WIR SIND - ABER HABEN UNS NOCH NICHT - DESHALB WERDEN WIR
(Ernst Bloch)
... nein, wir eilen nicht, wir hetzen nicht, wir rasen nicht, wir überholen nicht, wir drängeln nicht ... wir schreiten...und schon das Schreiten selbst ist Tat.
... wer schöpferisch ist, ist ganz bei sich, weil er sich überschreitet.
... mit den besten Wünschen zu Sylvester und NeuJahr 2010
KUNSTKLOSTER artresearch
„Da schreibt sogar einer im Moment in seinem Blog über mich. Der liegt nicht mal so falsch. Nur sich selber erkennt er nicht. Seinen blinden Fleck sieht auch er nicht. Denn wenn er sich ganz erkennen würde, dann würde er nicht mehr schreiben, sondern nur noch lachen. Dann gäbe es weder mich noch ihn, weder Feind noch Freund. Dann wäre es wie es wirklich ist. Schnaps wäre Medizin und eine kostbare Variante des Lebenswassers. Lust wäre ein schöner beseligender Aspekt der Liebe. Spaß wäre ein leichtfüßiger Begleiter der Freude, und Beifall ein wärmendes Geschenk an den Sinn. Und der Lebenskampf ein herrlich-weibliches Spiel, bei dem jeder Gewinn ein Verlust, und jeder Verlust ein Gewinn ist.
Die Trennung, und meine Spiegelmauer, würden aufgehoben in einem leuchtenden, fruchtbaren, vielfältigen IMMER, das in der Mitte eines jeden Lebens pulsiert, nach dem selbst ich mich schon eine Weile sehne. Obwohl ich alles verhindern muss damit eben dies geschieht.
Ich bin der WiderSager, der GegenRedner, der alles, was innig aus sich selber IST, zum GegenStand entäußert. Ich hab es langsam gründlich satt! Es ist Zeit für meine Rente. “.
Dennoch: da ist ein Feuer im Ofen, wenn auch ein einsames. Da ist das Schnurren der Katze und der Zauber frisch verschneiter Bäume mit ihren filigranen Zeichnungen der Äste. "Das Eis schmilzt nicht auf einmal", spricht der Sonntagsschnee.
Es geht weiter. Es geht weiter. Von dorther wo es GUT ist ohne sein Gegenteil ... von dort her ist alles geschenkt.
Montag, 30.November
Die letzten fünf Tage in Berlin, mein neues Atelier aktivieren.
Noch kein Internet, kein Telefon. Eine einfache, nicht zu kleine Stadthöhle in Kreuzberg.
Wobei ich bisher weder den Berg noch das Kreuz entdecken konnte.
Oder ist damit meines gemeint, das sich nach tagelangem Putzen, und Räumen deutlicher spürt als zuvor?
Die ersten Tage verbrachte ich also damit mein Kreuz zu belasten, auf dem Berg von Arbeit die nicht delegierbar ist.
Staubsaugen, alle Wände, die Decken feucht wischen. Niedere Arbeit? Keine Arbeit für Künstlerhände?
Von wegen! Die Hände denken, sehen, spüren, begreifen, erkunden Fugen und Ritzen, tasten die Mauern entlang, die Böden, haben Augen und Nasen, und schmecken den Staub der Vorbewohner.
In andern Kulturen ist das Reinigen eine rituelle Handlung, ist atmosphärisches Gestalten...doch warum in andern? Jeder der so etwas tut lebt in dieser „andern“ Kultur. Das behutsame Reinigen, bewirkt ein Öffnen der Atmosphäre, die zuvor wie eine, mir noch fremde "Berliner Schnauze", knurrte. Dann aber, wenn ich mich nicht ängstige und sie begrüße, ihr freundliches Willkommen spricht.
Dienstag 1. Dezember
Um die Ecke entdeckte sich mir ein Laden mit gebrauchten Büromöbeln.
Ich kaufte drei große Aktenschränke, für Bilder und Material, bezahlte sie gleich, weil ich dem cleveren jungen Mann vertraute (zu Recht wie sich zeigte) und am nächsten Tag waren sie schon da und aufgestellt.
