Samstag, 18. Mai 2013

Alfred Bast Ausstellung im Kunstverein Bretten


 





"Natur und Rhythmus"

Alfred Bast Ausstellung 
im Kunstverein Bretten

26. Mai bis 23. Juni 2013

Eröffnung: Sonntag 26. Mai, 11 Uhr
Finissage: Sonntag 23. Juni, 14-17 Uhr



Das Sichtbare und die Namensgebung

Alles Sichtbare ist im Fluss und dennoch bilden sich klare Gestalten in zuverlässiger rhythmischer  Wiederkehr der Jahreszeiten. 
Jedes Jahr erscheint etwa ein Vergissmeinnicht auf der Wiese, und all die vielen anderen so vertrauten und doch rätselhaften Gebilde die wir mit Begriffen belegen. 

Wir kennen die Begriffe. Doch Dinge die die Natur ohne menschliches Einwirken hervorbringt, sind viel älter als die Menschheit. Wir gaben ihnen Namen. Ursprünglich war ihr Name die direkte Übersetzung ihrer Erscheinungsgestalt in einen Begriff, in die menschliche Sprache. Namensgebung war ein magische Ritual, in dem sich Name und Unnenbares kreuzten. Durch die Benennung werden die Kräfte und Gestalten verfügbar, sie werden dem menschlichen Begreifen einverleibt. Durch die Benennung werden sie dem rationalen Verstand verfügbar. Diese intelligente Leistung des Menschen integriert die nichtmenschliche Natur. 

Inzwischen kleben wir den Dingen Namen wie Etiketten auf. Lesen sie und schauen nicht weiter hin. Das ist ein Apfel, von der und der Sorte etc. 
Etwas hat sich verändert. Die Natur ist nicht mehr jene Unbekannte rätselhafte gefahrvolle Umwelt die durch Namen gebannt werden kann. (Dieser Vorgang hat sich in die Institutionen verlegt. Hier werden inzwischen Namen gemacht, verlacht oder überdacht). 
Stürme von orkanhaftert Wucht bekommen Vornamen von Kinder. Lothar, Wiebke. 

Die Natur ist fast vollkommen "entschlüsselt" so scheint es. Wertvolles Wissen, das Zusammenhänge zeigen kann verhindert nicht selten das schöpferische Sehen, den frischen Blick auf etwas. Eben weil wir es ja schon wissen und zu kennen meinen.  

Das Sehen ist dann kein Schauen, kein schöpferischen Entdecken und Erkunden mehr. 
Das aber ist wichtig für das Wachstum des Menschen, wenn dieses nicht allein auf Brustumfang, Gewicht und Muskeln reduziert wird, sondern auch die geistige und seelische Realität des Menschen einbezieht.

Neben all den biologischen, chemischen und physikalischen wissbaren Eigenschaften, Daten und den Nahrungsfunktionen die die Dinge der Umwelt für uns haben, bilden sie darüber hinaus für den künstlerischen Blick nach wie vor wundervolle Rätsel. Sie werden als Ausdruck einer gestaltgebenden Ordnungskraft erfahren, die sich manifestiert.
„Das Sichtbare ist ein in den Geheimniszustand erhobenes Unsichtbares“. Novalis präzisiert das mit diesem einen Satz.


Denken und Fühlen

Durch das achtsame Malen der Dinge, (es geht dabei nicht um Nachahmung, sondern um Transparenz und Durchdringung des Sichtbaren), lösen sie sich aus ihrer begrifflichen Identifizierung.  Sie zeigen sich als Chiffren, als Schrift und Sprache einer nicht menschlichen Intelligenz die wir als „Natur“ bezeichnen.

Beim Zeichnen entsteht eine Distanz zur gewohnten Wahrnehmung der Umelt.
Zunächst werden die Dinge wunderlich. Dann wundert sich der Zeichner, und schließlich entpuppen sie sich als Wunder, getarnt und verpuppt in ihrer begrifflichen Etikettierung.

Ich entdecke die Dinge durch das Zeichen neu. Ich zeichnet sie nicht ab, sondern „schreibe“ sie bildsprachlich neu auf. 
Dabei ist ihr Name nonverbal. ihr Name ist ihre Gestalt. Und die Gestalten der Dinge sind lebendige Buchstaben im Buch der Natur.
Es wird deutlich, dass Zeichnen und Schreiben dieselbe Wurzel haben. 
Denken und Fühlen spielen in rhythmischer Wechselwirkung zusammen. Eine erneuerte, erneute Ein-Sicht auf die scheinbar alten, scheinbar so vertrauten Dinge öffnet sich.


