Montag, 24. Februar 2014

Auroville, Morgengedanken bei Regen


 24. Februar 2014, Montag  6:30 Uhr



Auroville, früher Morgen.
Es regnet. Das ist selten um diese Zeit.

Auroville

Vor 40 Jahren war ich erstmals hier.

Ein visionäres Projekt, eine Stadt sollte hier entstehen.
mit dem Plan einer Spirale, einer Galaxie.


"Galaxi" Statdtplan von Auroville

Die Spirale ist, wie das Ei, in seiner Gestalt die Synthese
der Gegensätze Kreis und Strahl.

Hier wollte ich hin um bildnerisch zu denken.

Wie lassen sich die Gegensätze, die gegensätzlichen Kräfte
die die Natur und uns ausmachen, so verbinden dass sie
sich nicht befeinden, sondern schöpferisch ergänzen,
so wie zwei Hände, die gleichzeitig eine Schale formen, und dafür nicht zuerst
die linke und dann die rechte Hand benutzen?

Diese Frage hat eine nicht endende Antwort zur Folge,
denn der schöpferische Moment kennt kein System,
keine Methode, er ist immer frisch - oder er ist nicht schöpferisch,
sondern eine Imitation eines vorangegangen primären 
schöpferischen Impulses. 

Frisch hat er zu sein. Mühelos frisch, wie ein Atemzug, der nie derselbe ist, auch wenn er sich 20000 mal
pro Tag wiederholt. 
Keine Maschine ist die Lunge, keine das Herz,
sondern ein Organ, das nur lebt wenn es frisch bleibt.

Leben ist frisch.

Uns Menschen zeichnet aus, dass wir die Sprache entwickelt haben,
also die Fähigkeit uns komplex, nachhaltig und äußerst differenziert
misszuverstehen. 

Deshalb forsche ich schweigend im visuellen und nenne meine
kleine Ausstellung in Pondicherry „think visual“.



"Thik visual" Einladung Ausstellung Pondicherry


Nicht dass ich Sprache nicht mögen würde. Ich liebe sie
und all ihre wundervollen Nuancen! 
Wenn mir zudem ein so begabter Dichter wie Dennis Freischlad, der über Indien geschrieben hat,
( ... die Suche nach Indien, dumont ... ) hier begegnet, wie sollte mir da die Sprache
widerwärtig sein? 

Oder wenn ich in einem kleinen Reclam-Büchlein „Also sprach Zarathustra“
Nietzsches geniale, beleidigte, wütende Märchenvision ab und zu lese, in der die Sprache Schmerz und Hammer ist, und Infusion und Operation und Schivas zerstörenden Tanz beschreibt, wie sollte mir das nicht gefallen.



Dennis Freischald und Nikolaus Deutsch nach einer Lesung im Unity Pavillion


Doch das Schweigen danach führt weiter - führt näher hin.  

Zu den Tieren zum Beispiel und den Formen eines von der Sonne beleuchteten Blattes,
das mir in die Augen springt als Offenbarung, und dort bleibt: für immer.

Ich zeichne viel und fast ständig. Den Eindrücken hinterher und auch voraus.

Gesichter. Gezeichnete Gesichter.


Arbeitsplatz am Bambushain


Auroville

Wüstenstadt, noch immer: doch inzwischen voller Oasen. Voll mit verborgenen Traumhäusern und Gärten, die von
den Sandstraßen, den gefährlichen seelenlosen Wüstenwegen, (vor allem nachts)  links und rechts abzweigen in abgezäunte, bewachte umgrenzte private und kleinkollektive Paradiese, die nur mit Erlaubnis betreten werden können, wie auch das eindrucksvolle Zentrum Aurovilles, das Matrimandir, das wie ein "spirituelles NASA-Gelände" wirkt, weil es so unglaublich präzise gebaut ist, und in dem vertikale Lichtreisen über das Scheitelchakra ins Innerste der unermesslichen Weite des Herzen unternommen werden können.

Dieser prächtigste aller aktuellen (ägyptischen) Einweihungstempel die sich aus der Ewigkeit ins Stoffliche senken für ein paar Jahrzehnte, Jahrhunderte oder Jahrtausende.



Morgenmeditation 21. 2. 2014

Auroville

Was ist nach 40 Jahre geworden?

Vieles bleibt verborgen, und dem gilt mein respektvolles Schweigen, denn nicht erlaube ich mir ein Urteil, oder einen Überblick geben zu wollen, lediglich einen Einblick aus meiner Sicht.