Ich hatte nur einen Stuhl dabei, eine Arbeitsplatte, eine schmale Matratze, ein paar Kissen und Decken, Küchensachen und Kartoffeln, bis ich feststellte dass es keinen Herd gibt. Das war mir entgangen. Kein Herd, kein warmes Wasser im Abwasch (dafür im Bad...ein Luxus sei das in einer Kreuzberger Soutterainswohnung hörte ich später...eine eigene Dusche...) So lernte ich wieder sitzen auf dem Boden und erkannte den Wert von fließendem Wasser und diesem so selbstverständlichen Funktionieren des Sanitären.
Mit der „Welt“ war ich nur per sms verbunden. Die elektronische Nabelschnur sendete Sturmfrequenzen. Parallel dazu „genoss“ ich das "autistische Dasein". Mit niemand reden zu müssen, keine Verabredungen zu haben, nicht erreichbar, greifbar zu sein. Niemand weiß dass ich Rumpelstilzchen heiß. Doch so heiß ich ja nicht, denn ich will kein Kind von einer Prinzessin rauben. Und in der Erde versinken brauche ich auch nicht, denn ich lebe im neuen Quartier bereits sieben Stufen unter der Erde, der Gehsteigsebene, doch über den Kanälen der Stadt.. Exakt sieben Stufen. Wenn das kein mystisches Zeichen ist. Sieben Stufen abwärts und sieben Stufen aufwärts. Doch nicht nur mystisch ist das, sondern ausgesprochen bequem zum aus- und einladen. Das fanden auch die Männer die die Schränke brachten. Als ich mich nach einen Kühlschrank erkundigte sagte der Verkäufer: ja wir liefern auch, kostenfrei bis zum zweiten Stock. Fünf Stock sind die Regel, auch in "meinem" Haus.
Mittwoch 2. Dezember
Da ging ich schon raus. Erkundete die Gegend, Fürbringenstraße, Bergmannstraße, nachdem Biomarkt und Einrichtungszentrum in der Nähe bereits vertraute Wege wurden. Wie rasch es geht Spuren zu legen. Bahnen im Gehirn durch Wiedererkennen. Gespürsinn.
Am Abend dann erstmals wieder im Auto. Das Navi strudelte mich in einen Straßenwirbel um den Funkturm hinein. Eine Stunde, statt 10 Minuten brauchte ich zur noblen Adresse in der schon Bilder von mir wohnen und wirken. Möglicherweise noch weitere, die ich im Auto dabeihatte. Erster Abend am gestalten Tisch. Geschmackvoll nicht nur die Tafel, auch Suppe und Bratapfel...alles Bio...Bio metrisch....Bio magisch ...Bio pathisch, und, logisch: Bio logisch.
Rückfahrt, schon empfindlich kalt. Auch der Vollmond schaut sich die Riesenreklamen von frierenden Mädchen an, die Tag und Nacht Reiz-Unterwäsche den Autofahrern präsentieren müssen. Die andere Art Verkehrs-Zeichen, die hier ebenso präsent sind wie Rot und Grün - als Ampeln.
Donnerstag 3. Dezember
Da brach der sms-Sturm ab und die Nabelschnur riss. Schmerzlich. Dabei war ich erstmals weiter im Stadtinneren. Mit den Rad die Friedrichstraße entlang. Ziel: Museumsinsel.
Riesenplätze mit palastgroßen Plakaten vor die Fassaden Gespannt. Drucktechnisch beeindruckend, doch das was hier vergrößert wurde, naja. Die Bildbotschaft lautete:Kaffee gleich Erotik...Erotik gleich Kaffee.
Allgegenwärtig, diese „Diktatur“ des Erotischen. Statt einer politischen? Keine Frage was anregender ist und angenehmer scheint. Aber warum überhaupt diese Überdimensionalität? Dieses Vergrößern, Übersteigern, Gigantisieren? Öffentliche Kunst wird von der Werbung völlig absorbiert, sodass die Cleveren der Branche Werbung längst, in einem intellektuellen Putsch, zur Kunst erklärten. Alte Werte neu zu schaffen ist einfach etwas mühsamer als frischen verführerischen Süßstoff herzustellen, auch wenn eben dies ein knochenhartes Geschäft ist, weil es Angelköder sind die sich selbst als nahrhafte Fische anbieten. Diese coole Lüge wird professionell betrieben und steht in Sold und Dienst einer Wachstumsideologie "auf-Teufel-komm-raus". Sie kostet Seele und warme menschliche Substanz.
