Bleistift und Pastell auf grundiertem Tuch
... arbeite wieder an einem Blütenbild. Male so ein Allerwelts- und Allerhimmelsthema. Nix Kritisches, nix Kaputtes, nix Depressives. Bloß was Schönes.Eine Rose. Eine für alle.
... Die sich entfaltende rote Pracht im satten Grün ergreift mich einfach.Duftende Tautropfenkelche.Tanzenden Wirbel, in denen das Licht blutrot mit der Erde hochzeitet.
Sommerzeit.Höchster Sonnenstand im Jahr.Mittsommernacht. Mittsommertag.
21. Juni ....Verdichtung mit Kreide und Acryl
... Es geht nur ein sehr schmaler und dorniger Weg zu diesen Mysterium des Schönen. Er führt durch die süßlichen Gefälligkeits- und Kitschsümpfe, die alles Wahre und Schöne und Gute (schon das so zu schreiben ist eine Provokation) umzingeln, und die sich von deren Kräften mästen. Oder ist das alles gar nicht so schlimm, und findet nur in meinem Kopf ab, in dem sich autoritäre Geschmacksjuroren an schwer zugänglichen Stellen eigenistet haben? Beamte des ästhetischen Urteils vom ZeitGeistAmt? Die haben mich oft schon in meiner Begeisterungsgeschwindigkeit geblitzt, und mit empfindlichen Bußen belegt. Will ich sie nur ablenken indem ich Ihnen Referenz erweise? Ihre Berechtigung liegt darin, dass sie mich zwingen tatsächlich meine eigenen Maßstäbe zu setzen und auszuhalten? Wie auch immer. Es gibt kein Drumherum. Nur ein Mittendurch. Extreme Mitte eben. Das entspricht der Rose: "extreme Mitte".
22. Juni ....Verdichtung mit Kreide und Acryl
... Diese Spanne zwischen ihrer wirbelnden Ordnung, zwischen Geometrie und Tanz, drängt sie tiefer zu erleben, zu ergründen.Was liegt näher als Zeichnen? Das ist handelndes Sehen in der Zeit,Begegnung mit Materialien, deren Eigenschaften und dem Fremden, der Rose?
... Die weiße Leinwand, das werdende Bild, und das rote Universums als Vorbild. Nein nicht Vorbild, es ist noch kein Bild, es ist ein Gegenüber. Räumlich, körperlich existenziell anwesend, in seiner Erscheinung alles Unsichtbare bergend. Empfindlich. Fremd.Es gilt nicht ein Abblild zu malen, darum ging es mir noch nie wenn ich nach der lebenden Natur zeichne, das macht meine Kamera, sondern die Dinge verlangen, sich mit den Händen voran in die strudelnden Kelche und Rätsel zu wagen. Bei der Rose in den Abgrund aus Schönheit, aus Geometrie und Tanz.
23. Juni ... übermalt mit Weiß Acryl
... Und jetzt ist die Zeit der Rose, ja gewiss, auch des Fußballs, doch weniger für mich. Ich schaue nicht in die Fernseher, sondern in diese nahen Rosenwirbel, die über die Augen ins Blut duften.
...Die Rose sind die millionenfach gelungene Versuchsanlagen, die den Ursprung des Universums alljährlich neu präsentieren.
"Rose für Cern" 161X100 cm Bleistift, Pastell, Acryl und Öl auf grundiertem Tuch 19.-23.Juni
... In Cern steht die größte Maschine der Welt, die die kleinsten Teilchen erforscht um den Ursprung des Universums zu ergründen. Bei allem Respekt vor der Wissenschaft: es werden auf den Bildschirmen keine klareren Spuren zur Entstehung des Universums sichtbar werden, als jene, die sich in jeder Rose offenbaren.
... Hier sind fünf Arbeitsphasen aus den fünf Tagen auf dem Weg zur Rose.
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1 Kommentar:
Wunderbar und welche ein Satz ...die über die Augen ins Blut duften. Hat schon Rilkequalität. Wünsche Dir noch viele viele schöne Stunden mit den Rosen und anderen Schönheiten. Die Bilder die dann daraus entstehen ist eine Freude fürs Auge und Genuß für die Seele. Noch einen schönen duftenden Sommertag schicke ich Dir aus dem kühlen Büroalltag auf Deine Künstlerinsel mitten im Wald. ULI
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