Dienstag, 21. Dezember 2010

Wintersonnwende 2010



Was ist herrlicher als Gold, fragte der König? - Das Licht, antwortete die Schlange. - Was ist erquicklicher als Licht? fragte jener - das Gespräch, antwortete diese.

J.W.v.Goethe, das Märchen


Wintersonnwende 2010

Vor 15 Jahren, am 21.12. 1995 begann ich am Strand von Auroville in Südindien ein künstlerisches Projekt, bei dem ich direkt mit Sonnenlicht und einer starken Lupe in farbig präpariete Leinwände Zeichnungen brannte.

Vom 21. Dezember bis 6. Januar zeichnete ich jeden Tag ein solches "LichtBild".

In dieser besonderen Zeit, an diesem besonderen Ort, liegt auch die Geburtsstunde des KunstKlosters.

KunstKloster?

Dabei war es mir ein Anliegen für die ergänzende Verbindung von künstlerischer Offenheit und spiritueller Ausrichtung, einen Begriff zu finden. Einen Begriff der wie ein Raum sein sollte zwischen Grenzen. Ein Begriff als eine Werkstättem ein Labor, ein Atelier, im Grenzland.

Ich erlebte und erlebe in meiner künstlerischen Praxis, dass Kunst und Spiritualität sich teilweise gegenseitig ausschließen und verhindern, ja befeinden.

Ob es sich um Bilderverbote in bestimmten Religionen handelt oder um spirituelle Verbote bei atheistisch geprägter Ästhetik, es ist, als würden sich Wurzel und Krone eines Baumes streiten, wer von beiden das alleinige und primäre Existenrecht hat.

KunstKloster art research, meint den ganzen Baum, den ganzen Menschen, den Menschen als Ganzes.

Doch was ist ein Mensch als Ganzes? Eine vollkommene Biomaschine, eine Projektion von Sinn in ein von blindem Zufall gelenktem Universum? Ein Idol?

Vor 21 Tagen hat meine Tochter ihr drittes Kind geboren. Ich besuchte sie, hatte es auf dem Arm und es schaute. Schaute uns an. Es schaute mit Augen in denen sich noch keine Reflexe und Reaktionen spiegelten. Ich hatte den Eindruck das All hätte Augen bekommen um nun ins Irdische herein zu blicken. Erstaunte Augen die trinken was sie sehen. Augen die staunen dass sie sehen. Im Mutterleib war es dunkel.

Dieses Kind, alle Kinder! sind trotz ihrer körperlichen Hilflosgikeit ohne Zweifel ein Ganzes, bereits ein ganzer Mensch.

Wie wird es sich entfalten, entwickeln? Welche Umweltfaktoren werden welche Anlagen fördern oder hindern? Was wird aus ihm? Welche Gestalt wird es einst gehabt haben?

Das ist von vielem abhängig. Bestimmte Bedingungen sind unabänderlich gegeben, doch wie innerhalb der Bedingungen gelebt wird, das ist die gestalterische Herauforderung und die Wurzel der Kunst. Darin ist die Freiheit und in der Freiheit entfaltet sich das Spiel. Es beginnt dort wo der Kampf ums Überleben endet. Denn das Überleben ist wahrscheinlich ein "Notprogramm" der Evolution. Dahinter droht die unbewußte Gewissheit, dass es dieses Überleben des Einzelnen letztlich nicht gibt, wie erfolgreich und fit er sich auch hält. Vielleicht gibt es nicht mal, auf länger Sicht, des Überleben der Gattung. Solches "evolutionäres Notprogramm" staut sich in einem übersteigerten Egoismus, der von halbbewußter Angst gespeist wird, wenn es hier keinen "Fort-Schritt", kein Weiterkommen gibt.

Ein gestauter Egosismus der immer neu Kraft bekommt ohne zu wissen wohin damit, verhindert den nächsten Schritt. Er baut eine riesige Verteidigungsmauer gegen alle möglichen und unmöglichen Feinde. Diese wandelt sich allerdings unmerklich in eine Gefängnismauer aus der es kein entkommen gibt.

Dieses Geschehen ist so subtil und allgegenwärtig, natürlich auch im Schreiber, dass ein nächster möglicher Entwicklungsschritt verdrängt und vergessen wird. Oder, dass die Kraft und Intelligenz die dafür vorgesehen ist, in die falschen Kanäle geleitet wird. Es ist eine tägliche Arbeit, Türen und Fenster in dieser Verhaltensmauern zu bilden, dass das eigene Ich ein offenes Haus wird und sich nicht zum egomanischen Getto verpanzert, dass es Licht herein läßt, Freunde und Gäste, dass es das Gespräch sucht und schenkt.

Das KunstKloster, so hatte ich das damals gesehen und sehe es heute noch, ist wie eine Hütte am Stand, wo sich der "evoltionäre Notplan des Überlebens" mit der ozeanischen Weite schöpferischer Möglichkeiten berührt und durchdringt.

Zwischenzeitlich wurde aus der Hütte ein Zelt mit dem wir reisten, von Seminar zu Seminar. Es haben sich inzwischen KunstKloster Orte etabliert: das Atelier im Frauenhof, der Kunstraum in Hohenstadt und eine Station in Berlin. Doch im Grunde ist es ein innerer Raum, den jeder in sich eröffnen kann.

Wer in das KunstKloster eintritt will nicht überleben, sondern leben und sich entfalten, will werden wer sie oder er ist: von Anfang an ein ganzer Mensch in der Entwicklung.

Nun ist diese, wie fast jede Beschreibung über solche Themen, die doch weit über das sprachlich Fassbare hinausreichen, immer nur eine Andeutung und Skizze. Doch wage ich es diese zu tun, auch wenn sie nicht vollständig ist oder sein kann. Denn nur wenn ich beginne, das ist immer die selbe Erkenntnis beim malen, nur dann, entwickelt sich das Mögliche. Sonst bleibt es draußen und tritt nicht herein, reichert nicht an, belebt und ergänzt nicht.

Das Ganze, von dem ich gesprochen habe, ist offen. Es ist wohl niemals "fertig" und doch ist jeder Schritt, jede Phase durchaus perfekt und im Ganzen zuHause.

Mein Gruß und Dank zur Wintersonnwende, zur Weihnacht und zum Jahreswechsel, gilt allen die am KUNST KLOSTER art resarch mitwirken. Ob mit "Gold mit Licht oder dem erquicklichen Gespräch"


Donnerstag, 18. November 2010

"QuittenPflicht"

"QuittenArbeitsPlatz"                     KunstRaum Hohenstadt            2010

Male derzeit wieder Quitten.
Bin in der "Quittenpflicht". Wie jedes Jahr.

Es ist die Abmachung mit dem Quittenbäumchen, das ich 1985 vor mein Hohenstadter Atelier pflanzte, jedes Jahr von seinen Früchten welche zu malen. Und dieses Jahr waren es 87! an diesem noch relativ jungen und kleinen Baum.

Alles nur ganz "langweiliges abmalen - nix kreatives"!?

Und doch! Du kannst dem nur gerecht werden, wenn du ganz präsent bist und so gut wie nichts aus der Routine malst. Dann elektrisiert, fordert und nährt dich das handelnde Schauen und Sehen. Das konzentrierte Malen dieser Formen bringt dich in Form.

Vermutlich motiviert mich das so, weil ich noch immer nicht kapiere (und das mit 62!) was die Schöpfung ist, wo dieser "Zufall" herkommt. Weshalb die Natur, diese wunderbaren Dinge in beharrlicher Regelmäßigkeit immer wieder neu erschafft. Zum Beispiel diese Quitten.

Eine Antwort kommt manchmal in den Wahrnehmungsraum, der durch die ausgerichtete Haltung beim malen entsteht, zu Besuch, und verbreitet sich wie der Quittenduft im Atelier. 

Freitag, 12. November 2010

Einladung ins Atelier Hohenstadt und Berlin

KunstRaum Hohenstadt                                        2010


KunstKlosterStation Berlin                                    2010



Einladung ins Atelier

 

1. Advent  28.11.      Kunstraum Hohenstadt

2. Advent    5.12.      Berlin/Kreuzberg

3. Advent    12.12     Kunstraum Hohenstadt

4. Advent    19.12 .   Kunstraum Hohenstadt

jeweils 10-16 Uhr geöffnet.

 

Ein Atelier in dem  Kunst entsteht vermittelt eine besondere Atmosphäre die sich nicht transportieren und anderswo ausstellen lässt.

Das korrespondiert mit einem Interesse, die mehr als bloße Neugier ist, über diesen Lebens- und Arbeitsraum eines Künstlers unmittelbaren Zugang zu dessen Werk zu finden.

Auch in der neueren Kunstpräsentation- der Installation - bei der die Verbindung von Ort und Werk eine entscheidende Rolle spielt, findet das seine Entsprechung.

Da ich alternative Ausstellungsformen, die auch Atmosphären vermitteln suche, ist es naheliegend das Atelier selbst zeitenweise in einen Ausstellungs- und Begegnungsort zu verwandeln.


Adressen:


Alfred Bast

KunstRaum Hohenstadt

Abtsgmünder Straße 5

73453 Abtsgmünd-Hohenstadt


Tel.:  07366-2578


KunstKlosterStation Berlin

Solmsstr. 6 / Souterrain 
10961 Berlin/Kreuzberg


Tel.: mobil: 0170-9368651

www.alfred-bast.de
www.alfred-bast.blogspot.com

info@alfred-bast.de

 



Dienstag, 19. Oktober 2010

Herbstprojekt 2010 Teil 4


Es regnet und die Linde vor meinem Fenster gibt ihre herbstlichen Blätter dem Wind. Die roten Farben werden selten. Nur die Hagebutten glänzen noch prall und resistent. Schlehen sehe ich in diesem Jahr keine.  