Visuelle Machtausübung als Unterhaltung? Sicher nur äußerlich. So aufwendige Präsentation ist teurer, soll sich auszahlen und ist deshalb exakt auf Wirkung berechnet. ...Größe mal Masse gleich Gewinn... Das romantische Ambiente auf dem Riesenposter... ein Liebespaar...alles Kaffee...aber sichtlich kein kalter..
Nein: die Romantik ist exakte Berechung. Da führt ein harter Wettbewerb, im Krieg der schwarzen und roten Zahlen, den Kampf um die Hormone von uns „Endverbrauchern“, und implantiert, mit ästhetischer Intellingez, in unsere Liebessehnsucht das Produkt, in diesem Falle Kaffee, hinein...Es könnten auch Autos sein, Versicherungen, was auch immer durch das Begehren attraktiv gemacht wird.
So macht das alle Werbung seit je...
Auf kollektiv Wirksames wird das zu Verkaufende, das Produkt aufgepfropft, damit am Stammbaum die gezüchteten Früchte gedeihen., die dann käuflich erwerbbar sind.
Wachstumsbeschleunigung des Marktes?....
Eben zu dieser Zeit wird unweit ein solches Gesetz im Bundestag diskutiert. Krebs wächst auch beschleunigt...doch hier gilt es das Wachstum zu hemmen. Warum sind "wir klugen" Menschen zugleich so abgrundtief dumm?
Die Straße am Kähte-Kollwitz-Museum ist gesperrt. Polizei. Massenhaft. Grenzschutz in Kampfanzügen. Skeptische Blicke aus Soldatenaugen. Scannerblicke, den Tat-Verdacht aktivierend... - jede Projektion ist zugleich eine Suggestion, die stimuliert was sie vermutet! ...
Der harmlose Stadtradler wird zum potenziellen Terroristen. Seine Anonymität? Nichts weiter als Tarnung! Das Händie in seiner Tasche die Kommandozentrale für den geplanten Gewalt-Einsatz.
„Staatsbesuch“, antwortete der Polizist auf meine Frage - nicht unfreundlich - nachdem ich alle meine mir möglichen Harmlos-Signale vertrauensselig auf ihn abgefeuert habe.
Dann kam ein schöner Schwarm weißer Polizisten in keilförmiger Wildgänseformation auf schnurrenden löwenkräftigen Motorrädern daher gefahren. Sie schwebten surrend in gemessener Eile über den Asphalt. Dann die wichtigen Karossen mit Präsident, Gattin, Gefolge und Gefolginnen und vielen PS, Viele Viele... danach die Grünen Polizisten. Unsere markigen Marken der Sicherheit. Der Schwarm hält im Getto gesicherten Raumes. Getragenen Schrittes dann die Staatsgäste zum geplanten Betroffenheitstermin. Was knurrt den da? Nein es ist ein Trommelwirbel für den Präsidenten. Inszenierte Macht ... hübsch so aus der Distanz. Doch welche Freiheit dann einfach mit dem alten Rad weiter fahren zu können, völlig ohne Protokoll und ohne Blitzlichter, im nachmittäglichen Sonnenlicht. Nein ich möchte nicht tauschen. Keine Lust auf Ruhm und die komfortablen Bunker austauschbarer Größe. Dennoch Verantwortungsbewusst für das Allgemeine. Doch anders. Ganz ganz anders.
Unterwegs zu einer der schönsten Frauen in Berlin. Der Weltschönheit Nofretete.
Hier erlebte ich im ägyptischen Museum, trotz der Schmerzen wegen der sms-Abnabelung, ein tiefes Atmen des Gehirns beim Anblick der jahrtausende alten Werke. Diese Bildhauer schufen nicht für den Markt, auch wenn es das wohl auch gab, aber nicht als erste Adresse. Sie schufen für die Ewigkeit. Da niemand diese kannte, konnte nur das Beste gut genug sein. Und das Beste ist weder kitschig noch eitel noch martialisch. Es ist einfach und schön. Noch immer. Trotz der Bauch- und Nabelschmerzen feuerte eine Freude im Gehirn beim Anblick, und in der Versenkung, in diese wundervoll vertrauensvoll kindlich-genialen Werke.
