner ersten Lehrer habe ihn nachhaltig beeidruckt, als er seine Vorlesung so begann: "Es gibt die Lüge, es gibt die große Lüge und es gibt die Statistik: damit fangen wir an".

... und es gab heute die farbigen Wolkenbilder und das Geräusch der fallenden Blätter im Wind ... und es gibt Dich.

Foto: Uli Sach

Montag, 2. November 2009

zum 80sten Geburtstag von Michael Ende





Ausstellungsort und Galerieräume




Zum 80. Geburtstag von Michael Ende

WANDERER ZWISCHEN DEN WELTEN
Phantastische und visionäre Kunst in Garmisch
im Michael-Ende-Kurpark Fürstenstraße 14 - der früheren Galerie des Marktes im Kurhaus - Garmisch- Partenkirchen

1. - 29. November 2009

Es gibt Künstlergruppen, bei denen ein gemeinsames Konzept, eine Theorie, die sich auch in Manifesten ausdrücken kann, im Vordergrund steht.
Daneben finden wir Künstlerpersönlichkeiten, die schwerer einzuordnen sind.
Sie stehen im Gegensatz zu den "Ismen" ihrer Zeit, bilden in ihrer Subjektivität so etwas wie eine Konstante des Visionären und Phantastischen in der Europäischen Kunstgeschichte. Diese Konstante sichtbar zu machen, ist Idee der Ausstellung. Die Künstler verbinden keine formale Analogien, vielmehr das Pionierhafte, die Wanderschaft zwischen den Welten, die es zu entdecken, zu schauen oder zu erschaffen gilt.

Ausstellende Künstler,
Cornelia Bach
Alfred Bast
Otfried Culmann
Fritz Hörauf
Claudia Knüppel
Tamara Ralis
Ernst Steiner

"Zusammenarbeit"

WANDERER ZWISCHEN DEN WELTEN
Phantastische und visionäre Kunst
"Wanderer zwischen den Welten“ heißt die beeindruckende Ausstellung, die am 31. Oktober 2009 in Garmisch, im Michael- Ende-Kurpark eröffnet. Sie vereint Künstler wie Otfried Culmann, Fritz Hörauf, Ernst Steiner, Claudia Knüppel, Alfred Bast, Cornelia Simon-Bach und Tamara Ralis. ¬ Künstlerpersönlichkeiten, die sich nicht in gängige Schubladen einordnen lassen.
Die Wurzeln der phantastischen Kunst liegen nicht allein im Surrealismus, sondern auch im Jugendstil, sie reichen zurück in den Barock, vermutlich sogar bis in die Antike und schließlich bis hin zur beschwörenden Kunst, wie wir sie aus der Höhlenmalerei kennen. Die präzise gemalten Bilder der Ausstellung entführen in die Welt des Ungewöhnlichen: Riesenhafte Labyrinthe, magische Landschaften und meta-physische Rätsel.
Phantastische Kunst muss man nicht studiert haben, sie erschließt sich spontan im Anschauen - überraschend und geheimnisvoll.
Roman Hocke

Die Ausstellung eröffnet
am Samstag 31. Oktober um 18 Uhr
Es spricht: 1. Bürgermeister Thomas Schmid Einführende Worte: Roman Hocke
Finissage Sonntag: 29. November 15 Uhr Lesung: Texte von Michael Ende, Ernst Steiner, Tamara Ralis, Fritz Hörauf und Alfred Bast

"Was du nicht kennst, das, meist du, soll nicht gelten?
Du meinst, daß Phantasie nicht wirklich sei?
Aus ihr erwachsen künftige Welten:
In dem, was wir erschaffen, sind wir frei."
Michael Ende
.

Öffnungszeiten: Dienstag - Sonntag von 12-17 Uhr.

vernissage

muse und mimesis




Vortrag:
Dienstag, den 3. 11. 19.30 Uhr
"Muse und Mimesis"
Hans-Dieter Bahr, Tübingen, Philosoph,
im Gespräch mit Alfred Bast

"Mimesis", Nachahmung, gilt in der Kunstrezeption der Moderne als überwunden, gar als tabu.
Warum dies, im Zeitalter der reproduzierenden Maschinen, neu zu bewerten wäre wird untersucht.
Ebenso der Begriff "Muse", der nicht auf Freizeit reduzierbar ist.
„Als mich ein Freund dazu anregte, über Muße und Musen nachzudenken, stutzte ich einen Augenblick über den inzwischen verstaubt klingenden Unterton dieser Ausdrücke, die an die Salons der humanistisch Gebildeten im 19.Jahrhunderts erinnerten – bis ich begriff, dass er eben das Unzeitgemäße damit im Blick hatte“ (Hans-Dieter Bah).