Ich bin jetzt gerne im Atelier, malend, lesend, schreibend. Schreibend auch in diesem Medium. Dem Blog. Es ist eine leichte Form des "herausgebens". 

Dann loggt sich meine "Botschaft" ein ins ozeanische Internet. Das Internet verspricht weltweite Öffentlichkeit. Faktisch stimmt das. Doch konkret gibt es paradoxerweise eben durch die flutartigen Veröffentlichungsmöglichkeiten aller und überall, ganz gemütliche und musische Nischen. Meine gar nicht netzgerechten langen Texte, mit  komplexen und schwierigen Themen schützen sich selbst. Denn alle  fixen "User" werden, wo zu viel Präsenz verlangt wird , rasch vorbei-jusen. Wem es aber zusagt, wer sich die Zeit, diese kostbare massenlose Energie, gibt oder nimmt, sei mir willkommen.  


Werknotizen zum Sehen

Seinsperspektive
(eine Skizze)

"Kunst ist ein besonders wesentliches Mittel der menschlichen Erkenntnis"   Rudolf Arnheim, Zauber des Sehens.

Unsere Wahrnehmung ist linearperspektivisch trainiert. Der Lauf der Zeit, die Jahre die wir zwischen Geburt und Tod reisen, werden meist als eindimensionale Achse interpretiert. Als eine gerade Linie mit einem Anfang und einem Ende, auf der wir durch die Zeit reisen.


Lebensbewegung von der Kindheit zum Alter



Doch dieses Modell erweitert sich bei näherer Betrachtung, denn es ist keineswegs so, dass die Lebensreise einer Fahrt auf der Autobahn gleicht und die Vergangenheit nur Ausschnittsweise im Rückspiegel gesehen wird. Wäre es so, dann würde die Vergangenheit immer nur eine relativ kurze Strecke eingesehen. Das weiter Zurückliegende wäre verschwunden, oder würde von der näheren Vergangenheit verdeckt. Doch das entspricht keineswegs den beobachtbaren Tatsachen.
Je länger ein Mensch auf seiner Lebensbahn reist, wir sagen: je älter ein Mensch wird, desto mehr Vergangenheit sammelt sich an.
Ja es scheint so zu sein, dass sich immer mehr Vergangenheit vergegenwärtig, dass die Vergangenheit sich mehr und mehr in die Gegenwart einmischt, oder sogar diese überholt und vorne, in der Zukunft wieder auftaucht. "Die Vergangenheit holt Dich ein". Doch auch das ist eine Vorstellung die sich noch auf einer Gerade bewegt, wie auf einer Straße und wird den Einsichten, die sich beim Betrachten diese Themas auftun, nicht gerecht.

Denn um Einsichten, um Sichtweisen, um Sehen, geht es dabei.


Eine Erweiterung des Blicks, von der Linearperspektive zur: "Seinsperspektive", erscheint folgerichtig.
Wenn eine visuelle Figur gesucht wird, die zutreffend zeigt wie sich Erinnerung und Zeit verhalten dann erscheint die Ellipse geeignet. 

Darin verbinden sich die Gegenätze Kreis und Strahl in einer Figur. Die Ellipse (das Ei) ist, mit der Spirale, eine elementare evolutionäre Chiffre. Das heißt in ihr sind Statik und Dynamik miteinander verbunden. Aus der Verbindung von Kreis und Strahl entstehen  alle weiteren Formen in Natur und Kultur.

Lebensbahn

Die Lebensbahn verläuft, wie in der ersten Zeichnung zu sehen ist, von weißen Geburtspunkt zum schwarzen Todespunkt und schließt eine ganze Figur in sich ab. Rundet sich, vervollständigt sich, wie eine Frucht.

Dabei wird, das ist zu sehen, nicht nur eine Strecke zurückgelegt, sondern eine Figur gebildet, die mehr ist als nur eine lineare Bewegung von A nach B.

Da diese Figur in der Zeit entsteht sollen hier drei markante Phasen auf der Lebensbahn kurz skizziert werden. 



1. Die Kindheit und Jugend

In der ersten Kinheits- und Jugendphase erscheint die Figur als ein offener Bogen. Der gesamte Leensraum ist eine Leere voller potenzieller Möglichkeiten. Lediglich einige markante Punkte leuchten zeichenhaft im Nebel der Zeit. Das Erwaschensein, (Rot) das Alter, (Blau) die das Kind in Gestalt der Eltern und in der Umwelt um sich hat. Und eine kaum wahrnehmbare Mitte die die Bewegung des Bogens bestimmt.
Der offene Bogen kennt noch wenig Rückblick. Seine ganze Kraft ist natürlicherweise in die Vorwärtsentwicklung gelegt, ins Erkunden, Erobern, Erlernen.



2. Das Erwachsensein

In der zweiten großen Etappe wird die Figur zu einer offenen Schale. Der frühe Schwung von Kindheit und Jugend, wird in einer Steigung ausgeglichen. Das könnte auch eine Skatebordbahn sein, auf der Schwung geholt wird um die gegenüberliegende Steigung zu bewältigen.
Der rote Punkt, das Erwachsensein ist erreicht.  
Von hier aus gibt es auch neue und andere Einblicke, eine Rückschau in die eigene Reise und bisherige Lebensspur.

Vom roten Punkt aus kann alles Bisherige überblickt werden. Nicht, und das ist entscheidend dabei, nicht als Rückblick, sondern als Einblick.
Der Blick sieht nicht in die Vergangenheit zurück, sondern in sie hinein.

Die Bewegungen der Vergangenheit sammeln sich in diesem Zeitbecken wie Wasser in einem See. Das Nacheinander wird ein Zugleich und die verschiedenen Zeitetappen weben sich zu einem Ganzen.



3. Das Alter

In der dritten Figur ist der blaue Punkt (das Alter) erreicht.
Von hier aus kann ein Großteil des Gewordenen eingesehen werden.
Die offene Stelle wird kleiner. Die Möglichkeiten von außen reduzieren sich und treffen, wenn sie eintreten, auf ein bereits Gewordenes, einen materiell geworden ZeitStoff.

Entscheidend ist, das sei noch einmal betont, dass hier jeder Rückblick, jede Rückschau in Einblick und sinngebende Introspektion gesteigert werden kann. Das heißt: von jedem Punkt der Gegenwart aus, wird die Vergangenheit von einem andern Blickwinkel  eingesehen - und im Zusammenhang zwischen bestimmen Ereignissen - neu wahrgenommen und deutbar.  Zumindest besteht diese Möglichkeit, wenn das kreative Wahrnehmungspotenzial aktiviert, und nicht nur reproduziert wird, was einmal festgelgt und durch Wiederholung zur unumstößlichen Tatsachenwirklichkeit ernannt wurde. 

Damit eröffnet sich ein fast unerschöpfliches Reservoir an Entdeckungen und Erkundungen. Es enthält Muster und Querverbindungen von höchster Komplexität und auch Einfachheit, in der auch alle Außenwahrnehmungen, in Verbindung mit den Erinnerungen und Erfahrungen,  im innern Feuer des Gehirns  zu frischer Wirklichkeit gebildet werden. Das ist ein kostbarer Prozess am "inneren Arbeitsplatz", und der Motor der bildererzeugenden, bilderlösenden, mit Bildern spielenden Kunst. Und somit, wie Rudolf Arnheim schreibt: "ein besonders wesentliches Mittel der menschlichen Erkenntnis".

Die Vergangenheit ist somit nicht nur das zeitlich Zurückliegende, nicht nur eine Datensammlung, sondern sie verwandelt sich unmerklich von Bewegung in Substanz.
Dabei wird die Mitte um die sich diese Figur formt, erahnbar. Obwohl die Mitte selbst nicht an der Bewegung teilnimmt, sondern immer schon gegeben scheint, sich also weder entwickelt noch ändert.
Die elliptischen Bahn zeigt eine nach vorne gerichtete Hinwendung zum Ursprung, zum Ausgangspunkt, der paradoxerweise in der Zukunft liegt.

Der Mensch auf seiner Lebensbahn geht vorwärts zurück

Gewiss gleicht die individuelle Lebensbahn eines Menschen viel eher einem gordischen Knoten oder einem komplizierten keltischen Ornament als dieser klaren elliptischen Figur. Gewiss ergeben die Beziehungsmuster die sich aus den zahlreichen Verbindungen erzeugen, im inneren der Ellipse ganz eigene unverwechselbare Zeichen. Chiffren von Lebensfiguren die im Gehirn die jeweils indiviuelle und subjektive Wirklichkeit aus den vorhandenen Impulsen und Fakten produzieren.

Trotz der Vielfältigen Lebensbilder die hieraus entstehen, trotz der je einmaligen Biografien, durchlaufen alle Wesen die in der Zeit erscheinen, dieselben Lebensphasen und Stadien.

Der Spielraum und damit der Gestaltungsraum des Subjektiven liegt darin dem komplexen Chaos Ordnung und Gestalt abzugewinnen oder auch einzuschreiben.
Dahinter wirkt wohl ein Gespür, dass in der Summe all dieser Daten ein Ziel verborgen ist, das es zu entdecken, und im Entdecken auszubilden gilt.

Im objektiv Gegebenen, tritt ein limitiertes zeitliches Wesen auf, das versucht in seiner Begrenztheit das Unbegrenzte, in dem es lebt, zu fassen. Natürlich vergeblich. Und doch auch wieder nicht. Denn im Versuch - der Versuchung - dies zu tun, (was ja in bestimmten Religionen schon ein arger Frevel ist), entfaltet und bildet sich das Immante, das dem Leben innewohnende aus, und kann paradoxerweise zu einem Gefäß, einem Ort (einem Herzen) in der begrenzten RaumZeit werden das vom Unbegrenzten, mit Vergnügen und Freude, besucht, oder es mit einem deutschen Wurzelwort treffender zu sagen: "heimgesucht" wird.