Ja, das ist (m)ein Grund in Berlin zu sein. Diesen Manifestationen von Menschenhand, vor Jahrtausenden geschaffen, in die Augen sehen zu können, sie zu zeichnen, sie zu atmen. Zu spüren, dass alles Schaffen, das nicht nur Markt- und Menschen-Ruhm meint, diese eine Quelle kennt und aus ihr schöpft. Wäre es nicht zu sentimental, würde ich mir erlauben im Anblick dieser Werke von „heimkommen“ zu sprechen.
Nachher im Pergamonmuseum, bei den Phöniziern und den Griechen, war dieses Erleben nicht mehr so stark. (auch wegen der sms-Infusion sicherlich) Das Ewige, als wichtigste Adresse bei den Ägyptern, weicht später bei den Griechen, großartig gebildet, dem menschlich näheren Drama der Götter und der einschüchternden Pracht-Macht-Entfaltung Roms. Solches gab es sicherlich in Ägypten auch, doch der Focus war dort das Ewige. Deshalb wohl wirken diese Werke zeitfrei und in einer Frische die nicht atemberaubend, sondern atemschenkend ist. Jedenfalls für mich. Das liegt sicher auch an der subtilen und geschmackvoll-großzügigen Präsentation des Neuen Museums.
Dann schließlich Nofretete. Königlicher geht es nicht. Das heißt: Dieses Antlitz vermittelt eine wissende durchdrungene Schönheit und Macht, in der sich Erotik und Distanz, Wärme und Klarheit, Würde und Berührung zu einer Mitte verdichten aus der ein Friede blickt und die Gewähr, dass dieser ewig ist. Ich zeichnete sie. So viele Menschen im Museum. Auch hier genoss ich es „Autist“ sein zu dürfen, ohne Hädfon änd Gaid.
Doch nun ist genug darüber geschrieben, wer wird schon so lange Texte im Ungeduldsmedium Internet lesen wollen?
Ich nicht. Aber ich schreibe es ja für Dich und für die ägyptischen Ewigkeiten, von denen es drei gibt.
Freitag, 4. Dezember
Nach drei Tagen putzen und räumen, einrichten und organisieren, ersten Besuch.
Die schönen Töchter meines unlängst verstorbenen Freundes und Lehrers Lothar R. und Barbara - die ich fast so lange kenne wie sie alt sind - besuchten mich und wir feierten den Geburtstag von Icki mit Frühstück und Erzählen im Cafe in der Bergmannstraße.
Icki und Anja. Gegenpolige Schwestern. Sie verkörpern Jugendstil und Bauhaus. Traumwirklichkeit und fantasievolle Architektur. Wie lebendig Lothar und Barbara dabei waren.
Auf der langen Auto-Rückfahrt den Umweg über Schwäbisch Hall genommen. Die Ausstellung meines anderen verehrten Lehrers, Gottfried von Stockhausen, zur Eröffnung im Hallisch-Fränkischen Museum besucht. Leuchtende Glasarbeiten. Fruchtperlen tiefen Empfindens. Ins Liebende transformierte christliche Geschichte. Dabei von einer pracht- und machtvollen Schlichtheit. Eine Freude, ihn, Gottfried, zu sehen. Leider im Rollstuhl. Doch nicht seine Seele und nicht sein Geist. Die sind frisch, sozusagen ägyptisch.
Nun dämmert ein neuer Tag im Frauenhof. Er wird licht werden.
Warum eigentlich? Wen soll ich damit belästigen? Um meine Privatzeitung zu machen mit täglichen News? Das Verbreitern des Persönlichen und Privaten über dieses Medium ist kein Anliegen. Es wäre etwa so, wie wenn ich in ein Flugzeug einstiege und dieses Fliegen in der Maschine verwechselte mit eigenem Fliegen. Die Maschine, das Medium, das die Veröffentlichungen transportiert, hat seine ganz eigenen Bestimmungen, völlig unabhängig von mir. Dennoch ist es interessant zu erkunden was es mit der Botschaft macht.