Hans-Dieter Bahr und Alfred Bast haben in dem Projekt "philosophie on stage" 2005
im Museumsquartier in Wien, eine dialogische Performance durchgeführt.
Prof. Hans-Dieter Bahr, geboren in Berlin, lehrte Philosophie in Berlin, Bremen, Mailand, und an der Universität Wien. Im Zuge seiner Auseinandersetzung mit dem Garten der Philosophie ist er vor allem Fragen der Ästhetik, des Mythischen, der Medien und dem Verlust von ‚Muße’ (schole) durch ‚Freizeit’ nachgegangen.
www.hansdieterbahr.de

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Tribut an die Kleingeister

Alfred Bast                     aus der Serie: "Herz im Kopf"       "the gift"                 Nr. 43

... von Zeit zu Zeit kommen ausgewachsene, machtvolle Kleingeister. Sie kommen immer zur unpassenden Zeit. Dann wollen sie ihren Tribut.

Er ist gerade so hoch, dass sich ein Kampf nicht lohnt, und doch hoch genug, dass es zwickt.

Samstag, 24. Oktober 2009

26.10. NaturIkonen


Zeichnen: Abenteuer des Sehens.

NaturIkonen: Beim Ikonen malen, so schreibt Pawel Florensky, geht es um die Fähigkeit des Malers durch seine innere Haltung und reine Ausrichtung einen Kanal zu schaffen, vom Zeitlichen ins Ewige, oder von der Erde zum Himmel, oder von Maya zu Brahma, oder vom Abbild zum Urbild.
Es geht darum, quasi einen Stollen zu treiben durch die Traummaterie der Vorstellungen, die aus Angst und Sehnsucht ihre Bilder produziert, damit durch diesen Kanal etwas von der lebendigen göttlichen Qualität - oder wie immer man das auch nennen mag - in die gemalten Bilder gelangen und sich darin manifestieren kann.

Nun wäre es natürlich sehr anmaßend zu meinen, dass einem das selbst gelingen könnte, ist es ja gerade niemals das Ich das eine solche Leistung vollbringt. Trotzdem verlangt es die höchste Fähigkeit, Anstrengung, Ausrichtung und Präsenz des Ich, diesen Kanal zu bilden, mit dem Ziel, zur Seite zu treten, um dem Anderen Raum und Einfluss zu geben.

Deshalb besteht das größte Erlebnis beim Malen darin, diese Verbindung, durch alle Sphären der Ablenkung, zu schaffen, durch die dann etwas hereinkommen kann das ich nicht bin, und das mich doch beseelt und nährt, wie nichts anderes. Etwas, das sich im Bild niederläßt wie ein Fremdes, und das doch der Kern und die Essenz ist. Deshalb wirken meine geglücktesten Bilder auf mich so, als hätte ich das Beste daran nicht selber gemalt.
Ich denke, das ist keine Selbstmystifikation weil es vielen so geht, die mit einer solchen Ausrichtung arbeiten.

24.10. ...kennst Du das?

aus Werkbuch Nr: 206


... es gibt Situationen mit Menschen, da geht es Dir wie einem Handy im Funkloch.
Du hast einfach keinen Empfang. Die Ideen, sie bleiben fern - hinter einer Wand. Und die Gedanken, die sonst nur so sprudelen und zu tanzen beginnen, brüten dumpf und lustlos in einem faden, verwinkelten Schweigen.

Freitag, 23. Oktober 2009

23.10. Werkbücher und Zeit




... seit 1968 führe ich Werkbücher. Eine Sammlung mit Notizen und Zeichnungen. Nun erweitert es sich um ein elektronisches, den Blog.

... eine Nachricht von Gestern ist in diesem elektronischen Buch keine Seite die ich mit der Hand umblättere, sondern sie erscheint gleichzeitig auf der einen Oberfläche des Bildschirms. Ohne die Eigenschaften des Papierträgers, ohne Knicke, ohne Haptik, ohne Handschrift. Alles präsentiert sich in perfekter Schrift. Diese gibt keine Signale, ob es sich um eine rasche Notiz auf einem Einkaufszettel, oder um eine lange durchdachten und verdichteten Gedanken handelt.

... natürlich ersetzt der Bildschirm, der die runde Erde wieder flach macht, nicht das Handgeschriebene, sondern macht es, im Gegenteil, zu einem besonderen Ausdrucksmittel...