Ist das nicht ein gehaltvolles Ziel für den Pfeil und Bogen der Kunst?




Ein Aspekt der sich von diesen skizzenhaften Betrachtungen und Notizen ableitet ist:
die Wiederkehr des Gleichen.
Damit möchte ich mich im nächsten Teil befassen.

Freitag, 15. Oktober 2010

Herbstprojekt Teil 3

"40 Jahre ZwischenRaumZeit"            Foto: KunstKloster


Werknotizen zum Sehen



Das Alter



Der Herbst ist die Jahreszeit des reifen Alters. Reif ganz im wörtlichen Sinne.
Das was durch den Frühling und Sommer des Lebens geworden ist wird nun deutlich sichtbar. Die ehemals einstige Zukunft ist nun die eigene Geschichte.
Die vielen Möglichkeiten der Jugend haben sich konkretisiert.So ist es geworden und nicht anders. Die Wünsche und Sehnsüchte haben sich erfüllt - oder auch nicht. Wars das?

Vor zwei Jahren war ich zu Gast im Goethe-Institut in Dakar/Afrika. Dort gab es eine Ausstellung und eine Performance mit anschließendem Gespräch. Mir sind vor allem noch die Alten, die dabei waren, in Erinnerung. Quiklebendig, teilweise ohne Zähne, lachten und redeten sie frech und klug. Das Alter schien kein Makel zu sein und die Jugend kein Vorzug. Beides hat seine Qualitäten und seine Schwierigkeiten.

Gestern, bei einer ähnlichen Veranstaltung, auch mit Gespräch, kam mir enttäuscht ein Kollege mit den Worten entgegen: "ich dachte wir wären gleich alt, doch Sie sind ja jünger". (Meine biografischen Daten waren in der Ausstellung bei der ich beteiligt bin, zugänglich).
Der Moderator (ich brauche keine Namen zu nennen, denn hier zeigt sich ein kollektives Phänomen) eröffnete das Gespräch, indem er bedauerte, dass die jungen Künstler und Künstlerinnen, die auch in der Gruppenausstellung beteiligt sind, nicht dabei sein konnten. "Ein wenig aus dem Jungbrunnen zu trinken würde wohl ganz gut tun", meinte er.
Wir drei Künstler und eine Künstlerin, in der selben Altersgruppe wie der Moderator, die zu diesem Gesprächsabend eingeladen waren, und der überwiegende Großteil des Publikums, wurden sich also ihres "Makels" alt zu sein, bewusst gemacht.


Was geschieht dabei? Was wird dabei gesehen?
Die Ausrichtung der Wahrnehmung richtet sich auf das was vergangen ist, und dieses wird idealisiert.

Es ist gewiss so, dass die physischen Kräfte, im Alter abnehmen. Der Körper macht Probleme und leidet in der Regel viel mehr als in jungen Jahren. (Sicherlich bin ich selber noch nicht in jenem Alter, in dem der Körper mehr und mehr seine Selbstständigkeit verliert und sich in den demütigenden Zustand eines hilflosen Kleinkindes zurückverwandelt. Nur nicht mit dessen Charme, sondern ganz im Gegenteil, so scheint es).
Doch ist das alles? Ist der Zwang, nur nach rückwärst zu schauen oder neidisch auf die faltenlosen Gesichter der Jungen nicht eine kollektive Selbsthypnose? Und was bieten die Alten den Jungen für deren Lebensperspektive an, wenn sie selber immer nur jung sein wollen und nicht verstehen alt zu werden, als Pioniere in der Zeit, die sie den Jungen voraus leben?
Nochmals: Es nehmen die körperlichen Kräfte und Fähigkeiten ab, doch was nimmt stattdessen zu? Nichts?

Wenn ein alter Baum immer wieder blüht, dann ist er lebendig.
Und Leben, wie die Kunst, ist nicht jung oder alt, sondern eben lebendig, das heißt: belebend.

In der Natur bewundern wir die alten Bäume. Die alten Menschbäume dagegen müssen um ihre Würde bangen, und ihr Wissen und ihre Erfahrung werden kaum integriert.

Wenn eine Gesellschaft sich die darin liegenden Qualitäten nicht nutzbar zu machen weiß, ist es wahrlich trist alt zu werden. Bloß stolz darauf zu sein was für einen großartigen medizinischen Fortschritt wir doch hinbekommen haben, indem sich das statistische Lebensalter so sehr erhöht hat, schmeckt schal.

Ich kenne glücklicherweise alte Menschen (neulich sah ich einen in einem Film: "die Frau mit den Elefanten"), deren Augen und Geist jung und frisch sind. Blühend und reif zugleich. (Dazu zählte ich auch meine Mutter). Doch das geht nicht automatisch, von einigen Glücksnaturen abgesehen.
Alt zu werden ist offensichtlich eine Leistung und Herausforderung. Wie die Kunst, da ist man mit jedem Beginn immer wieder am Anfang.

So mache ich mir jetzt den nahe liegenden Sachverhalt bewusst:
Noch nie war ich so alt wie heute. So weit vorangekommen in meinem Lebenskontinent. Da ist völliges Neuland für mich. Hier war ich noch nie. Wie fühlt sich das an, wie sieht es hier aus, was für eine Aussicht zeigt sich, wenn ich mich umschaue?
Gerate ich in die suggestiven Vorurteile des Alters wie in eine Falle, die mir muffige Uniformen überstülpt, und mich zu einer statistischen Marionette machen? Oder wehre ich mich dagegen und lüge mir Jungend ins Gesicht? Oder gibt es da etwas das nur jetzt und heute, und nur durch mich geschieht und möglich ist?

Ich bin sicher: das Einmalige ist das Natürlichste und: es ist immer frisch.

Gewiss ich brauche eine stärkere Brille und eine Laseroperation an den Augen möchte ich doch nicht machen lassen.
Das was es zu sehen gilt braucht ohnehin andere Augen. Erkenntnisaugen. Solche die Zusammenhänge sehen und die in der Geschichte lesen können und den eigenen Erfahrungen. Solche Augen werden im Alter immer schärfer und weitblickender - wenn sie geschult werden, und nicht bloß tränentrüb ins Vergangene blicken, sondern mit klarem Blick darin die Schätze, Strukturen und Muster suchen und finden, die den Lebensteppich, auf dem man durch die Lüfte der Zeit segelt, ausmachen.

Sie blicken in vieles hinein. Haben Einblicke, die früher so nicht möglich waren. Es ist viel dabei zu gewinnen. Erkenntnisgewinn ist eine hohe Lust. Dabei können die Augen, diese unbegreiflich wundervollen Lichtorgane, durchaus ruhen und geschlossen sein.

Romana Guardini hat in seinem Buch: "die Lebensalter" mit großer Weisheit und Einsicht darüber geschrieben.



Ich möchte, im nächsten Abschnitt auf eine Sichtweise eingehen, die sich von die Linearperspektive zur Seinsperspektive erweitert.


 

Dienstag, 12. Oktober 2010

Herbstprojekt 2010 / Teil zwei

Foto: KunstKloster


Werknotizen zum Sehen / Teil zwei

Wir Menschen sind oft geblendet von unseren Leistungen. Dabei übersehen wir oft sowohl uns selbst, als auch die Natur, die in sich eine Erhabenheit, Größe, Genialität und Beweglichkeit besitzt, gegen die alle menschlichen Großleistungen relativ gering erscheinen.

Meist höre ich für diese umfassende Wirklichkeit, von der wir ein Teil sind, lediglich den etwas staubig, spröden, sachlichen Namen: Evolution.

Evolution von was? Zu was hin?

Das geht so selten aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen hervor, die z.B. die Entdeckung und Nutzung der Elektrizität als etwas Bedeutenderes bewerten als diese Kraft selbst.

Wenn es der Kunst, der Philosophie, und der spirituell ausgerichten Freiheit und Kreativität nicht gelingt sich bemerkbar zu machen und Einfluss zu nehmen auf die Entwicklung, dann ... 

Ja was dann? 

... Dann schreiten wir fort und fort und fort. Immer weiter weg von uns selbst und dem woraus wir leben.

Wenn das Fortschreiten nicht zugleich ein Hinschreiten wird, ist es besser stehen zu bleiben.

Stehen zu bleiben an seiner eigenen Werkbank, seinem inneren unkündbaren, unentrinnbaren Arbeitsplatz. Um dort Sinn zu schaffen. 

Und einen Entwurf zu entwerfen ins Zukünfige, dem entgegzuschreiten sich lohnt.

Die Kraft und Idee dazu kommt aus dem Herzen, die Wurf- und BlickRichtung aus der intuitiven Intelligenz.


Freitag, 8. Oktober 2010

Herbstprojekt 2010 Teil eins

27 frisch gepflückte Quitten / Tisch / Stuhl / Dodekaeder / Licht / Raum                            Foto: KunstKloster      



Werknotizen zum Sehen / Teil eins 

Herbst. 
Herbst, auch in meinem Leben. 62 Drehungen um die Sonne.
Ich bin nun vertraut mit dem Rhythmus der Jahreszeiten, diesen vier Strophen eines Liedes. Besonders deutlich erlebt sich diese Großbewegung im Stillsein, im Lauschen und Schauen.
Es gibt nichts zu erreichen, alles ist da, wenn auch verborgen. Und: das Ziel kommt auf mich zu.

Das Eine erscheint, das andere verschwindet, doch nichts ist verloren im Ganzen.

In diesen 62 kreisenden Runden wächst das Alter wie ein Baum heran. Immer starrer und stabiler sollte der Stamm werden, um die wachsenden sensiblen Verzweigungen, diese komplexen sozialen, emotionalen und gedanklichen Netzwerke zu halten und zu nähren. Sowohl in den Wurzeln als auch in der Krone.