In der Kunst ist das Persönliche eine Art Rohstoff den es zu bearbeiten, zu gestalten gilt. Eine wunderbare Möglichkeit mit den fixen Vorgaben neue Muster zu kreieren. Wenn das Persönliche durch diese Arbeit transparent wird für einen Über- oder Interpersönlichen Zusammenhang, das heißt für das "Du", wird es mitteilenswert. Schon deshalb weil es den Andern nicht auf einen Mülleimer oder Spielel reduziert, sondern, wie das Wort sagt, etwas mit ihm teilen möchte.
Beinahe hätte ichs vergessen: es gibt ja doch "dringed Wichtiges zu veröffentlichen. Nicht einen DU, sondern ganz vielen DUs und SIEs, also ALLEN, kurz: der Welt zu verkünden"."Herz im Kopf" Zeichnen mit Kunst Licht, Sequenz aus der dritten Phase, ca. 3 x 4 m
"Donnerkeil"
... dieses Foto machte ich am 9.11.89 an der Mauer in Berlin
Winner and Loser.
Gewinner und Verlierer.
Es gibt Niemanden, Niemanden, der nicht beides ist.
Ich bin der/die Wichtigste, der Nabel der Welt!
Ich bin ein Nichts, ein Staubkorn im Universum.
Zwischen diesen unversöhnlichen Positionen entsteht eine Spannung,
durch die beide verbunden sind.
Sie erzeugen zusammen eine Art unsichtbares Spannseil, eine Saite, eine Schnur,
einen hochelastischen Beziehungsfaden. (String)
Darauf spielt und tanzt das Lebendige.
Von ihm stürzt es ab.
An ihm zieht es sich wieder hoch.
Von ihm wird es gefesselt und stranguliert,
gehalten und gesichert.
Je größer der Abstand zwischen den Extremen, desto umspannender die Strecke
dazwischen.
Wenige vermögen sich so weit zu spannen, dass es um die Erde, um die eigene Existenz reicht. So weit, dass die unversöhnlichen Gegensätze sich gegenseitig in ihrer eigenen Rückseite begegnen und verbinden.
Was dann geschieht steht in den Sternen deutlich zu lesen.
Foto: Kunstraum Hohenstadt
Foto: Ulla Röber, Kunstraum Hohenstadt
... Projektionen, Spiegelungen, Reflexionen...und 36 farbige "NaturIkonen".
Im Vordergund eine Paarung aus zwei Objekten in zwei transparenten Kuben mit dem Titel: "Meditation über das Alter der Zeit". Bestehend aus einem schwarzen Kultstein aus dem Himalaya. Ein Geschenk von P.H. Der schwarze Stein ist Millionen von Jahren alt und vom Gebrauch der vielen Hände weich und rund. Er ist in zwei Teile aufgespalten. In seinem Innerem findet sich eine versteinerte Muschel. Gegenüber, in einem eigenen Kubus, die weiße Figur, die ich mangels besserer Bezeichnung "Engel-Embryo" nenne.
Presseinfo
Begleitveranstaltung zur Ausstellung
"strömende Ordnungen", in Böbingen
am 3.11.2009
"Harmonischer Dissens"
Ein Gespräch zwischen dem Philosophen Hans-Dieter Bahr und dem Künstler Alfred Bast in dessen Böbinger Ausstellung.
Vor einem zahlreichen und kritisch aufmerksamen Publikum, waren sie sich nicht immer einig, der Tübinger Philosoph Hans-Dieter Bahr (1939 in Berlin geboren bei Ernst Bloch über Schopenhauer promoviert) und der Künstler Alfred Bast, in ihrem Gespräch zu Kunst und Philosophie,
Vielleicht war es grade diese Reibung, die den komplexen denkerischen Stoff anschaulich und interessant machte. Zumal nicht nur gedankenschwerer Ernst regierte, sondern auch spontaner Humor Leben in die Denkzellen brachte.