... in den Büchern sammelt sich die Zeit in einer sichtbaren Reihenfolge.
Jetzt mit diesem Blog bleibt der Bildschirm derselbe, auf dem gescrollt werden kann, rauf und runter, von aktuell hinab nach früher. 

Mir stellt sich heute Morgen die Zeit wie einen Ring dar, oder besser wie einen doppelten Ring, nein: wie zwei Walzen. Eine für die Vergangenheit und eine für die Zukunft. 
Ähnlich den großen Bürstenwalzen in einer Auto Waschanlage, nur viel riesiger und langsamer sich drehend. In der Mitte das Auto, das Selbst, das Ich, das die Illusion hat, die Zeit verlaufe als Linie. Dabei bleibt, bei genauerem Hinschauen, das physische Ich auf seinem Platz. Es kann sich nicht in der Zeit bewegen wie es will. Es wird lediglich von den zwei elastischen Walzen, Vegangenheit und Zukunft, in der Gegenwart "gewaschen" und gedreht. Jahr für Jahr, von Geburtstag zu Geburtstag. Zugleich wird es - unmerklich - immer mehr nach Oben und Unten gedehnt,  gedrechselt, wie eine Schraube.

In welches Gewinde wir wohl passen wenn wir „fertig“ sind?


... bei diesem Gedanken-Bild sehe ich die Malerei von Edgar Ende vor mir. Es passt auch zu der Ausstellung: „Wanderer zwischen den Welten“ Phantastische und Visionäre Kunst,  die wir derzeit vorbereiten. In Garmisch-Patenkirchen. Zum 80.sten Geburtstag von Michael Ende. 


Donnerstag, 22. Oktober 2009

22.10. Das Meer


... von K. erhielt ich heute diesen schönen Text von Nazim Hikmet über das Meer.
... Eine zusammenfassende Anreicherung der Wasserperformance ...

NAZIM HIKMET

Über dem Meer die bunte Wolke
Darauf das silberne Schiff
Darinnen der gelbe Fisch
In der Tiefe blauer Tang
An der Küste ein nackter Mensch
Der steht da und überlegt
Soll ich die Wolke sein?
Oder das Schiff ?
Oder der Fisch ?
Oder vielleicht der Tang ?

Weder noch !

Das Meer musst du sein,
Mensch!
Mit ihrer Wolke,
Mit ihrem Schiff
Mit ihrem Fisch,
Mit ihrem Tang!

Mittwoch, 21. Oktober 2009

21.10. von Freunden: zwei kostbare MAHNUNGEN zu Blogs und bloggen



"Und über die Blogs sagt er (Botho Strauß) griesgrämig: -Das All ist erfüllt von jedermanns erbrochenem Alltag, das Logbuch einer weltweiten Mitteilungsinkontinenz.-

Da ist ja schon was dran und wenn man von Deinem Blog auf nächsten Blog klickt, bekommt man einen netten Querschnitt, aber die Kritik an dem Gequatsche entwertet
ja nicht das Medium als solches. Die Gedanken,. die man druckt und auf den Markt wirft, erreichen auch nur eine begrenzte Leserschaft und so ist es auch mit den Blogs.

Also ich bin gespannt, ob Du das durchhältst, im Beginn liegt ja schon eine gewisse Verpflichtung, aber Du solltest Dir die Freiheit nehmen, das Logbuch wieder einzustellen, wenn
Du feststellst, dass die Richtung nicht stimmt."         U.R.


...Habe auch
aufmerksam gelesen, was Du verblogt hast, und so ein wenig teilgenommen an
Deinem Denken. Hoffe nur, daß Du jetzt nicht auch unter die Dauer-Blogger
gehst (wie andere Freunde). Ich meine, kurze geformte Mitteilungen des
Erlebten sind mehr wert als diese Alltagsberichte - in die ich zB.:
schließlich gar nicht mehr reinschaue. Jeder von uns "Aktiven" erlebt ja
selbst täglich "Welt"....                                      C.G.

Dienstag, 20. Oktober 2009

Dienstag, 20. Oktober 2009



Dienstag, 20. Oktober 2009


Ein sonniger Herbstmorgen. Stille im KunstKloster.
Wie es sich gehört. Stille in mir? Nein.

Die letzte Woche dröhnt, erinnert sich. Ich schaue mir das an, schreibe darüber wie eh und je ... und denke dass ich es teile ... mitteile in dem für mich neuen Medium eines Blogs ... der „Welt“ dem "Weltsantkasten Internet" mitteile, ein paar Spuren lege, ... in den Lärm mein Flüstern einspeise. Ob es jemand liest? Vielleicht..