Mittwoch, 29. September 2010

die Poesie des Tages

                                                                                                                                                                                                                                                         Foto:  A.B. 

die Poesie des Tages

...Geburtstag heißt für mich, sich besonders an diesem Tag daran zu erinnern, dass unablässig etwas zur Geburt kommen kann, das in uns reif geworden ist, was wir noch nicht kennen und was wir nur dadurch erfahren, dass wir es neugierig und aufmerksam betrachten wie etwas Unbekanntes, das sich tarnt und verbirgt in der Schale des Bekannten und Gewohnten, wie diese Mutter das Geschenk ihrer Tochter betrachtet.

Und selbst wenn es nicht zart und poetisch, sondern in der vielfältigen harten Schale der Schmerzen kommt, so wird in diesen harten Nüssen ein nahrhafter Kern sein, wenn wir sie zu öffnen wissen.



Freitag, 24. September 2010

Herbst


"Arbeitsplatz NaturIkonen"                                                       Foto: A.B.


Herbst
Frucht und Reife - geäußertes Innen
26. September 2010




Info:

...am Sonntag den 26. September

findet das dritte KUNST KLOSTER art research Treffen in diesem Jahr
auf dem Klosterhof statt.

Thema: Herbst Frucht und Reife - geäußertes Innen


Ablauf der Veranstaltung



10,00 Uhr Ankunft auf dem Klosterhof, Tee und Kaffee
10.30 Uhr Einführung mit Beispielen und Bildern, Texten, und mitgebrachten Beiträgen zum Thema
12-13 Uhr Suppe und Brot
13-15 Uhr Verdichtung des Themas im gemeinsamen Gespräch
15,00 Uhr Abschluss mit Kaffe/Tee und Kuchen
Ende gegen 15.30 Uhr


Anmeldung  

Jutta Scheuthle:
Klostergässle 8
71479 Großhöchberg
07194-954876


Alfred Bast:

Tel. 07366-2578
Mobil: 0170-9368651
Mail: info@alfred-bast

Kosten:
pro Person
60 €

Wir freuen uns auf Ihr/Dein Kommen.




Die vier Gespräche zu den Jahreszeiten tragen den Titel:

"Vier gleich Eins".

Das Jahr wird in unseren Breitengraden als vier Jahreszeiten erlebt.
Deses NaturGeschehen, mit seinen veränderlichen Erscheinungen, Formen, Farben und Stimmungen, ist eine Sprache, die seit je auch auf menschliche Lebensrhythmen und Zyklen übertragbar ist.
An vier Sonntagen, über das Jahr verteilt, werden die rhythmischen Aspekte:
Aufbruch, Wachstum, Reife und Einkehr ins Zentrum der gemeinsamen kontemplativen Betrachtung gestellt. Mitgebrachte Beiträge zum Thema sind willkommen.

Frühling
Blüte und Aufbruch - von Innen nach Außen
21. März 2010

Sommer
Wachstum und Wärme - Entfaltung im Außen
4. Juli 2010

Herbst
Frucht und Reife - geäußertes Innen
26. September 2010

Winter
Einkehr und Sammlung - gespeichertes Innen
16. Januar 2011


Der Klosterhof ist ein Ort des Ankommens. Nicht nur in der dortigen Stille und Gastlichkeit bei Jutta Scheuthle, sondern auch bei sich selbst.

Alfred Bast ist bildender Künstler und veranstaltet seit vielen Jahren Seminare und Gespräche auf dem von Rainer und Uta Weisensee gegründeten Klosterhof.


http://www.kultur-klosterhof.de/


Dienstag, 6. Juli 2010

SOMMER


Samstag, 3. Juli 2010
2. KunstKlosterGespräch auf dem Klosterhof

SOMMER
Wachstum und Wärme – Entfaltung im Außen

 

Heute ist Samstag, der 3. Juli. 16.30 Uhr.
Ich sitze im schattigsten Raum des KunstKlosters im Frauenhof.

Eine seltene Ruhe herrscht ringsum. Unbewöhnlich für einen Samstagnachmittag.
Keine Maschinengeräusche, keine Traktoren. Die Vögel sind auch mit den leisen Tönen bei leicht geöffnetem Fenster zu hören. Die Grillen zirpen im zeitlosen Rhythmus.

Das nächste Dorf im Tal, Wöllstein, ist etwa 2 km Luftlinie entfernt.
Ich habe auf die Distanz schon ein "kollektives Stöhnen" gehört. Offenbar eine verpasste Torchance oder gar ein Tor von Argentinien gegen Deutschland die in diesen Stunden gegeneinander spielen, verfolgt von Millionen Zuschauern? Ich werde es garantiert erfahren.

Nun aber möchte ich diese seltene Stunde fürs Schreiben nutzen.

Stiller und auch sommerlicher könnte es nicht sein. Ein leichter Wind bewegt die Blätter der nahen Büsche vor dem Fenster. Die, erst im letzten Jahr,nach dem Tod meiner Mutter gepflanzten Hortensien, lassen die spärlichen blauen Blüten hängen. Ich unterbreche das Schreiben und gebe ihnen Wasser.

Morgen werde ich diesen Text auf dem Klosterhof lesen. So er denn lesbar ist. Doch ich gehe davon aus, denn die Stunde ist günstig.
Ich sehe die Freunde vor mir, freue mich schon auf sie und auf einige noch unbekannte Gesichter.


Ich hatte die letzten Tag bereits ein paar Seiten geschrieben. Gedanken gesammelt zum "Thema Sommer".

Dabei geht es auch um "die Kunst der Wahrnehmung". Das meint, ein Thema so zu vertiefen, es so aufzufächern, es in eine solche Atmosphäre zu stellen, dass es sich wie von selbst entfaltet.
Mal sehen ob "Entfaltung im Außen" auch auf diesen weißen Blättern geschieht, wie dort draußen bei den grünen.

Unmerklich, und in diesem Jahr sehr lange, dauerte der Übergang vom Frühling zum Sommer. Nun ist er da. Präsenter lässt er sich in unseren Breitengraden nicht erfahren.

Blauer Himmel mit einigen wenigen Wolken die weiß und träumend über den überfüllten Frei-Bädern schwimmen, in denen jetzt auf Großbildschirmen das sportliche Drama gebannt verfolgt wird, und auch über der Lichtung in der mein Haus ruht, in dessen unterstem Raum ich schreibe.

Schon beim ersten Text fiel mir auf wie mühsam es war in den Sommer als Thema einzutauchen. Viel näher wäre ein Sprung ins Wasserbecken als einer ins Denken.

Damit ist es wohl auch schon gesagt!
Der Sommer ist nicht die Zeit des Denkens, nicht die Zeit des Erinnerns, der Einkehr. Sondern im Zenit das Lichtes, beim höchsten Stand der Sonne, treibt es das Innere nach Außen. Das Licht zieht es heraus, lockt, ruft und zwingt. Wachstum geschieht.
Die winterlichen Baumgerippe stehen jetzt üppig im grünen Fleisch. Gesättigt sind die Blätter von, in Chlorophyll verwandeltem Licht. Durstig saugen die Wurzeln im Dunkel der Erde das nährende Wasser. Wasser und Feuer wirken schöpferisch zusammen und erzeugen das vielgestaltige Leben da draußen. Da draußen denkt es, nicht in mir.

Im Sommer über den Sommer zu schreiben? Das dümpelt leicht ins Banale und fühlt sich da nicht mal unwohl. Es suhlen sich Ohrwürmer gerne in Sommerlöchern.

Den Sommer einordnen? Das macht er nicht mit! Denn er ist offen nach allen Seiten,
mit allen Poren, auch denen des Denkens, das von einer anderen Qualität ist als jenes Denken im Frühling oder in den anderen Jahreszeiten.

Dieses Denken ist weniger ein Sinnen, Besinnen oder Deuten, (ich kann es nicht lassen, trotzdem ein wenig zu sinnen, zu deuten, auch wenn mir der Schweiß an den Gehirnschaleninnenwänden  herunterläuft), sondern vielmehr ein Betrachten, ein Schauen, ohne den Wunsch des Überblicks, ohne den Wunsch zur Erkenntnis zu kommen. Ohne schon Früchte in Händen halten zu wollen. Das ist Sache des Herbstes und wäre jetzt grün und unreif geerntet.

Denken über den Sommer im Sommer findet draußen statt, nicht im Kopf, oder anders gesagt: der Kopf denkt im Sommer draußen. Es denkt im Grün der Blätter und in den farbigen und duftendenden Lichtbrechern, den Blumen. Besonders in den Rose. Es denkt anschaulich.


Deshalb werden wir die Blumen befragen und den Garten, diesen gepflegten Garten des Klosterhofes. In dieses geäußerte Denken können wir eintreten wie in ein Buch, oder eine umgestülpte Kathedrale, deren Innerstes Heiligtum jetzt im Äußersten zu finden ist.
Zu keiner Jahreszeit ist Denken derart pures Sein, wie im Sommer.
In keiner anderen Jahreszeit wird mir so bewusst, dass alles schon ist und immer, und dass es sich lediglich vor meinen Augen in der Zeit abrollt.