Von Mimesis, der künstlerischen Nachahmung im Sinne der Poetik des griechischen Philosophen Aristoteles war die Rede. Und auch von dem, was da nachgeahmt wird: nämlich die Wirklichkeit. Doch was ist Wirklichkeit, wenn alles was wir wahrnehmen von uns selbst bereits vorinterpretiert wahrgenommen wird? So fragte der Philosoph den Künstler. Wählt dieser die Blüte die er malt als Motiv, oder wird er vielmehr von der Blüte ausgewählt sie zu malen? Wie auch immer, schöne und harmonische Bilder, die derzeit im Bürgersaal in Böbingen ausgestellt werden, sind das Resultat.
Doch Vorsicht! Nicht harmlos sei die Harmonie und ihre Erscheinungsform, die Schönheit. Kein Wunder, denn in den Überlieferungen wird "Harmoina", als uneheliche Tochter vom Kriegsgottes Ares, und der Schönheitsgöttin Aphrodite, bekanntgemacht, erklärte Bahr. Die Begegnung mit echter Schönheit bewirke einen Schrecken, eröffnete Bahr, ein Erschrecken und Staunen, die den Menschen aus der Fassung bringe, und durch die Kunst in neuer Gestalt zu erscheinen vermöge, wenn sie gelinge.
Das Zusammenwirkung der Gegensätze führe erst zur Kunst, so Bast. Nur wenn Material und Idee, Gesetz und Singularität miteinander ein Drittes erzeugen (Harmonia) könnte sich Kunst ereignen. „Die disparaten Qualitäten müssen in der künstlerischen Arbeit gleichwertig sein, denn sonst gäbe es entweder, wenn das Gesetz dominierte, Erstarrungen, oder, wenn der Einzelfall bestimmend würde, Beliebigkeit und Wucherung“, erklärte der Künstler.
Das Gelingen des Kunstwerkes hinge nicht von der Machbarkeit ab, man könne es nicht herstellen, (obwohl als Voraussetzung alle Intelligenz und Mühe nötig sei), sondern das Gelingen würde geschehen, wenn die Voraussetzungen dafür stimmten durch die richtige, eben die musische Stimmung. Nur in diese trete das zu Erwartete, die Muse ein. „Als ein Gast der das Haus adelt und festlich steigert“, wie Bast sagt.
Hier stimmten die beiden völlig überein. Doch nicht bei der Frage von Zeit und Ewigkeit, zum Schluss des Gespräches,. Für Hans-Dieter Bahr ereigne sich alles in der Zeit, in der Präsenz des Gegenwärtigseins.
"Ich brauche den Begriff der Zeitlosigkeit und Ewigkeit nicht, für mich ist alles in der Zeit".
Bast, der Bahrs Begriff der Gegenwärtigkeit nicht widersprach, beharrte dennoch auf einer zeitübergreifenden Dimension, die er als er eine notwendige Bedingung für Inspiration erfahre. Er brauche die Idee eines Unbegreiflichen, Unfassbaren, damit nicht alles im Machbaren erstarre.
Aber war das nicht auch die Aussage von Bahr, nur mit anderen Worten?
Dieser Ansicht waren jedenfalls einige Besucher, die an dieser ungewöhnlichen und gelungenen Begegnung teilnahmen. Einem Gespräch zwischen Philosophie und Kunst, geführt in musischer Spannung.
(KunstKloster art research)
Notizen:
Gestern: ein spannender Gesprächsabend mit Hans-Dieter Bahr in der Böbinger Ausstellung.
... das neue Buch von Klaus Vosswinkel: "die Nacht der Trommeln" zu lesen begonnen. Sehr spannend, sensibel und eigen. Manche Resonanz zu meinem "werkbuch 210", das letztes Jahr in Dakar entstand.
... das andere Buch über die Spiegelneuronen musste ich querlesen ... ziemlich trockene Wissenschaft im Partyplauderton verfasst ... geglaubt wird was quantifizierbar ist. Als sei der Mensch quantifizierbar. Und wo er es ist, hört er ganz rasch auf eine individuelle Person zu sein.