Das Unsichtbare im Sichtbaren

Die Wechselwirkung zwischen Denken und Fühlen ist ein rhythmisches Geschehen. 
Linke und rechte Gehirnhälfte arbeiten zusammen und bilden ein Ganzes in rhythmischen Zusammenspiel. 
Wie der Puls des Herzen und der Atem mit seiner gegenläufigen Bewegung.
Sprechen ist ausatmen - Hören ist einatmen. 
Schauen ist einatmen, Deuten ist ausatmen. 
Trommeln ist rhythmischer Ausdruck von Denken und Fühlen in einer akustischen Zeitgestalt.

Das Zeichnen und Malen des Sichtbaren bewirkt Einsicht in die unsichtbare Energiefelder, die sich in den sichtbaren Gestalten manifestieren. 

Nicht hinter den sichtbaren Gestalten ist ihr Wesen zu suchen, sie selbst sind es. 

Deshalb malt und zeichne ich die Dinge wie sie sich mir zeigen. Ich verfremdet sie nicht, denn fremd sind sie ja schon. 
Löse sie nicht in einer genialischen Geste auf oder reduziert sie zu abstrakten Kürzeln (wobei auch das seine Wertigkeit hat), sondern porträtiere die unscheinbarsten Dinge mit fühlendem Blick und sensibler Hand.
Denn alles an den Dingen der Natur ist wesentlich, alles ist Wesen. Eben Ausdruck und Sprache einer unsichtbar wirkenden Intelligenz.


Zur Ausstellung erscheint eine Audio CD mit Texten und rhythmischen Improvisationen auf der Basstrommel „Ummadigga“. 


Installation: Walnussschalen auf ungrundierter Leinwand, 240 x 220 cm, 2011,
Eisenstele und Licht.





CEDE

Meine erste CD entstand mit meinem Sohn Arco unter dem evolutionären Titel: 
"Der Vater trommelt noch, der Sohn spielt schon Klavier".

Hier also nun meine zweite, professionell aufgenommene, in einer limitierten Auflage von 200 Exemplaren zum Preis von 15 €


Innenseiten Booklet
(Foto: Vanessa Kurbel)

...Von der Straße aus ist das Tonstudio „Circuit“ von Daniel Bengesser nicht zu sehen. Es befindet sich in der Scheune eines Aussiedlerhofs, zwischen dem Frauenhof und Hohenstadt. Ideal gelegen für dieses Experiment, dem Schreiben, Denken, Sprechen und Trommeln (parallele Aktivitäten, die mein Zeichnen und Malen seit je förderlich begleiten) erstmals ein Medium zu geben. Ich kann es auch zu Fuß erreichen.

Der Zeitpunkt für die Aufnahmen, 25. und 26. April, wurde aus organisatorischen Gründen gewählt. Er erwies sich als ausgesprochen glückhaft. Denn der Vollmond, mit einer partiellen Mondfinsternis, strahlte in dieser Nacht goldfarben und klar in milder Luft auf diesen dunkelblauen, frühlingsbereiten Erdteil. (Das Foto wurde am 25. April 2013 vor dem Studio aufgenommen.)

Der das Sonnenlicht reflektierende Mond, hat er nicht eine Entsprechung zum reflektierenden Denken? Und sein wechselnder zu- und abnehmender Rhythmus, der die Gezeiten des Meeres und alles Flüssige beeinflusst, hat er nicht ebenso Entsprechungen zum Atem, zum Sprechen, zum Herzschlag und Trommelspiel, bei dem beide Hemisphären, Gefühl und Ratio, linker und rechter Arm,  gleichermaßen aktiv sind?  

Das Ergebnis sind 33 gesprochene „Randnotizen“ zu Kunst und Natur, aus meinem Katalogbuch „NaturIkonen“, im Wechsel mit Improvisationen auf der Basstrommel “Ummadigga”. Arrangiert von Daniel Bengesser, dem ich, mit seiner Familie, ebenso danke wie Désirée Edelbluth, die mich zu dieser CD ermutigte, und den Freunden und Förderern meiner Arbeit und des KunstKlosters.

A.B. KUNSTKLOSTER art research im Frauenhof, 3.Mai 2013


Vorderseite
und Rückseite




Fotos: 
Im Studio: Vanessa Kurbel
Titel und CD:  „Zeichnen mit Walnusschalen auf ungrundiertes Tuch“ / 240 x 220 cm / 2011 / A. B.
„Vollmond“  am 25. April 2013 vor dem Studio von Daniel Bengesser / A. B.
Gestaltung:  Vanessa Kurbel, .A. B.
Produkiton:  Aufnahme, Ton, Schnitt, Mix und Master: Daniel Bengesser, Circuit Music Production, Hohenstadt, April 2013.
Herausgeber: KUNSTKLOSTER art reseach Verlag, 2013





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