Sonntag, 13. Dezember 2009

Das Eis der Erde schmilzt

Das Eis der Erde schmilzt. Es wird wärmer. In den Herzen wird es kälter. Herzen werden hart, sie werden zu Härtzen.
Das macht die Gesichter gesichtslos: ohne Sicht.
Ohne Aussicht und Einsicht. Matte Spiegel. Bildschirme die fremdbestimmte Programme abspielen.

„Liebe“ treibt das geTriebe. Werbegeil.
Emotionalbanal. Egoeromanisch.

Der Fortschritt stürzt nach vorne ab.
Das Wachstum wuchert erfolgreich und beglückwünscht sich im Zauberspiegel der käuflichen Statistik.

Geld ist machtvoller Gott der Zeit. ZeitGeist, der das Ewige verfolgt und in Gettos der Lächerlichkeit sperrt. Seine Priester regieren. Die Magiere des Goldes.
Der „MAGIER“ des Geldes. In der Umkehrung: GIERMA. „Ma“ heißt groß. Die Große Gier.
Dem Geld wird gehuldigt, ihm opfern wir, wir sind seine Gefangene, seine Sklaven, Vasallen, Beamte, Statthalter, Verwalter und Regenten. Die Zahlen bestimmen. Sein Sog ist unüberwindlich. Wenige nur können sich freimachen.
Diese gebrauchen eine andere Magie, ohne Gier. Ihre Botschaften sind die Märchen.

„Göld“, nennt es Sahra Kirsch. „Kält“ könnte es auch heißen.

Künstler, nein, nicht nur Künstler, Alle! brauchen die Anerkennung. Brauchen, dass sie erkannt werden, so wie sie im Innersten sind. Doch niemand sieht das. Am wenigsten sie selbst. Sie, wir, ahnen es bloß und glaubten einst es im Außen, im DU, zu finden. Bald schon nicht mehr, nachdem wir uns im verspiegelten Netz der Sprachverwirrung verfangen und gebunden haben. Glückliche Ausnahmen gibt es, glücklicherweise.

So lernen wir nun, in einsamen Plätzen unseres Wesens, ein wenig abseits des Bewusstseins, die Splitter unserer zerstörten Hoffnungspaläste aus Glas, die Bruchstücke unserer Traumschlösser, die Trümmer der eingestürzten Elfenbeintürme, die madigen Reste der Wolkenkukuksheime zu sortieren und in Honig zu verpacken. Wir machen anGebote, machen uns zu solchen, bieten uns erneut an, um, wenn einer zugreift, noch ein wenig geBieten zu können.
Wir lassen uns coutchen und spiegeln, und sollen keck zeigen was wir sind und haben. Dass der Andere immer wieder meint, er bräuchte unbedingt dieses und mich.
Und wir gewöhnen uns daran, den schalen Geschmack der Lüge auf der Zunge, mit Süßem und scharfem Gerede zu überschmecken, und nennen es "menschlich" und verzeihen es uns, weil wir es nicht zu ändern vermögen.

Was schreibe ich hier? Wen interessiert das? Ein wenig Wortakrobatik am Sonntagmorgen. Streckübungen die keine Strecke überwinden, höchstens vielleicht ein wenig elastischer machen im DoppelFlügelHirn. Ein wenig "einleuchten", dort wo es vielleicht besser dunkel bleibt. Flugübungen außerhalb des ZeitGeistes. 

Dennoch: da ist ein Feuer im Ofen, wenn auch ein einsames. Da ist das Schnurren der Katze und der Zauber frisch verschneiter Bäume mit ihren filigranen Zeichnungen der Äste. "Das Eis schmilzt nicht auf einmal", spricht der Sonntagsschnee.

Es geht weiter. Es geht weiter.  Von dorther wo es GUT ist ohne sein Gegenteil ... von dort her ist alles geschenkt.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mich interessiert was da steht, was Du schreibst.
Wir haben alle große Sehnsucht in uns und wissen oft nicht, wie wir sie stillen sollen, können. Etwas treibt uns und in unserer Hilflosigkeit greifen wir nach dem erstBesten, was sich im Außen zeigt, sich uns anbietet und wir kommen kurz zur Ruhe. Doch es erfüllt uns nicht und dort zu suchen, wo Erfüllung stattfindet, ist verstellt durch unsere Angst und den Illusionen, die wir selbst aufgebaut haben und dies nicht mehr erkennen. Doch wir sind alle auf dem Weg nach Hause und es ist näher als wir glauben.
Ja, es geht weiter, immer weiter und es ist gut so.
Abendgrüße von jemandem, der Deine Texte immer wieder gern liest.

Anonym hat gesagt…

mich interessiert das auch, was in diesem block, ach nein: blog steht,
freu mich immer, wenn was neues da ist
den berlinreport fand ich ganz spannend und freu mich schon auf neues und grüße sehr
rotraut