Samstag, 1. September 2012

die Laubacher Phase 1971-1986 Teil 2


Laubach Blog In Folgen
zur Ausstellung

„Kunst zwischen Kuhmist und Milchstrasse“
Die Laubacher Phase
1971-1976

Vom 9.9. bis 23. 9. 2012

Teil 2

Das Sternenhäuschen


A.B. "im Weckglas" Aquarell und Pastell auf Papier, 1973, 30 x 21 cm


In Laubach malte und zeichnete ich im Häuschen von morgens bis nachts. Lauschend. 
Es gab kein Telefon, lediglich ein altes Radio mit Rauschempfang. 

Da hörte ich die Hühner gackern und scharren. Schaute auch hin. 
Immer dort wo eine Henne ein Korn zu entdecken meinte und laut gackernd ihr Geheimnis preisgab, flatterten alle panisch dahin um nichts zu versäumen.
 Schnäppchenjäger sollte solches später dann heißen. 
Der Hahn auf dem Misthaufen verkündete täglich mehrmals seine krähenden Ansprachen an die Welt. 
Seine Sprache ist international verständlich. 

Überhaupt: Natur ist universell. Der Grashalm vor der Tür hat nahe Verwandte auch in China

Das tiefe warme Muhen der Kühe, wenn sie von der Weide kamen oder dorthin getrieben wurden wirkte wie Milch mit Honig für die Ohren. Das klang später in Indien nicht viel anders. 

Zu den akustischen Anregungen beim malen gehörte auch der Dackel Peggy, ein Hahnverbeller.  
Auch die Gänse hassten ihn innig. Sie schlugen ihn gellend in die Flucht wenn er allzu aufdringlich wurde. 
Es war immer was los.

Bei offenem Fenster, an den Abenden der wärmenden Jahreszeiten, wenn die große Stille den Raum eroberte, hörte ich dem plätschernden Laubach zu und bei hohem Wasserstand seinem Rauschen.
In klaren Nächten, bei langen meist langsamen Spaziergängen im Leintal, blinkten die Sterne im Fluss. 

Da stand ich auf der Brücke, schaute nach unten ins Dunkelwasser der Lein und sah den strömenden Sternenhimmel fließen. 

Dann war die vertikale Verbindung hergestellt und bei der Rückkehr verwandelte sich das kleinräumige Häuschen mit seinem Arbeitsplatz in ein vasenähnliches Gefäß das sich in den unbegrenzten Sternenraum weitete und nach unten, wie ein Brunnen, in die Tiefen des Menschseins reichte. 

Daraus speisten sich die Anregungen und Inspirationen für das was ich dort tat und wofür es den Arbeits-Begriff „Kunst“ gibt. 

Oft genug auch verwirbelt von den Turbulenzen im Gefäß. Doch es ging immer ums Eingemachte.


"Häuschen", Modell Renate Bast, 1973

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