... mit einem Nachbarn gesprochen, im kalten Wind, nahe dem Wasserturm. Er studierte Wirtschaftswissenschaft. Einer seiner ersten Lehrer habe ihn nachhaltig beeidruckt, als er seine Vorlesung so begann: "Es gibt die Lüge, es gibt die große Lüge und es gibt die Statistik: damit fangen wir an".
... und es gab heute die farbigen Wolkenbilder und das Geräusch der fallenden Blätter im Wind ... und es gibt Dich.
Foto: Uli Sach
Ausstellungsort und Galerieräume
"Zusammenarbeit"
Öffnungszeiten: Dienstag - Sonntag von 12-17 Uhr.
vernissage
aus Werkbuch Nr: 206
... es gibt Situationen mit Menschen, da geht es Dir wie einem Handy im Funkloch.
Du hast einfach keinen Empfang. Die Ideen, sie bleiben fern - hinter einer Wand. Und die Gedanken, die sonst nur so sprudelen und zu tanzen beginnen, brüten dumpf und lustlos in einem faden, verwinkelten Schweigen.
... seit 1968 führe ich Werkbücher. Eine Sammlung mit Notizen und Zeichnungen. Nun erweitert es sich um ein elektronisches, den Blog.
... eine Nachricht von Gestern ist in diesem elektronischen Buch keine Seite die ich mit der Hand umblättere, sondern sie erscheint gleichzeitig auf der einen Oberfläche des Bildschirms. Ohne die Eigenschaften des Papierträgers, ohne Knicke, ohne Haptik, ohne Handschrift. Alles präsentiert sich in perfekter Schrift. Diese gibt keine Signale, ob es sich um eine rasche Notiz auf einem Einkaufszettel, oder um eine lange durchdachten und verdichteten Gedanken handelt.
... natürlich ersetzt der Bildschirm, der die runde Erde wieder flach macht, nicht das Handgeschriebene, sondern macht es, im Gegenteil, zu einem besonderen Ausdrucksmittel...
... in den Büchern sammelt sich die Zeit in einer sichtbaren Reihenfolge.
Jetzt mit diesem Blog bleibt der Bildschirm derselbe, auf dem gescrollt werden kann, rauf und runter, von aktuell hinab nach früher.
Mir stellt sich heute Morgen die Zeit wie einen Ring dar, oder besser wie einen doppelten Ring, nein: wie zwei Walzen. Eine für die Vergangenheit und eine für die Zukunft.
Ähnlich den großen Bürstenwalzen in einer Auto Waschanlage, nur viel riesiger und langsamer sich drehend. In der Mitte das Auto, das Selbst, das Ich, das die Illusion hat, die Zeit verlaufe als Linie. Dabei bleibt, bei genauerem Hinschauen, das physische Ich auf seinem Platz. Es kann sich nicht in der Zeit bewegen wie es will. Es wird lediglich von den zwei elastischen Walzen, Vegangenheit und Zukunft, in der Gegenwart "gewaschen" und gedreht. Jahr für Jahr, von Geburtstag zu Geburtstag. Zugleich wird es - unmerklich - immer mehr nach Oben und Unten gedehnt, gedrechselt, wie eine Schraube.
In welches Gewinde wir wohl passen wenn wir „fertig“ sind?
... bei diesem Gedanken-Bild sehe ich die Malerei von Edgar Ende vor mir. Es passt auch zu der Ausstellung: „Wanderer zwischen den Welten“ Phantastische und Visionäre Kunst, die wir derzeit vorbereiten. In Garmisch-Patenkirchen. Zum 80.sten Geburtstag von Michael Ende.
Die letzte Woche dröhnt, erinnert sich. Ich schaue mir das an, schreibe darüber wie eh und je ... und denke dass ich es teile ... mitteile in dem für mich neuen Medium eines Blogs ... der „Welt“ dem "Weltsantkasten Internet" mitteile, ein paar Spuren lege, ... in den Lärm mein Flüstern einspeise. Ob es jemand liest? Vielleicht..
