Mittwoch, 22. Januar 2014

Morgen am Meer

Pondicherry  2014



 Morgen am Meer. 

Seit Urzeiten das selbe lebendige Bild. 

Wir schauen in die Weite des Horizontes wie in eine Zukunft und erlebe die ankommenden Wellen als herannahende Zeit, die dann gischtend in die Gegenwart branden. 

Die Stille des Horizontes, der Rhythmus der Wellen und die nahe aufsplitternde Vielfalt in Wirbel, Wirbelchen, und Fontänen einzelner kugelrunder Wassertropfen, das korrespondiert zuinnerst mit dem betrachtenden Menschen.

Er sieht sein Inneres da draußen und spürt das pulsierende Weltenherz in seinem.

Das Meer nimmt den kosmischen Raum vertikal und von allen Seiten gleichzeitig auf. 
Es ist das Auge der Erde das von Sonne - Mond - und - Sternen -  mit den unermesslichen Räumen dazwischen - vertikale Botschaften empfängt die es in den Zeit-Raum-Wellen horizontal ausspielt, und mit jedem einzelnen Wassertropfen luftig versprüht

Ich atme diese Zusammenhänge tief ein. Die Lippen schmecken salzig, die Gedanken süß und herzhaft.



Dienstag, 14. Januar 2014

einen Tag später



einen Tag später

Die Rückkehr der Schönheit zum Kehrricht

damit aus dem Kehrricht alsbald wieder geordnete Schönheit entstehe.

Denn die einmal so verwendeten Partikel sind geladen, sozusagen geimpft, und wirken weiter.

So sagen die Buddhistischen Mönche die ihre Sandbilder wieder auflösen und in den großen Kreislauf des Windes und des Wassers einspeisen. So wissen es die Schamanen aus allen Ländern, so arbeiten die Heiler und Medizinmänner und Medizinfrauen. So wirkt die Natur wenn aus Humus neues Wachstum entsteht.

Derweil ziehen sich die geometrischen Ordnungen in ihre Bereiche zurück und bekommen dort therapeutische Anwendungen um sich zu stabilisieren, bevor sie sich erneut auf solche Abenteuer gestaltend einlassen.
Was sie, das weiß ich genau, sehr gerne tun!




Sonntag, 12. Januar 2014

Kolam




Kolamzeichnerin

Kolam Punkte und Linien

Kolam


Seit 40 Jahren bestaune ich nun schon die überraschenden Zeichnungen vor Tempeln, Häusern und Hütten, die früh am Morgen auf die mit Wasser und Kuhdung gereinigte Schwelle zum Haus, in Tamil Nadu und Kerela, Südindien, von Frauen gezeichnet werden. 

Es sind uralte rituelle Muster die zugleich spielerisch und mathematisch präzise sind. In regelmäßigen Abständen werden zuerst Punkte gestreut. Gewissermaßen als Orientierungs- und Energiezentren, um die herum sich der bewegte Lebensweg labyrinthisch schlängelt. 
Es sind Schutzzeichnungen, die gute Kräfte einladen über die Schwelle zu kommen und die bösen verwirren und abhalten sollen. Wir kennen das aus Goethes Faust, weil Mephisto durch eine Bodenzeichnung, ein Pentagramm, eingesperrt war und es nicht einfach überschreiten konnte, dann aber doch, weil es nicht ganz präzise gezeichnet war.
In dieser uralten Traditon, die so frisch geblieben ist, zeigen sich die Kräfte der Ordnung und Gestaltung die in der Natur und in allen Kulturen wirken. So gibt es verwandte Muster in der Kymatik, (Hans Jenny und Alexander Lauterwasser) wenn zum Beispiel Wasser durch Klang in Schwingung versetzt wird, und bei Grundrissen von Städten und Tempelanlagen und natürlich bei Blüten.
Die Frauen nahmen für ihre Zeichnungen ursprünglich Reismehl das dann im Laufe des Tages den Tieren als Nahrung diente. 

Kolammalerei
Heute war in Pondicherry ein Kolamfestival mit etwa 250 großformatigen Gemälden und Zeichnungen. Zum Hauptfest in Tamil Nadu: Pongal. Das ist ein Erntedankfest bei dem gekocht wird bis die Töpfe überlaufen. Dieses Überlaufen, dieser Überfluss ist ein gutes Omen für das kommende Jahr.
Bei mir war heute Morgen auch „Pongal“. Mir lief mein Künstlerherz über.

Kolamfestival Pondicherry 12.1.2014
Kolamfestival Pondicherry 12.1.2014

Inzwischen verwenden die Frauen auch Farben und Glimmer. Es gibt keine Berührungsängste mit Neuerungen und Improvisationen. Manche gestalten auch sozial-politische Bilder oder heben das primär geometrische Muster zugunsten eigener freier Findungen auf. 

Kolam freie Gestalung
Ausschnitt
Ausschnitt bei dem der Reis zu sehen ist

Die Bilder sind nun fotografisch fixierbar und das ist gut, doch ansonsten gehören sie gleich dem Wind und der Zeit die es in sich aufnimmt.
Bewahren heißt dann nicht festhalten, sondern erneuern - am andern Tag, im andern Leben. 
Es ist ein anderer Aspekt im Umgang mit Kunst, der in meiner Arbeit auch seinen Niederschlag findet. 
Zum Beispiel in der großformatigen Bodenzeichnung, gestreut mit Marmormehl, in der Johanniskirche in Schwäbisch Gmünd 2008, bei der ich auch die Beziehung zu den Kolams deutlich machte.
Auch in den Bildern mit verschiedenen Beeren, deren Pigmente nicht lichtstabil sind und die sich im Licht verändern ist dieser Aspekt thematisiert. Ebenso in der Wasserperformance, bei der die Malerei durch den Trockenprozess langsam wieder verschwindet. 2009 in Böbingen mit der Musikerin Veronika Gonzales.

Wobei die Erhaltung selbstverständlich ein hoher Wert ist und bleibt. Dennoch gehört auch die Vergänglichkeit, allerdings nicht als Entropie, sondern als rituelles Geschehen das sich immer wieder durch Erneuerung bewahrt, mit in des Repertoire von stabilen Traditionen. Diese Erneuerung ist zugleich die Erhaltung.

2008 Johanniskirche Schwäbisch Gmünd


Freitag, 10. Januar 2014

Sicheres Netz in Indien INDIENNETWORK


Im Netz

Im Netz geborgen:
sicher und geschützt.



MEIN

Moskitonetz




Hunde




Hunde

Die Nacht gehört den Hunden.
Sie verständigen sich über weite Strecken
und bellen heulend ihre dramatischen Opern.

Die Nacht gehört den Hunden.
Tags wenn die Hupen lärmen schlafen sie.
Manchmal jedoch schweigen auch sie.

Dann gehört die Nacht den Lauschenden.
In der Ferne flüstert die Brandung 
des indischen Ozeans.
Nah das pulsierende Herz.



Dienstag, 7. Januar 2014

Descartes in Indien

Großmutter und Enkeltochter am Meer in Pondicherry, 7.1.2014



"Ich denke also bin ich".

diesen berühmten Satz hätte Descartes in Indien vermutlich so formuliert:

"Ich bin also denke ich".


Zwei grandiose traditionelle Sänger in Lalits Cultural-Garden 5.1.2014