Jede Jahreszeit, und das gilt auch für die Lebenszeit, ist ständig im Fluss und geht in die andere unmerklich über.
Und doch können wir sagen: jetzt ist sie da.
Wenn die Apfelbäume blühen bei uns, dann ist Frühling.
Wenn das Grün, das gespeicherte Licht in den Blätter sich in Farben wandelt, dann ist Herbst. Wenn der Schnee die Landschaft überdeckt ist Winter.
Und wann ist Sommer?
Für mich, wenn ein gewisser Druck da ist, ein "Hoch-Druck" eine machtvolle Präsenz im offenen Raum. Wenn die Schwalben kreischend ihre schwungvollen Zeichnungen in die warmen Lüfte prägen, und trotz all dieser eleganten Figuren doch alles irgendwie stillsteht. Sommer ist, wenn Erde und Sonne HochZeit feiern.
Zwei Scheitelpunkte im Jahr, die Wintesonnwende und die Sommersonnwende markieren Wendepunkte im rhythmischen Kreisen zwischen der Sonne und Erde.

Diese Wendepunkte sind markante Koordinaten im Fluss. Geometrische Achsen. Oder auch zwei FixPunkte an denen die schwingenden Saiten des Jahreslaufes verankert sind, durch die „der Schöpfung Lied erklingt“ und ihr Tanz geschieht.

Die Befruchtung hat im Frühling stattgefunden, die Reifung kommt im Herbst. Jetzt ist ein Mittelzustand erreicht. Eine aktive glänzend schwere Ruhe. Muse. Wenn die Grillen zirpen. Ein satter Zustand nach dem dramatischen FrühlingsAufbruch, in dem jede Blume als ersehnter Bote, nach langen kargen WinterTagen, gefeiert wird. Jetzt stehen die Gärten in üppiger Fülle.

17:24 Uhr

Eben tönt es aus dem Tal. Es muss etwas passiert sein. Ein Tor?
Ich schaue vom Schreiben auf in den Wald. Der Wind hat sich gelegt. Erfreulich, dass die blauen Blütenköpfe des Rhododendrons sich schon wieder erheben. Welche Kraft des Wassers.

Wasser so erfrischend im Sommer. ...und: der Schatten, dieser körperlose Begleiter eines jeden Dinges im Licht, wird als Spende, als Gabe und Labung erlebt. Auch in ihm kann man eintreten und eintauchen wie in das Wasser.

Ein weißer Schmetterling flattert vor dem Grün.
Mein Denken über den Sommer verschwindet mit ihm im Wald.


17.40 Uhr
Es trötet und hupt durch den Berg herauf. Das Spiel ist vorüber. Auch ich pfeife meins ab.
Es steht unentschieden: Gut gegen Schlecht: 0 zu 0. Die Mitte hat gewonnen!


Wir feiern den Sommer und singen das Lied das vor 400 Jahren Paul Gerhard schrieb.

Es war mein allerliebstes Lied als Schuljunge.

Wir singen, obwohl der im Lied besungene Weizen heute von den Feldern noch unreif weg geraubt wird, die ohnmächtig zurückbleiben wie geschändete Frauen, und als Biomasse zerhäckselt in die gefräßigen Silos der Biogasanlagen eingespuckt wird.





Geh aus mein Herz und suche Freud In dieser lieben Sommerszeit
An deines Gottes Gaben;
Schau an der schönen Gärtenzier
Und siehe, wie sie mir und dir
Sich ausgeschmücket haben.

Die Bäume stehen voller Laub,
Das Erdreich decket seinen Staub
Mit einem grünem Kleide;
Narzissen und die Tulipan,
Die ziehen sich viel schöner an
Als Salomonis Seide.

Die Lärche schwingt sich in die Luft,
Das Täublein fleugt aus seiner Kluft
Und macht sich in die Wälder;
Die hochbegabte Nachtigall
Ergötzt und füllt mit ihrem Schall
Berg, Hügel, Tal und Felder.

Die Glucke führt ihr Völklein aus,
Der Storch baut und bewohnt sein Haus,
Das Schwälblein speist die Jungen;
Der schnelle Hirsch, das leichte Reh
Ist froh und kommt aus seiner Höh
ins tiefe Gras gesprungen.

Die Bächlein rauschen in dem Sand
Und malen sich an ihren Rand
Mit schattenreichen Myrten;
Die Wiesen liegen hart dabei
Und klingen ganz vom Lustgeschrei
Der Schaf und ihrer Hirten.

Die unverdroßne Bienenschar
Fliegt hin und her, sucht hier und da
Ihr edle Honigspeise
Des süßen Weinstocks starker Saft
Bringt täglich neue Stärk’ und Kraft
In seinem schwachen Reise

Der Weizen wächset mit Gewalt
Darüber jauchzet jung und alt
Und rühmt die große Güte
Des, der so überflüssig labt
Und mit so manchem Gut begabt
Das menschliche Gemüte

Ich selber kann und mag nicht ruhn
Des großen Gottes großes Tun
Erweckt mir alle Sinnen
Ich singe mit, wenn alles singt
Und lasse was dem Höchsten klingt
Aus meinem Herzen rinnen

Ach denk ich bist Du hier so schön
Und läßt Du’s uns so lieblich gehn
Auf dieser armen Erde
Was will doch wohl nach dieser Welt
Dort in dem reichen Himmelszelt
Und güldnen Schlosse werden?

Welch hohe Lust, welch heller Schein
Wird wohl in Christi Garten sein!
Wie wird es da wohl klingen?
Da so viel tausend Seraphim
Mit unverdroßnem Mund und Stimm
Ihr Halleluja singen

Oh wär ich da, o stünd ich schon
Ach süßer Gott vor Deinem Thron
Und trüge meine Palmen!
So wollt ich nach der Engel Weis’
Erhöhen Deines Namens Preis,
Mit tausend schönen Psalmen

Doch gleichwohl will ich weil ich noch
Hier trage dieses Leibes Joch
Auch gar nicht stille schweigen.
Mein Herze soll sich fort und fort
An diesem und an allem Ort
Zu Deinem Lobe neigen

Hilf mir und segne meinen Geist
Mit Segen, der vom Himmel fleußt,
Daß ich Dir stetig blühe;
Gib, daß der Sommer Deiner Gnad
In meiner Seele früh und spat
Viel Glaubensfrücht erziehe

Mach in mir Deinem Geiste Raum,
Daß ich Dir werd ein guter Baum,
Und laß mich Wurzeln treiben;
Verleihe, daß zu Deinem Ruhm,
Ich Deines Gartens schöne Blum
Und Pflanze möge bleiben

Erwähle mich zum Paradeis,
Und laß mich bis zur letzten Reis
An Leib und Seele grünen;
So will ich Dir und Deiner Ehr
Allein und sonstern Keinem mehr
Hier und dort ewig dienen.

Mittwoch, 23. Juni 2010

"Rose für Cern"

  Bleistift und Pastell auf grundiertem Tuch  

... arbeite wieder an einem Blütenbild.  Male so ein Allerwelts- und Allerhimmelsthema. Nix Kritisches, nix Kaputtes, nix Depressives. Bloß was Schönes.Eine Rose. Eine für alle.

... Die sich entfaltende rote Pracht im satten Grün ergreift mich einfach.Duftende Tautropfenkelche.Tanzenden Wirbel, in denen das Licht blutrot mit der Erde hochzeitet.

Sommerzeit.Höchster Sonnenstand im Jahr.Mittsommernacht. Mittsommertag.

 21. Juni     ....Verdichtung mit Kreide und Acryl

... Es geht nur ein sehr schmaler und dorniger Weg zu diesen Mysterium des Schönen. Er führt durch die süßlichen Gefälligkeits- und Kitschsümpfe, die alles Wahre und Schöne und Gute (schon das so zu schreiben ist eine Provokation) umzingeln, und die sich von deren Kräften mästen. Oder ist das alles gar nicht so schlimm, und findet nur in meinem Kopf ab, in dem sich autoritäre Geschmacksjuroren an schwer zugänglichen Stellen eigenistet haben? Beamte des ästhetischen Urteils vom ZeitGeistAmt? Die haben mich oft schon in meiner Begeisterungsgeschwindigkeit geblitzt, und mit empfindlichen Bußen belegt. Will ich sie nur ablenken indem ich Ihnen Referenz erweise? Ihre Berechtigung liegt darin, dass sie mich zwingen tatsächlich meine eigenen Maßstäbe zu setzen und auszuhalten? Wie auch immer. Es gibt kein Drumherum. Nur ein Mittendurch. Extreme Mitte eben. Das entspricht der Rose: "extreme Mitte".

 22. Juni       ....Verdichtung mit Kreide und Acryl

... Diese Spanne zwischen ihrer wirbelnden Ordnung, zwischen Geometrie und Tanz, drängt sie tiefer zu erleben, zu ergründen.Was liegt näher als Zeichnen? Das ist handelndes Sehen in der Zeit,Begegnung mit Materialien, deren Eigenschaften und dem Fremden, der Rose?

... Die weiße Leinwand, das werdende Bild, und das rote Universums als Vorbild. Nein nicht Vorbild, es ist noch kein Bild, es ist ein Gegenüber. Räumlich, körperlich existenziell anwesend, in seiner Erscheinung alles Unsichtbare bergend. Empfindlich. Fremd.Es gilt nicht ein Abblild zu malen, darum ging es mir noch nie wenn ich nach der lebenden Natur zeichne, das macht meine Kamera, sondern die Dinge verlangen, sich mit den Händen voran in die strudelnden Kelche und Rätsel zu wagen. Bei der Rose in den Abgrund aus Schönheit, aus Geometrie und Tanz. 

23. Juni   ... übermalt mit Weiß Acryl    

... Und jetzt ist die Zeit der Rose, ja gewiss, auch des Fußballs, doch weniger für mich. Ich schaue nicht in die Fernseher, sondern in diese nahen Rosenwirbel, die über die Augen ins Blut duften.

...Die Rose sind die millionenfach gelungene Versuchsanlagen, die den Ursprung des Universums alljährlich neu präsentieren. 

