Dienstag, 20. Oktober 2009
Ein sonniger Herbstmorgen. Stille im KunstKloster.
Wie es sich gehört. Stille in mir? Nein.
Die letzte Woche dröhnt, erinnert sich. Ich schaue mir das an, schreibe darüber wie eh und je ... und denke dass ich es teile ... mitteile in dem für mich neuen Medium eines Blogs ... der „Welt“ dem "Weltsantkasten Internet" mitteile, ein paar Spuren lege, ... in den Lärm mein Flüstern einspeise. Ob es jemand liest? Vielleicht..
... Der Filmabend bei Mantels (www.ernstmantel.de - Ernst macht faszinierendes Kabarett, Kunst, nicht "nur" Kleinkunst!). B.G. erzählte dort von ihrer Reise in den Iran und zeigte einen ZeichenTrickFilm von Marjane Satrapi "Persepolis", der mir unter die Haut ging. Am nächsten Morgen die Fahrt nach Berlin, um Peter noch zu sehen der jetzt schon in Auroville/Indien ist, um ein paar Fragen zu besprechen bezüglich der Souterrainwohnung, die ich ab Dezember beziehen und bespielen werde.
Eine „evolutionäre KunstKlosterZelle“ in der Hauptstadt. Hier im Grünen dort im „Roten“. Hier „draußen“, dort „drinnen“. Mitten im anonymen kollektiven Menschenkörper. Komplementärpunkt zur weiträumigen Natur des Frauenhofs.
... Dann am Sonntag mit Veronica Gonzalez die Wasser-Performance in Böbingen. War es gut? Wirksam? Was ich hörte war positiv. Das Negative verdeckt sich meistens eine Weile und tritt dann als kaltes Schweigen, oder peinliches Abwenden auf. Es muss auch sein, gehört zum Ganzen. Ich habe mir die Videoaufzeichnung angeschaut und würde ein paar Sachen nun anders machen, finde es insgesamt aber gelungen.
Zwischen positiver Außensicht, der gesäuberten Oberfläche, und dem wirklichem Geschehen liegt meist ein ziemlich großes dunkles Land, wie zwischen dem glanzvollen Reiseprospekt und der tatsächlichen Reise, wie zwischen den freundlichen Ritualen alltäglicher Kommunikation und dem inneren Empfinden.
... Freunde kamen angereist. Sie erzählten von Kunst-Ausstellungen, die das Thema „Tabu“ hatten. Was zu sehen war? Alle Arten dessen was in „bad banks“ des Geschmacks als faule Wert-Zeichen-Papiere Zinsen trägt. Das Übliche: Widerkauen dessen was ohnehin in brutalem Übermaß vorahnden ist. Gewalt, Pornografie, Missbrauch auf allen Ebenen. Die bekannte Mischung.
Ich mag die Legierung von oft schicken und teuren Ausstellungen und dem zelebriertem Bösen und Hässlichen längst nicht mehr. Empfinde sie als verlogen. Zu oft spekulieren sie auf Sensation, arbeiten kalkuliert mit Skandalen und freuen sich, wenn sie einige Menschen wütend machen. Provokation nennt sich das. Meist aus gut situiertem und gesicherten Hintergrund heraus. Ich denke von dieser modernden Moderne haben wir inzwischen mehr als genug. Und Scheiße wird auch nicht besser wenn sie in edlen Dosen verpackt und in cleveren Vereinbarungen kommuniziert wird.
Was fehlt ist das nährende Schöne. Eine Schönheit allerdings, die nicht als geschminkte Werbe-Lüge vor den Abgrund hässlicher Absichten gespannt ist, sondern eine, die aus dem Geschenk des Lebens kommt und sich selber immer wieder frisch erzeugt. Trotzt allem Missbrauch. Nicht wegen und nicht gegen ihn, sondern weil das Leben sie als formende Gestaltkraft in sich selber freisetzt, wenn man es nicht hindert, stört, zerstört.
Deshalb mache ich auch keine Kunst in dieser Richtung. Stelle keine tonnenschweren Paletten mit kubisch gepressten Fleischbrocken, in tief gefrorenem Zustand, in eine Ausstellung und lasse sie langsam abtauen, während sentimentale Tiervideos auf Großbildschirmen laufen, und Kuscheltiere auf dem Boden aufgestellt sind - obwohl mich das reizt - sondern setze mich hin und male eine Quitte. Wie jedes Jahr um diese Zeit.