Wald ist geworden, fruchtbare grüne Wildnis und ein übersprachliches Paradies für 
Vögel und Schlangen und Menschen, das auch ohne Erlaubnis den wachen Sinnen offensteht.
Etwa wenn die Sonne durch die Blätter Schattenspiele auf die roten Radwege
zeichnet, die ich gerne fahre - durch zeitfreie Zonen.


Radweg


So frage ich neben der zeichnenden Hand auch die Tiere.

Das größte der Tiere, die Ameise, die sich in unzählige kleine Zellen aufteilen muss,
weil sie in keine Haut passen würde, gibt keine Antwort. Sie hat sich nie mit
einer differenzierten verbalen Sprachentwicklung befasst. Dazu hat sie keine Zeit. 
Es gibt keine Missverständnisse. Alles ist geregelt. Auf den Ameisenstraßen gibt es weder
Polizisten noch Autos.

Lieber Herr Darwin, ich sehe die Evolution an vielen Stellen erfolgreich, vor allem auch an den Wurzeln. Sie ist keine Linie die sich auf den Menschen zuspitzt, sondern ein Baum. Und wo der Mensch Baum wird, wo sein Gehirn Baum ist, und wo dieses das Universum atmet und Früchte trägt, da geht es weiter - hin. Bestimmt.

Beim Menschen, bei uns, bei mir, bei Ihnen, da müssen wir letztlich doch mit Herrn
Nietzsche, der die Esel nicht mag ( ... er kannte das wundvolle Buch von Juan Ramón Jiménez: „Platero und ich“ noch nicht ... )  zustimmend sagen: 
was geliebt werden kann am Menschen, das ist, dass er ein Übergang und ein Untergang ist.“


 Bambushain, oder: die Außenansicht der Gehirnverbindungen beim formulieren,eines einfachen Satzes

Immerhin

... nach 40 Jahren ist hier Wald geworden. Wilder, vielfältiger Wald, in dem mit den Tieren Menschen leben.
Schweiger oft mehr als Sprecher.
Kenner der vertikalen Sprache, die sich mit dem Mittelpunkt der Erde und dem Kosmos  über die Pfanzen verständigt.

Sprache die über Musik und den Körper direkt kommuniziert, wird in diese Oasen auch gelernt und geübt.


Parvaty

Baul

Aurovillianer, die echten, das das sind "Quantenastronauten" die Zukunft vorwegnehmen.

Pioniere im politisch rechtsunsicherer Politik-Wüste, doch sicher im inneren Wissen um
das Unsterbliche von dem auch Krishna in der Bahavatgita kündet. 

Das Unsterblich ist in Indien im Alltag präsent.


Aurovillian ?


Auroville

Es sind auch  Hindernisse gewachsen aus Beton und Zäunen, und eine Stadt, die sich gerne vor sich selber versteckt. 
Immer wachsen die Hindernisse mit. Auf sie kann man steigen um weiterzukommen. 

Hindernisse sind die Stufen zum Gelingen. Wer das nicht kennt arbeitet nicht sondern schläft.



Das Herz läuft einem über wie Milch die überkocht, (Pongal nenne das die Tamilen und feiern es) wenn es solche Früchte wie dies Herzfucht gibt, und wenn sich so viele missverstehende Menschen auf so vielen Nationen der Erde
versammeln um sich ein paar Stunden im Schweigen freundlich zu einen, oder in
„Mothers“ brüchiger Tonbandstimme, annehmen dass die andern dasselbe fühlen, wollen und wissen wie sie.

Das Weltenherz gibt da den Rhythmus vor und in die brüchige Stimme sprudelt Gelingen.

Sitthe Palam, Frucht-Herz

Auroville 

Vor 40 Jahren kannte ich allein den Stadtplan. 
Ich suchte ja keinen Guru, keine Lehre, keine Heiligen.

Inzwischen habe ich viel von Aurobindo gelesen.
Vor allem „Savitri“ und, :das göttliche Leben“.

Da wird Sprache so fruchtbar wie dieses Land bei Regen.
So differenziert wie die Blumen und Vögel. 

Was für ein großer Wegweiser die verbale Sprache hier durch dieses Weltengenie geworden ist,
in dem sich alle Ebenen zu einer logischen Ordnung verbinden die ein Sprungbrett ist und eine
Empfangshalle zu allem was den Menschen übersteigt und ihn zugleich im wesentlichen ausmacht,
und wohin er sich zu-wendet, um sich verlierend unendlich größer zu finden.

Ein Weg der - ins obere Schweigen - weist, wo sich die Freude der 
Engel aufhält zur Rast, auf der Reise zwischen den Ewigkeiten - im Nu.


Sri Aurobindo

Auch das lächelnde Gesicht von Sri Ramana Maharshi, dieses großen Schweigers, der unweit von hier, in Tiruvanumalai gewirkt hat und wirkt erfreut mich und erinnert. Ja erinnert.




