Montag, 16. November 2009

"Donnerkeil"

A.B. "Blaues Wunder"  Öl auf Leinwand, 100 x 100 cm, 2009

"Donnerkeil"


Der Mann stand vor mir, in meiner Ausstellung, wie das personifizierte Land. Das Land, das sich vor 160 Millionen im Jurameer bildete, später von Kelten bewohnt wurde, dann den Limes ertrug, und heute mit dem Auto leicht zu "überfahren" ist.

Acker, Morgentau, Sonne, Stürme, Demütigungen, Erschütterungen sammelten sich zu einem selbstbewussten Stolz, der mich aus seinen zwei blauen Augen anstrahlte.
Es war einer jener Blicke, die das eben noch so Wichtige vergessen machen. Man muss rasch entscheiden, ob das lästig, oder im Moment das Wichtigste ist.

Geistige Impulse und Musen kommen wann sie wollen und in verschiedenster Gestalt. Auch als gestandener Landwirt verkleidet.

Ein Sommertagblick. Er stand wie ein Baum, verwurzelt, vor mir. Voll mit gefreiten Früchten. Wortlos und doch derart gegenwärtig, dass ich aus seinem Kreis nicht weichen wollte.

Gedankenschnell suchte, in instinktiver Gewohnheit, mein "Scanner" ihn zu taxieren. Doch mühelos gelangte er mit seiner Präsenz in die Mitte meiner Aufmerksamkeit. Alles schnelle Deuten zugleich entlarvend als Vorurteilsfilter der die Wahrnehmung verstellt. Schon das war kostbar.

Dann sagte er in derbem Schwäbisch: "Donnerkeil". Er sagte es stark, sozusagen donnerkeilig. Und nochmals: "Donnerkeil!"

Er sprach damit seine Anerkennung aus und fragte, wo denn die Bilder hinkämen, wenn die Ausstellung zu Ende wäre und fügte hinzu: "Dass sie ja zugänglich bleiben, das sind Sie ihrem Schöpfer schuldig." Dann entließ er mich freundlich.

Das war kein hübsches Lob, sondern eine Erinnerung an meinen Auftrag. "Donnerkeil".

Kunst auf dem Land? Nein, das Land ist nicht nur geografischer Ort, sondern leuchtet manchmal auch aus zwei sommerblauen Augen, selbst im November.

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