"Rose für Cern"   161X100 cm   Bleistift,  Pastell, Acryl und Öl auf grundiertem Tuch    19.-23.Juni

... In Cern steht die größte Maschine der Welt, die die kleinsten Teilchen erforscht um den Ursprung des Universums zu ergründen. Bei allem Respekt vor der Wissenschaft: es werden auf den Bildschirmen keine klareren Spuren zur Entstehung des Universums sichtbar werden, als jene, die sich in jeder Rose offenbaren.

... Hier sind fünf Arbeitsphasen aus den fünf Tagen auf dem Weg zur Rose.


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2. KunstKlosterGespräch auf dem Klosterhof

Arbeitsplatz        Juni 2010


Sommer

"Entfaltung im Außen"
 
...am Sonntag den 4. Juli

findet das zweite Treffen in diesem Jahr
 auf dem Klosterhof statt.

Thema:  Sommer - Wachstum und Wärme - Entfaltung im Außen. 

Ablauf der Veranstaltung

10,00 Uhr Ankunft auf dem Klosterhof, Tee und Kaffee
10.30 Uhr Einführung mit Beispielen und Bildern, Texten, und mitgebrachten Beiträgen zum Thema
12-13 Uhr Suppe und Brot
13-15 Uhr Verdichtung des Themas im gemeinsamen Gespräch
15,00 Uhr Abschluss mit Kaffe/Tee und Kuchen
  Ende gegen 15.30 Uhr


Anmeldung bis 1. Juli

Jutta Scheuthle:
Klostergässle 8
71479 Großhöchberg
07194-954876


Alfred Bast:

Tel. 07366-2578
Mobil: 0170-9368651
Mail: info@alfred-bast

Kosten:
pro Person
60 €

Wir freuen uns auf Ihr/Dein Kommen.


Die vier Gespräche zu den Jahreszeiten tragen den Titel:

"Vier gleich Eins".

Das Jahr wird in unseren Breitengraden als vier Jahreszeiten erlebt. 
Deses NaturGeschehen, mit seinen veränderlichen Erscheinungen, Formen, Farben und Stimmungen, ist eine Sprache, die seit je auch auf menschliche Lebensrhythmen und Zyklen übertragbar ist.  
An vier Sonntagen, über das Jahr verteilt, werden die rhythmischen Aspekte: 
Aufbruch, Wachstum, Reife und Einkehr ins Zentrum der gemeinsamen kontemplativen Betrachtung gestellt. Mitgebrachte Beiträge zum Thema sind willkommen.

Frühling
Blüte und Aufbruch - von Innen nach Außen 
21. März 2010

Sommer
Wachstum und Wärme - Entfaltung im Außen 
4. Juli 2010

Herbst
Frucht und Reife - geäußertes Innen
26. September 2010

Winter
Einkehr und Sammlung - gespeichertes Innen 
16. Januar 2011


Der Klosterhof ist ein Ort des Ankommens. Nicht nur in der dortigen Stille und Gastlichkeit bei Jutta Scheuthle, sondern auch bei sich selbst. 
Alfred Bast ist bildender Künstler und veranstaltet seit vielen Jahren Seminare und Gespräche auf dem von Rainer und Uta Weisensee gegründeten Klosterhof. 







Samstag, 29. Mai 2010

zu den Bildern von Neo Rauch, an Pfingsten in Leipzig

...ein langer Text über Bilder

überhaupt nicht internetgängig und dazu noch ... ohne Fotos!

Vor einigen Jahren begegnete ich erstmals einem seiner Werke in der Staatsgalerie in Stuttgart.
Es hat mich unmittelbar beeindruckt. Kein Kontext, sondern das Bild selbst.
Solches Erlebnis ist selten in der zeitgenössischen Kunst, und für mich immer ein Zeichen von Qualität, weil die Bildsprache unmittelbar wirkt, wie es seit je ihre Stärke ist.

Deshalb nahm ich gerne eine Einladung über den Freundeskreis der Kulturstiftung der Länder am Pfingstsamstag an, an der Ausstellungsführung durch Neo Rauch und Dr. Hans Werner Schmidt, dem Museumsleiter und Mitorganisator der Ausstellung, teilzunehmen. Ich war noch nie zuvor in Leipzig und „opferte“ zwei Tage.

An diesem Pfingstwochenende war die Stadt voll von "Gothik-Menschen".
Geoutetes Verdrängungs- und Schockpotenzial in allen Variationen.
Manches davon hat sich bald mit bestimmten Regionen seiner Bilder überlagert.

Ruhm hat seine eigene Magie. Die Begegnung mit einem weltberühmten Künstler stellte für einen viel weniger bekannten Kollegen eine subtile psychische Herausforderung dar.

Über das gefährliche Minenfeld des Vergleichs, an den saugenden, sorgfältig getarnten Magnetfeldern des Neids vorbei, gelangte ich schließlich bei seinem Werk und seiner Präsenz an.

Seine offene, selbstreflektierte wache Haltung, der sympathische Herr des Hauses, anwesende Freunde, und die interessierte Gruppe erzeugten eine gute Atmosphäre. Seine Art über die Arbeiten zu sprechen ergänzte, eröffnete, ohne etwas durch die Worte zu verstellen.
Es vermied alles was träge Erwartung bedienen würde. Es war für mich, und, das kann ich sicher hinzufügen, für die ganze interessierte Gruppe, sehr wertvoll. 

Am Sonntagmittag war ich nochmals in der Ausstellung mit dem Titel: "Begleiter". Die Bilder wirkten, ohne seine persönliche Präsenz, fast noch stärker als am Abend zuvor. Das hat mich überrascht.
Sie schlüpften, entwischten aus dem biografischen, persönlichen Kontext, lösten sich ab vom Autor, und füllten frei und vehement die Räume mit einer intensiven visuellen Musik.
Jedes trat auf seine Weise in Beziehung mit den andern Bildern und mit jedem Besucher. Dabei, so schien es, hatten die Besucher ein unsichtbares „Headphone“ auf, und reagierten auf die bildnerischen Signale, wie in einem interaktiven Spiel. Sie traten in die Räume ein, in die Figuren und deren Handlungen und damit bei sich selbst. Selten hab ich so viele Menschen in einer Ausstellung zeitgenössischer Kunst gesehen, die derart konzentriert die Bilder betrachteten, und von den Bildern betrachtet wurden. Auch die "Gothiks" waren zahlreich anwesend. "Cool", das Mantram der Abgründigen, war öfter zu hören.

Die Risse und verschiedene Ebenen in seinen Bildern trennen und verbinden zugleich. Auch die Risse und Ebenen im Betrachter.
Wenn ein Raum oder Gegenstand sich in eine malerischen Geste ergießt, oder eine Figur sich in farbiger Fläche löst, ist das nicht nur ein virtuoses Surfen mit den bildnerischen Möglichkeiten, sondern diese werden zugleich neu kodiert.

So wie im Gehirn bekannte Muster sich durch eine Intuition zu neuem Zusammenhang verbinden können, der die vertrauten Muster rückwirkend als Zeichen einer unbegreiflichen Botschaft ahnen lässt und rätselhaft anreichert.

Die Bilder wurden nicht nur von den Betrachtern ergänzt, sondern ergänzten die Betrachter ebenso.  


Nach der Ausstellung, erlebte ich deren Fortsetzung in der Stadt.
Das Vor-Höllische, Mephistos weitläufige Verwandtschaft, pilgerte im aufwendigsten Design, in der teuersten Kostümierung, gelassen durch Leipzig.
Das Schöne kam als Hässliches daher. Das Hässliche als Schönes. Ein höllisches Paradies. Das war nicht ohne Humor.

Das Schöne und das Böse

Die Hölle verweist, unfreiwillig, immer auf einen Himmel, denn sie ist nie das Primäre. Hölle ist immer Sekundär, Folge, Reaktion, Imitation. Die Hölle hasst das Primäre, aus sich selber Lebende, hasst das zweckfreie Schöne, raubt den Schein und ahmt das Schöne nach. Spannt es intelligent, grell leuchtend und grinsend vor düstere Absicht.

In fast allen Beschreibungen und Bildern sind die Höllen weit phantasievoller und attraktiver als "die Himmel".
Wenn sich der Mensch nach „oben“ projiziert, vergrößert er in der Regel nur seine Begrenztheit und bläst seine Enge zu Konzernen und Palästen auf.
Dann strandet er in opulenten Illusionen und badet im Kitsch.
Oder löst sich in monochromer Leere auf.
Oder wirbelt in ironischen Distanzen um seine Hohlheit.
Jedenfalls in der Neuzeit.

Alte, spirituell ausgerichtetet Kulturen, wie etwa die ägyptische, die griechische, oder die östlichen, hatten dieses Problem nicht. Für sie waren "die Himmel" noch offen und durch Kunst zu erreichen. Kunst war noch viel mehr die Empfangsstation für göttliche Frequenzen. Und in viel geringerem Maße ausschlachtbare Ressource für partielle Macht- und Prachtrepräsentanz. Ausnahmen finden sich freilich damals und heute.

Es gibt nur wenige Bilder in der westlichen Kunst, bei denen die gemalte Schönheit "Himmel“ auch enthält. Das bekannteste Beispiel ist wohl der auferstandene Christus des Isenheimer Altars von Grünewald.

Dem Himmel gehört die Schönheit zu. Doch wird ihre Zaubermacht als Folie, Schein, Köder, Lockvogel, benutzt und oft genug missbraucht.

Es gibt dann die Diktaturen die sich mit ihr schmücken und die Schönheit selbst zur Diktatur erheben.


So wurde und wird sie

...ins blasse Ideal entkörpert,

...von brauner Dumpfheit zur geistlosen Götzin erniedrigt,

...als Galionsfigur auf die Galeeren uniformierter Kollektive gespannt,

... im Scheinwerfergrill anheizender Werbung, von Markenheroen und
entpersonalisierten Puppen, an hypnotisierte Endverbraucher verbraten,

...oder - Hybris der Machbarkeit - als Schönheitnormierung in reifende Gesichter implantiert, die zu ent-falteten Masken und Karikaturen gerinnen.