Der Regen ist ungewöhnlich stark geworden.
Es plätschert von den Dächern.

Die richtige Stimmung um diesen Blogbeitrag zu schreiben,
dessen Essenz ins „obere Schweigen“ mündet,
dorthin woher der Regen kommt. 

...vom Himmel - natürlich -
und aus den Brunnen der Erde.







Musikfestival "Soltude-Farm"




Zelebration Internationl Zone


Matrimandir von der Townhall aus gesehen


und auch das:
ein charmanter "Klick" fürs unsterbliche Album im Netz :-)




Dank:
Ich möchte mich bedanken bei diesem Auroville, das ich seit 40 Jahren besuchen kann, bei meinem Freund Peter, den ich hier vor 40 Jahren kennenlernte, und den ich immer wieder gerne zeichne, denn in seinem Gesicht ist die Vision in allen Furchen und Falten eingezeichnet, dieser Visionär und Kommunikationsarchitekten hohen Grades.

energy-projekt beim zeichnen von peter anderschitz


Ich denke jetzt in dieser Gedankenschleife auch dankend an "Mutter" und Sri Aurobindo ohne die es Auroville, das am 28. seinen, wenn ich das recht weiß, 46sten Geburtstag feiert,  denke dankend an Medhananda, bei dem ich vor 40 Jahren so viel lernte in der Sri Aurobino Library in Pondicherry, an Holger Jetter, meinem Musikerfreund auf dessen und Tinas Platz ich diesmal einquartiert bin, freundlich betreut und mit bestem Tee versorgt von der hübschen, intelligenten einheimischen Kasturi, die hier einige Stunden täglich wirkt. Über sie erfahre ich, wo das "Ufo Auroville" gelandet ist, erfahre etwas über die traditionellen Dorfstrukturen und Riten. Sie arbeitet dafür, dass ihre beiden Töchter eine gute Ausbildung bekommen und ist sehr froh dass es Auroville gibt.


Kasturi


Holger Jetter
Ich denke dankend auch an die klugen und liebenswerten Menschen mit denen ich in diesem Kontext verbunden bin,
Georg und Isa, Friederike und Christoph, Jana und Raphaele und viele andere die jetzt als Chor auftauchen und ein schönes Lied singen.

In Pondicherry sind es Lalit und Shernaz Verma, (Aurodahn Galerie) denen ich seit vielen Jahren in Freundschaft verbunden bin. Ihre Kulturaktivitäten sind vielfältig und der "VulkanBerg Lalit" bewegt vieles mit seinem vitalen Feuer und seiner leidenschaftilchen Hingabe an "Mutter" und Sri Aurobindo. Ebenfalls danke ich Lilo, die es mir ermöglichte in dem zurecht legendären Golconde zu wohnen.

Gerne denkt es dankbar  auch an Anjali und Sriram mit Ilango, an Susanne und Arno und "The Base", das Projekt in Kodeikanal das am Anfang dieser Reise stand.


"The Base"
Der Dankes-denk-Bogen weist jetzt auch in Richtung Studienstiftung des deutschen Volkes, die mir vor 40 Jahren den ersten Aufenthalt hier ermöglichte, meinen Verehrten Freund und Lehrer Gerhard Gollwitzer, meiner Familie, den Freunden und Nahen die es mir immer wieder möglich machten hierher zu kommen, mit denen ich verbunden bleibe über Inner-Net und Internet, und die jetzt "zu Hause" die Stellung halten und auch das Kätzchen im Frauenhof versorgen.

Es wird schön sein zurück zu kommen. Ich freue mich auf das was mich erwartet. Die Menschen, die Ateliers im Frauenhof, Hohenstadt und Berlin und das spannende Filmprojekt über Christian Rosenkreuz, das die abendländische Fortsetzung dieser Reise sein wird.

Es ist schön noch bis zum 17. März hier sein zu können.


weg weg weggeschwemmt


Noch immer regnet es.
So viel Blog hätte es sonst nicht gegeben.
So ein Strom von Dankbarkeit und Wärme der sich hoffentlich mitteilt.

Längst wäre ich jetzt im Atelier das mir Peter eröffnet hat in Luminosity, wo er wohnt, und in dem ich die letzten Wochen meine Arbeit fortsetzen kann.

Schließlich, das schreibe ich immer wieder,
bin ich ja zum arbeiten hier -also zum Vergnügen



Atelier in Luminosity, der leere Raum der Fülle
















1 Kommentar:

AndreA hat gesagt…

"Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist."

(Johannes 1, 1-3)

;-)