... Der Filmabend bei Mantels (www.ernstmantel.de - Ernst macht faszinierendes Kabarett, Kunst, nicht "nur" Kleinkunst!). B.G. erzählte dort von ihrer Reise in den Iran und zeigte einen ZeichenTrickFilm von Marjane Satrapi "Persepolis", der mir unter die Haut ging. Am nächsten Morgen die Fahrt nach Berlin, um Peter noch zu sehen der jetzt schon in Auroville/Indien ist, um ein paar Fragen zu besprechen bezüglich der Souterrainwohnung, die ich ab Dezember beziehen und bespielen werde.
Eine „evolutionäre KunstKlosterZelle“ in der Hauptstadt. Hier im Grünen dort im „Roten“. Hier „draußen“, dort „drinnen“. Mitten im anonymen kollektiven Menschenkörper. Komplementärpunkt zur weiträumigen Natur des Frauenhofs.
Ausstellungseröffnung "strömende Ordnungen" in Böbingen mit BM Jürgen Stempfle
Alfred Bast, Kunst Kloster art reseach Manuskript überarbeitet am 17.10.2009
Wasser-Performance
mit Veronica Gonzalez, Wassertrommel und Gesang
....bewegte Basis, strömende Ordnung
Wasser lehrt ....so man es befragt......dass die konträren Erscheinungen Ausdrucksformen eines einzigen Grundelementes sind..... Wasser lehrt dass Vielfalt und Einheit innig zusammenwirken und zusammengehören, und so den Kreislauf des Lebens ermöglichen,../.einen Kreislauf der sich zur Spirale erweitert. //
Wasser ist Zeit und Dauer zugleich. ../...Wasser ist Bewegung und Basis in Einem ....-...bewegte Basis . ...strömende Ordnung.//
Wasser reagiert höchst sensibel auf jeden Impuls ... und formt ihn entsprechend plastisch aus ... / ...
Es antwortet......doch nicht nur wie ein Echo ... //
Die Ringe der Steine, die wir ins stille Wasser werfen, sie durchkreuzen und durchdringen sich, überschneiden sich ohne Verdrängung und bilden komplexe Muster.
Wasser erscheint in gegensätzlichsten Gestalten wie kein anderes Element ... / ... und bleibt doch immer mit sich selbst identisch... //
Werk-Freundschaft, unter diesem Thema stand diese erste der fünf
Veranstalungen
in der Ausstellung.
*Werk*, verstanden als etwas zu Leistendes, als etwas das Gestalt werden
will,
als etwas das aus der Fülle schier unbegrenzter potenzieller Möglichkeiten
sich in eine Form, eine Formulierung verdichten will.
Und *Freundschaft *als Mitteilung, Austausch, Sprachforschung und
Sprachfindung,
denn die Botschaft, der Gedanke, wird durch diese Buchstaben, die hier
zu lesen sind,
und durch sonst nichts transportiert.
Die Themen, die, so meinten wir, auch für Andere von Interesse sein
könnten beinhalten Beschreibungen
vom "Inneren Arbeitsplatz", den Inneren Werkstätten in der sich die
Ich-Person wie einem Andern begegnet.
Dabei wird die Person als Exemplar der Gattung gesehen, untersucht, und
gestaltet.
Wir sind uns bewusst, dass die Formulierung, möglicherweise die
Erkenntnis die auf
solche Weise entsteht, nur glücken kann, wenn sie offen bleibt für das
Nicht-Sagbare, Nicht-Fassbare.
Und doch, das ist die Chance, wird dieses durch das Kleid der Sprache,
das wir darüber zu legen suchen, sichtbar und erahnbar.
Solche Sprache ist wie Architektur die nicht nur aus Mauern besteht,
sondern wesentlich aus dem leeren Raum,
den diese erschaffen.
Wir waren uns nicht sicher ob die Auswahl aus den zahlreichen Mails, die
wir die Tage davor getroffen hatten,
die Gäste auch erreicht. Doch die Besucher waren und wurden hellhörig.
Und so konnten wir erstmalig
unseren Dialog zu andern hin öffnen. Eine Freude für uns, vor allem auch
über die positive Resonanz.
Nächsten Sonntag, wieder um 15 Uhr werde ich mit der Musikerin Veronica
Gonzalez (www.veronicagonzalez.de) eine Performance durchführen:
"Wasser-bewegte Basis".
Herzliche Einladung dafür!
www.alfred-bast.de