MODERN modern

Doch erscheint sie auch pur, unkorrumpiert und unverhofft, etwa in einem Kinderblick, auf einer Blumenwiese, auf einer Ruine im Sonnenlicht, im Winken eines Freundes.


Die moderne Kunst hat das Schöne weitgehend aus ihrem Repertoire verbannt. Es der Werbung überlassen. Von dort schwappt es vehement in die Kunsttempel zurück.
Als gekrönte Barbiepuppen, auf glitzernden Teppichen aus teuer gewebten Kunstkontexten, im Blitz- und Schweinwerferlich einherschreitend. Scheinbar ironisch gebrochener Kitsch.

Die mit dem Kitsch arbeitenden Künstler Jeff Koons oder Murakami etwa, lösen hier nichts auf, sondern okkupieren Tabus und verbinden sie mit einer intelligenten Strategie und berechneter Produktion, die den nervenhungrigen und spekulativen Bereich des Kunstmarktes, der von Skandalen, frischen Sensationen und gewinnträchtigen Investitionen lebt wie Kühe vom Gras, erfolgreich bedient.
Insofern ist dies für mich reaktive, und damit sekundäre Kunst, wie teuer sie auch gehandelt werden mag, keine primäre, wie die von Neo Rauch. Weder zu Koons noch Murakami wäre ich angereist.

In Rauchs tritt das Schöne nicht vordergründig auf, doch ist es anwesend.
Vielleicht auch dadurch, dass sie mich als Betrachter nicht zum Voyeur grausamer Szenen reduzieren, sondern zwischen die Sensationen des Gefährlichen so etwas wie eine optische Atempause einlegen, die einen unbesetzten Raum frei gibt. Eine kurze Stockung vor dem Schrei - oder der lösenden Antwort. Dieses Stocken erlaubt einem Nichtfassbaren, und das könnte eben der Himmel sein, seine Anwesenheit.

Doch wahrscheinlich ist das was ich hier schreibe, nur Projektion und spiegelt viel mehr den Betrachter als die Wirklichkeit seiner Bilder. Mag sein. Doch die Bilder wirkten in die reale Wahrnehmung hinein, und beeinflussten die Sehweise.

Gelungene Bildern wirken bildend auf die Welt zurück aus der sie stammen.  

Auf der Rückfahrt mit dem Zug am Sonntagabend, von Leipzig nach Aalen, sah ich zum Beispiel den nächtlichen Wagon mit seinen Neonlampen und Schildern, Spiegelungen und den vereinzelten Fahrgästen „mit den Augen seiner Bilder“.

Ich fand in Neo Rauch, an diesem Abend, keinen Zombie des Markes vor, auch keinen der mit dessen Mechanismen geschickt jongliert, keinen vom Ruhm angeknabberten, vom Geld hypnotisierten Vertreter der zeitgenössischen Kunst, keinen Star der primär vom Schein-Werfer-Licht der Projektionen anderer leuchtet, sondern einen erfreulicherweise weltberühmten und authentischen Künstler, der aus eigener Kraft wirkt. Doch auch im Wissen, dass diese von tiefen Schichten gespeist wird, die nicht allein dem Willen und Zugriff gehorchen. Und einen Menschen dem die Augenhöhe, bei aller Differenzierung und notwendigen Unterscheidung, das Höchste und Liebste zu sein scheint. So jedenfalls erlebte ich ihn.

Seine Bildern sind grandios und noch bis August in München in der Pinakothek der Moderne, und in Leipzig im Musum für bildende Kunst zu sehen.

Sonntag, 9. Mai 2010

Die Kunst der Deutung, oder: der DeutungsKünstler

Die Kunst der Deutung

...mal wieder durfte ich einer suggestiven Kunst-Führung beiwohnen.
Ein KunstDeuter "briefte" bzw. "impfte" seine Zuhörerinnen und Zuhörer.
Ich "musste" sehen was er mir sage. Denn man sieht was man weiß, und das was man wissen soll, das sagte er.

Das hat mich tief beeindruckt und ich denke: heut ist Sonntag, probier das mal aus.
Falls das mit dem Malen mal kunsthistorisch verboten wird. Wer weiß.
Statt sonntags malen, mal sonntags deuten. Das hat vielleicht Zukunft: Kunstprediger.

Ich fotografiere also, ohne groß zu überlegen, spontan, "aus-dem-Bauch-raus", drei Bilder. Sozusagen als optisches Futter für mögliches Deutungspotenzial.
Mal sehen was da rauskommt, was sich da denkend erspielen lasst.

...hier nun das Ergebnis sonntäglicher, muttertäglicher Mußestunden.



Ein-Führung:

drei aktuelle Postionen des Künstlers  Th. We. Zett


Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kunstfreunde..
Was ich Ihnen heute präsentieren darf ist etwas einmaliges. Es handelt sich um eine Trilogie des Künstlers Th. We Zett. Er ist ein international unbekannter Meister, (die Welt ist sein Atelier) der sich ständig auf Reisen befindet und in zahlreichen großen Ausstellungen, wie etwa in der Documenta 8 und der Bienale Venedig 2009, mit großformatigen, unsichtbaren und ergreifenden Werken vertreten war. Niemand hat sie gesehen, doch alle waren davon ergriffen.

Nun ist es uns, nach langen und schwierigen Wegen und Verhandlungen, und viel Glück!!! gelungen, drei Werke dieses scheuen Künstlers für unsere Präsentation als Originale zu bekommen. Sie, verehrte Anwesende, dürfen sich glücklich schätzen, die ersten zu sein, die sie zu sehen bekommen.

In diesen aktuellen Werken hat er drei hochspezielle Aspekte aus der Alltagswelt visualisiert, mit der er die Kluft zwischen Klassik und Pop, zwischen Exklusivem und Alltäglichem mit unwiderstehlicher Eleganz überbrückt.
Man ist ergriffen vor seinen Werken - ich kann Ihnen meine persönliche Begeisterung nicht vorenthalten - wie vor einem Leonardo. Freilich in ganz anderer, eben medialer und zeitgenössischer Form, die sich nicht so rasch erschließt und sich, selbstschützend, vor dem Banausenblick verbirgt.

Ich darf Sie nun, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer mit bescheidenen, ja kläglichen Worten, zu diesen Werken hinführen, und ich bin mir schmerzlich bewusst, wie wenig selbst die kühnsten Gedanken von der sprachüberschreitenden Dimension dieser Kunst zu erfassen vermögen.
Niemals, das sei vorausgeschickt, kann das Wort die Botschaft des Werkes ersetzen, denn sonst hätte der Künstler ja geschrieben.


Das erste Werk

ready made 

"MARKE"

In diesem Alltagsgegenstand sind Botschaften verschlüsselt, die uns der Künstler durch seine exklusive Präsentation bewusst macht. Der phallische Grundcharakter dieses Werkzeugs, der sofort die Assoziation von: Markieren, (denken sie aber bitte nicht an das was Hunde machen wenn sie Reviere markieren - das gehört nicht hierher), von: Marke und damit von: Merken weckt, vermittelt eine Potenz des schöpferisch-männlichen Prinzips, das sich durch den Name "BOSS" noch einmal steigert.
Während "STABILO" als FirmenMarke zugleich mütterliche Sicherheit und Haltbarkeit suggeriert.
"ORIGINAL", der dritte, schwarz auf orange gedruckter Begriff nun, sichert dem Produkt seine Individualität, und überträgt auf den Nutzer das Gefühl, hier etwas Hochwertiges in der Hand zu haben. Doch diese, mehr werbepsychologischen Hintergründe, sind noch nicht die Essenz des Kunstwerks selbst. Die Analyse ist lediglich ein vorbereitender Schritt, um ins Zentrum der transluzenten Alchemie des orangenen Behälters zu gelangen.

Denn was kann mit der leuchtenden Flüssigkeit nicht alles markiert werden?
Listen von Arbeitslosen, Preise von Kunstwerken, Namen von Terroristen, von Feinden aller Art? Oder von Freunden, die man auf eine Party einladen möchte?

Ihnen, liebe Gäste, ist es überlassen hier weiterzudenken, weiter zu spielen, Ihrer unbegrenzten Fantasie Raum zu geben. Nutzen sie die Begegnung mit diesem Werk, um ihre eigene schöpferische Fähigkeit zu entfalten.

Es soll, das darf ich noch einmal anmerken, mit diesen Worten nicht die Aussage des Kunstwerks verstellt werden. Nein! wir wollen Sie nur hinführen. Sie selber sind eingeladen interaktiv zu werden, denn ohne Sie, den Betrachter, die Betrachterin, ist jedes Werk unvollständig. Sie sind es der es "fertig" macht.


Kommen wir zum nächsten....bitte kommen sie....


Das zweite Werk

Installation

"EVOLUTION"

...Zu sehen sind zwei benutzte gepflegte Herrenschuhe ... ja Sie sehen recht ... und zwar mit hochwertigen Schuhspannern, die auf einer Eichentreppe im Paar nebeneinander stehen.

Der Künstler hat die Schuhe - bitte beachten Sie das, es wird leicht übersehen - nicht versetzt.
Er hat also nicht einen Schuh unten und den andern auf die nächste Treppe gestellt, was einen Schritt und damit Fortschritt suggerieren würde, sondern er hat wohl den Stillstand, die Stagnation auf
einer gepflegten Ebene im Auge gehabt. Oder auch die Harmonie eines Paares?
Kein Kunstwerk ist eindeutig! Es schenkt uns, ja fordert von uns, es mit unserer Deutung zu füllen, ohne dass wir es je erschöpfen könnten. Es bleibt Rätsel, und das ist die Größe aller großen und deshalb auch teuren Kunst. Doch das nur am Rande.