... Der Filmabend bei Mantels (www.ernstmantel.de - Ernst macht faszinierendes Kabarett, Kunst, nicht "nur" Kleinkunst!). B.G. erzählte dort von ihrer Reise in den Iran und zeigte einen ZeichenTrickFilm von Marjane Satrapi "Persepolis", der mir unter die Haut ging. Am nächsten Morgen die Fahrt nach Berlin, um Peter noch zu sehen der jetzt schon in Auroville/Indien ist, um ein paar Fragen zu besprechen bezüglich der Souterrainwohnung, die ich ab Dezember beziehen und bespielen werde.

Eine „evolutionäre KunstKlosterZelle“ in der Hauptstadt. Hier im Grünen dort im „Roten“. Hier „draußen“, dort „drinnen“. Mitten im anonymen kollektiven Menschenkörper. Komplementärpunkt zur weiträumigen Natur des Frauenhofs.


... Dann am Sonntag mit Veronica Gonzalez die Wasser-Performance in Böbingen. War es gut? Wirksam? Was ich hörte war positiv. Das Negative verdeckt sich meistens eine Weile und tritt dann als kaltes Schweigen, oder peinliches Abwenden auf. Es muss auch sein, gehört zum Ganzen. Ich habe mir die Videoaufzeichnung angeschaut und würde ein paar Sachen nun anders machen, finde es insgesamt aber gelungen.

Zwischen positiver Außensicht, der gesäuberten Oberfläche, und dem wirklichem Geschehen liegt meist ein ziemlich großes dunkles Land, wie zwischen dem glanzvollen Reiseprospekt und der tatsächlichen Reise, wie zwischen den freundlichen Ritualen alltäglicher Kommunikation und dem inneren Empfinden.

... Freunde kamen angereist. Sie erzählten von Kunst-Ausstellungen, die das Thema „Tabu“ hatten. Was zu sehen war? Alle Arten dessen was in „bad banks“ des Geschmacks als faule Wert-Zeichen-Papiere Zinsen trägt. Das Übliche: Widerkauen dessen was ohnehin in brutalem Übermaß vorahnden ist. Gewalt, Pornografie, Missbrauch auf allen Ebenen. Die bekannte Mischung.

Ich mag die Legierung von oft schicken und teuren Ausstellungen und dem zelebriertem Bösen und Hässlichen längst nicht mehr. Empfinde sie als verlogen. Zu oft spekulieren sie auf Sensation, arbeiten kalkuliert mit Skandalen und freuen sich, wenn sie einige Menschen wütend machen. Provokation nennt sich das. Meist aus gut situiertem und gesicherten Hintergrund heraus. Ich denke von dieser modernden Moderne haben wir inzwischen mehr als genug. Und Scheiße wird auch nicht besser wenn sie in edlen Dosen verpackt und in cleveren Vereinbarungen kommuniziert wird.

Was fehlt ist das nährende Schöne. Eine Schönheit allerdings, die nicht als geschminkte Werbe-Lüge vor den Abgrund hässlicher Absichten gespannt ist, sondern eine, die aus dem Geschenk des Lebens kommt und sich selber immer wieder frisch erzeugt. Trotzt allem Missbrauch. Nicht wegen und nicht gegen ihn, sondern weil das Leben sie als formende Gestaltkraft in sich selber freisetzt, wenn man es nicht hindert, stört, zerstört.

Deshalb mache ich auch keine Kunst in dieser Richtung. Stelle keine tonnenschweren Paletten mit kubisch gepressten Fleischbrocken, in tief gefrorenem Zustand, in eine Ausstellung und lasse sie langsam abtauen, während sentimentale Tiervideos auf Großbildschirmen laufen, und Kuscheltiere auf dem Boden aufgestellt sind - obwohl mich das reizt - sondern setze mich hin und male eine Quitte. Wie jedes Jahr um diese Zeit.