Th. We Zett, bringt hier den Titel "Evolution" in ein filigranes Spannungsverhältnis zur visuellen Botschaft. Zugleich wird deutlich, dass der Träger abwesend ist. Wo ist er? Ist er barfuß unterwegs, hat er andere Schuhe an? Wo ist das Weibliche?

Mit dieser eindeutigen Positionierung der männlichen Schuhe ruft der Künstler das Weibliche, den weiblichen Fuß und Schuh, mit all seinen zahllosen Variationen eben durch deren Abwesenheit zwingend ins Gedächtnis. Was will er uns damit sagen? Hier schweige ich lieber!

Faszinierend auch, dass es eine Eichentreppe ist, und dass die Schuhe nicht in der Mitte, sondern etwas nach rechts versetzt platziert sind....
...weiter...
Wenn ich Sie nun im Anschluss bitten darf das letzte der drei Werke noch in Augenschein zu nehmen...Sie werden sicher später noch zu den beiden eben gewürdigten Arbeiten zurückgehen um ihren eignen Bezug, ihr eigenes Spannungs- und Deutungsfeld aufzubauen.



das dritte Werk

Natural Objekt

"SCHWELLE"


In einem direkten Kontext zum Werk "Evolution" steht das "natrual objekt", eine anscheinend profane Fußmatte, in deren Strukturen Sie mäandernde Bewegungen erkennen können, die allerdings schon an manchen Stellen aufgebrochen und aufgelöst sind.

Dieses subtile Bild unbewusster Bewegungskräfte korrespondiert mit dem zweiten Werk "Evolution"
durch die unmittelbare Bezugsaufnahme der Schuhe, und weist auf das Thema der Abnutzung, der Entropie, der Vergänglichkeit hin und zugleich auf den Akt der Reinigung der seinerseits selbst zur Abnutzung führt.

Die Schwelle ist ein Kult.
Eine Matte auf einer Schwelle ist ein Schwellenelement.
Tritt. Treten. Auftreten. Abtreten. Eintreten. Austreten.
All das symbolisiert dieses so alltäglich anmutende Objekt. Es manifestiert jenen magischen Ort, in dem sich Draußen und Drinnen verbinden, worin zwei getrennte und gegensätzliche Räume ineinander übergehen. Eine Schwelle ist ein Brückenort.

Schauen wir auf die Struktur: die äußeren Energien mäandern von außen nach innen und umgekehrt, und sie lösen sich in freien chaotischen Faserbewegungen wieder auf.
Hier wird auch die Zeit thematisiert. Und wir fragen uns bang: Wer stand schon auf der Schwelle und wann? Wer wird noch darauf stehen, sie achtlos überschreiten, oder seine Schuhe respektvoll abtreten; um seinen unbewussten, an der untersten Stelle des Körpers haftenden Dreck, nicht ist Haus zu tragen. Und überschreiten wird nicht Schwellen? Ständig? Vielleicht auch ich mit diesen Worten? Treten wir nicht gemeinsam, über die Schwelle der Worte jetzt in das Geheimnis dieses Werkes ein, in sein innerestes Haus, um nicht zu sagen: seinen Tempel?

Der Künstler zeigt hier entschieden und bewusst den Zustand zwischen Form und Auflösung.
Möglicherweise bezieht er sich damit - er selbst schweigt beharrlich zu seinem Werk - auf die aktuelle Weltsituation. Etwa: die Natur in mäandernder, vom Menschen geordneten Form, die durch den Fortschritt und die Benutzung ("Schuhe") sich wieder in ihren ursprünglichen chaotischen Zustand zurückverwandelt?

Und vielleicht bezieht er ja in seinem dreiteiligen Werk den Marker in eine fulminante, von ihm verschwiegene, und für uns noch zu ergründende Aussage mit ein?

Doch dies ist eben Ihnen, den Betrachtern, freigegeben.

Sehr verehrte Anwesende, Sie erlebten es selbst: die Werke sprechen für sich! Es ist nicht einmal nötig sie in üblicher akademischer Manier kunstgeschichtlich zu verorten und mit berühmten Namen zu stabilisieren. Mit vehementer Sicherheit tritt uns hier ein epochales Oeuvre entgegen, das jeden Bezug und Vergleich außer Kraft setzt, und das uns zur Freiheit zwingt, in völlig neuen Kategorien zu denken.

Glücklicherweise sind wir inzwischen frei von engen Kunstbergriffen, wo noch handwerkliche Fähigkeit und Können den Geist beengten und in Grenzen bannten.

Dies hier ist ein offenes Werk, nichts wird vorgeschrieben, oder vorweggenommen. Der Künstler gibt uns allen Spielraum, weil er ein Rätsel schafft.

Wir sind außerordendlich stolz, ja glücklich diese Werke von Th. We Zett bei uns zu haben.


... Ich danke Ihnen sehr!


.....übrigens: alle Werke sind käuflich.

Freitag, 7. Mai 2010

Die KunstWelt und der ApfelZweig

Werkgruppe  NaturIkonen     6.5.2010    30x30 cm  Aquarell und Öl auf Leinwand

Die KunstWelt und der ApfelZweig

... Gestern hat es den ganzen Tag geregnet. Dabei ist es sehr kalt.

Momentan arbeite ich, nach der gelungenen Ausstellung in Eggenfelden, wieder intensiv an den NaturIkonen.

Die Kunstwelt
... Das lesenswerte Buch über den Kunstbetrieb:
"Sieben Tage in der Kunstwelt" von Sarah Thornton,
hat mir deutlich gezeigt, dass ich in dieser Konsum-Kunst-Glitzer-Mode-Welt nichts verloren habe, und deshalb dort auch nichts finden werde.
Das schließt interessierte Besuche nicht aus. Doch bin ich fast darüber hinaus, mich über diesen euphorisierten-hysterischen Betrieb noch aufzuregen.
Deutlicher kann sich eine Epoche selbst nicht dar- und bloßstellen.

Doch es ist nicht meine Welt und sie lockt mich nicht.

... Ich möchte weder Geschichte schreiben noch in eine solche eingehen, noch auf irgendeiner rancing Liste hochklettern und Erfolge feiern.

Ich sehe mein Ziel nicht darin auf Titelseiten erscheinen zu sollen, oder meine KunstPerson im Gedächtnis der Welt verankern zu müssen.
Noch möchte ich Zweiter, Dritter oder Letzter sein.
Ich möchte mich weder selber platzieren, noch platzieren lassen.
Denn da gibt es nur den kurzen Blick nach Oben und Unten. Nicht in die Weite. Nicht auf das Ganze.

... Die Kunstwelt mit ihrem "alles ist möglich" erzeugt zugleich eine kuriose Mischung an frischen Tabus, die in elitären Zirkeln, codiert mit Markensymbolen und Modeattributen, gepflegt werden. Ebenfalls zugleich wird ein wirksamer Skandal dort als mediale Großleistung gefeiert und bestens bezahlt.
(Paradoxerweise produzieren demokratische Systeme fast notorisch Hierarchien.
Als müssten die formale Gleichheit vor dem Gesetz, (und vor Gott), doch mit einer klaren evolutionären Hackordnung kompatibel sein - survival of the fittest - 
Der Fitteste, der Überleber, der Alpha-Mensch, der die andern dominiert, ist in den westlichen Ländern selbstverständlich ein Demokrat.)

Es geht im KunstBetrieb zu viel um Kaufen und Verkaufen (dieses merkwürdige Talent der "Worholianer"), und zu wenig um Denken, Gestalten und Bilden. Es wird ohnehin zu viel ver-Äußert, und zu wenig er-Innert. Nun auch in der Kunst.

... Das Überholen und Überbieten ersetzt das Ziel, oder genügt als solches.

...Mir allerdings nicht...

...einmalig und einzigartig sein, verbunden mit vielen Einzigartigen und Einmaligen, (und jeder Mensch ist das hinter all seinen Fremdidentitäten) das gefällt mir.

Das KunstKloster ist ein guter Ort das zu erschließen. 
Der innere Mensch ist keine Metapher über die sich diskutieren lässt. Er kann hier sein, atmen und wirken.


Das innere Universum
... Jeder Mensch hat ein Universum unter der Schädeldecke. Jeder! Also auch ich.
Ein inneres Universum, das mit dem äußeren, über die Sinne, in schöpferischer Wechselwirkung steht.
Das mache ich mir klar, schaue hin, gehe rein.
Ja, da hab ich was verloren, da findet sich alles.

... Sich selber erleben, seine Authentizität herstellen durch Geistesgegenwart und emotionale Achtsamkeit.
Unaufgeregt.
Nichts zu gewinnen, nichts zu verlieren. Angstfreies Dasein ist das "Produkt". DaSein ist alles.

... Dem Regen lauschen, dem Herzschlag, den Vögeln, dem Schnurren der Katze... 

... die Gedanken beobachten, wie sie entstehen, was für Gefühle sie erzeugen, und was die Gefühle für Gedanken kreieren...kommen und gehen lassen...

...in die Hand nehmen...behandeln...wahrnehmen...schreiben und malen... zum Beispiel den blühenden Apfelzweig.

...Aus einem starren verwinkelten dunklen und harten Holz-AstWinkel sprudelt ein grüner BlätterTanz.

Sieben weiß-rote Blüten krönen duftend dieses optische Lied.

Ein Wunder! schau her! Unglaublich!

Ach so: nur eine Apfelblüte...naja...

...ja dann... gibt's einen neuen Horrorfilm heute Abend im Fernsehen?

NaturIkonenAbereibstplatz      6.5.2010    30x30 cm       Aquarell und Öl auf Leinwand