Montag, 19. Oktober 2009

Ausstellungseröffnung "strömende Ordnungen"

Ausstellungseröffnung "strömende Ordnungen" in Böbingen mit BM Jürgen Stempfle



weitere Fotos der Ausstellung
http://picasaweb.google.de/yalasan/StromendeOrdnungen

Wasserperformance mit Veronica Gonzalez


Alfred Bast, Kunst Kloster art reseach Manuskript überarbeitet am 17.10.2009

Wasser-Performance 
mit Veronica Gonzalez, Wassertrommel und Gesang
....bewegte Basis, strömende Ordnung

Wasser lehrt ....so man es befragt......dass die konträren Erscheinungen Ausdrucksformen eines einzigen Grundelementes sind..... Wasser lehrt dass Vielfalt und Einheit innig zusammenwirken und zusammengehören, und so den Kreislauf des Lebens ermöglichen,../.einen Kreislauf der sich zur Spirale erweitert. // 

Wasser ist Zeit und Dauer zugleich. ../...Wasser ist Bewegung und Basis in Einem ....-...bewegte Basis . ...strömende Ordnung.//

Wasser reagiert höchst sensibel auf jeden Impuls ... und formt ihn entsprechend plastisch aus ... / ... 
Es antwortet......doch nicht nur wie ein Echo ... //

Die Ringe der Steine, die wir ins stille Wasser werfen, sie durchkreuzen und durchdringen sich, überschneiden sich ohne Verdrängung und bilden komplexe Muster.

Wasser erscheint in gegensätzlichsten Gestalten wie kein anderes Element ... / ... und bleibt doch immer mit sich selbst identisch... //

Montag, 12. Oktober 2009

"Werk-Freundschaft" Lesung und Gespräch mit Tamara Ralis

Im lichten Bürgersaal der Gemeinde Böbingen
lasen Tamara Ralis (www.beings.de) und ich aus unserer Mailpost.

Werk-Freundschaft, unter diesem Thema stand diese erste der fünf
Veranstalungen
in der Ausstellung.

*Werk*, verstanden als etwas zu Leistendes, als etwas das Gestalt werden
will,
als etwas das aus der Fülle schier unbegrenzter potenzieller Möglichkeiten
sich in eine Form, eine Formulierung verdichten will.
Und *Freundschaft *als Mitteilung, Austausch, Sprachforschung und
Sprachfindung,
denn die Botschaft, der Gedanke, wird durch diese Buchstaben, die hier
zu lesen sind,
und durch sonst nichts transportiert.

Die Themen, die, so meinten wir, auch für Andere von Interesse sein
könnten beinhalten Beschreibungen
vom "Inneren Arbeitsplatz", den Inneren Werkstätten in der sich die
Ich-Person wie einem Andern begegnet.
Dabei wird die Person als Exemplar der Gattung gesehen, untersucht, und
gestaltet.

Wir sind uns bewusst, dass die Formulierung, möglicherweise die
Erkenntnis die auf
solche Weise entsteht, nur glücken kann, wenn sie offen bleibt für das
Nicht-Sagbare, Nicht-Fassbare.
Und doch, das ist die Chance, wird dieses durch das Kleid der Sprache,
das wir darüber zu legen suchen, sichtbar und erahnbar.
Solche Sprache ist wie Architektur die nicht nur aus Mauern besteht,
sondern wesentlich aus dem leeren Raum,
den diese erschaffen.

Wir waren uns nicht sicher ob die Auswahl aus den zahlreichen Mails, die
wir die Tage davor getroffen hatten,
die Gäste auch erreicht. Doch die Besucher waren und wurden hellhörig.
Und so konnten wir erstmalig
unseren Dialog zu andern hin öffnen. Eine Freude für uns, vor allem auch
über die positive Resonanz.

Nächsten Sonntag, wieder um 15 Uhr werde ich mit der Musikerin Veronica
Gonzalez (www.veronicagonzalez.de) eine Performance durchführen:
"Wasser-bewegte Basis".

Herzliche Einladung dafür!

Samstag, 10. Oktober 2009

was ist ein blog? wie sieht das aus und wie funktioniert das?

Ab heute kann ich über diesen weg meine texte direkt ins internet stellen.
Dies ist ein Test um zu sehen ob das auch geht und wie.
Es ist wie laufen lernen, oder krabbeln, denn ich habe keine Ahnung was sich damit eröffnet.
Bin jedoch lustig es zu lernen.

Mein elektronischer BloggerPapa ist Karl, der mich hier an die Hand nimmt und sagt ob es so stimmt.

Und weil ich wissen will ob auch ein Foto kommt, schicke ich noch eins von der Ausstellung
in Böbingen dazu rein.


Freitag, 9. Oktober 2009

strömende Ordnungen

Ausstellung in Böbingen.
Mehr via www.alfred-bast.de

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Montag, 26.10.2009, 19.30 Uhr

Stern- und Blütenformen im Planetensystem - Vortrag von Hartmut Warm - http://www.keplerstern.de

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