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WINTER
Ich freue mich auf unser Zusammensein im Klosterhof und hoffe, dass uns eine innere Ausrichtung leiten und begleiten wird.
Da es ein KunstklosterTreffen ist, wird unsere Wahrnehmung, das schöpferische und spielerische Denken und Empfinden. zugleich mit einer tiefen fragenden spirituellen Haltung zusammenwirken, "kunstklostermäßig" eben.
Dieser Ort, der Klosterhof, hat eine seltene Beziehung zur Natur, zu natürlichen Prozessen und den Zyklus der Jahreszeiten. Hier werden übers Jahr auch die großen christlichen und vorchristlichen Feste zelebriert und gefeiert. Verwurzelt in einer tief empfundenen Eingebundenheit des Menschen in den Jahreslauf, der ihm auch zum Spiegel seiner Selbst und zur Schulung seiner Seele zu werden vermag.
Deshalb wird uns dieser Ort in unserem heutigen Anliegen sicherlich unterstützen.
Das Ziel ist es, gemeinsam in dem gegebenen Zeitrahmen in ein Thema einzusteigen, das zwar begrenzt ist, doch wie ein Wassertropfen auch alles Wasser dieser Erde stellvertretend in sich trägt. Wir tauchen also in den Wassertropfen ein und finden darin den Ozean, oder im aktuellen Falle wäre das ein gefrorener Wassertropfen oder ein Schneekrstall über das wir uns zum großen Ganzen aufmachen um von dort wieder ins naheligende kleine Teil zurückzukommen.
Wir haben für diese Gesprächsreihe die Jahreszeiten gewählt und nun sind wir bei der vierten angekommen: dem Winter.
Zwar scheint es so, dass wir ihn schon hinter uns haben. Doch können wir uns sicher mühelos an die Kälte und Schönheit der eben vergangen Schneezeit erinnern.
Denn Winter ist Schnee. Klar.
Doch bevor wir loslegen mit den Erkundungen und Erscheinungen des Winters noch eine Vorbermerkung:
In diesen Gesprächen über die JahresZeiten nehmen wir das Geschehen der Natur in unseren, den nördlichen Breitengraden, in denen wir leben und aufgewachsen sind, als sichtbare Prozesse wahr, die sich auf unsere Selbst- und Weltwahrnehmung prägend auswirken.
Wir suchen entlang dieser Prägungen, wie an einem Ariadnefaden, zur ursprünglichen, primären Wahrnehmungen hin zu gelangen. Zwar scheint es eine Rück-sicht zu sein, doch ist es eine Hin-Wendung zu jenen Bereichen unseres Wesens die im Dunkel des Anfangs liegen.
Deshalb reduzieren wir die die Natur nicht auf naturwissenschaftliche erfassbare Phänomene, (die "natürlich" dennoch ihren LogenPlatz einnehmen) sondern begegnen ihr - vielleicht im besten romantischen Sinne - als Symbol einer Offenbarung, die von manchen als Ergebnis von "Zufall" von anderen als "Schöpfung" gedeutet wird.
Ich, für mich, sehe dass dieser "göttliche Zufall" eine wundervolle Schöpfung hervorgebracht hat - mit vielen Nüssen. Eine der härtesten scheint unser Schädel zu sein.
Diesem vorläufigen Ergebnis einer großartigenm atemberaubenden, nein: atemgebenden Evolution, gehören wir zwar mit Haut und Haaren an, und doch gehen wir nicht völlig darin auf, sondern können, ja müssen! ihr und uns selbst - paradoxerweise - gegenüberzutreten, weil wir mit dem Vermögen der Wahrnehmung, der Reflexion, des Erinnerns und dem Denken (mehr oder weniger) begabt sind.
Dieses Gegenübertreten eröffnet und befördert das Wahrnehmen und Schauen.
Bei manchen Menschen entwickelt sich diese Fähigkeit zur Schau, gar zur Vision eines großen Zusammenhangs, in dem wir uns, wie in einem InnenRaum, befinden.
Es scheint, als seien wir nicht nur ganz und gar Bestandteil der Natur, sondern beherbergten noch etwas anders in uns, etwas fremdes, noch nicht entwickeltes. Nennen wir es, mangels anderer Worte: "geistiges Auge" oder auch: "geistigen Samen", der in uns eingegeben ist und der aufgehen will.
Wir wissen, dass das Sehen als hochkomplexer Vorgang im Gehirn lokalisiert ist, dass wir ununterbrochen jene Wirklichkeit in unserem Kopf erzeugen, die für uns die objektive Welt bedeutet. So selbstverständlich ist diese Ansicht für jeden von uns, dass es uns verunsichert und irritiert zuzulassen, möglicherweise nur einen sehr kleiner Ausschnitt der Wirklichkeit wahrzunehmen.
Bei näherem Hinauschen entpuppt dies sich zudem als eine Konstruktion unserer weitgehen unbewussten Überlebensintelligenz, die sich aus sinnlichen Eindrücken, Erfahrungen und Projektionen in blitzesschnelle ein Urteil im Stammhirn bildet. Gleichzeitig wird dies im limbischen System, der emotionalen all-Chemie-Werksatt unseres Wesen, zu wirkungsreichen Hormon-Cocktails materialisiert, die dann unsere Wahrnehmung, unser Denken und Handeln unabwendbar programmieren und bestimmen.
Es ist schwer vorstellbar, doch diese "Konstruktion" durch unserer Deutung derselben Umwelt, in der wir uns gleichzeitig befinden, ist für jeden anders. Niemand sieht aus der selben Sicht und in derselben Weise wie der Andere.
Das Wahrnehmen und "Konstruieren" von Wirklichkeit ist ein solch dynamisches fließendes und wirbelndes inneres Geschehen, dass dies zu unendlichen Missverständnissen, Spannungen und Irritationen führen kann. Aber auch zu Sprachetnwicklung und Kommunikation, die sich im glücklichen Fall zur Kommunion, zur "unio mysica", zur Vereinigung des Getrennten im Kraftfeld der Liebe, steigern kann. Das gehört doch wohl zum Erfahrungsschatz eines reifen Menschen.
Die Aufhebung der schmerzlichen Urerfahrung der Trennung in isolierte Körper scheint der Motor zu sein für die Dynamik der Evolution. Getrennt von was? Warum bringt diese Evolution dann Körper hervor die sich voneinander abgrenzen, wenn sie andererseit doch auch das Wasser "erfunden" hat, das in so erstaunlicher Weise zugleich Masse, Welle, Tropfen, und, da wir den Winter in den Focus stellen, auch Eis, Schnee und wundervolle Sechsstern-Kristalle zu formen in der Lage ist? Warum mussten "wir" denn erst Pflanzen, dann Fische, schließlich Säugtiere und dann Mensch werden? Um Autofahren zu lernen, damit wir hier an diesen Ort kommen können, um uns solche Fragen zu stellen?
Versuchen wir, weil die Verwirrung der vereinzelten subjektiv wahrnehmenden Ganzheiten, die wir als zeitlich begrenzte verkörperte Wesen nun einmal sind, so peinlich ist, deshalb so fleißig objektive Kriterien zu schaffen? Alles zum "Objekt" zu machen, weil wir diese Komplexität und Verschiedenheit nicht überblicken und deshalb zum Beispiel Statistiken wie Landkarten produzieren, in denen sich die trennende Subjektivität im Kollektiv aufhebt, ja "erlöst".
Sind die Massenveranstaltungen und die Massenmedien deshalb so erfolgreich weil sie uns von der Subjektivität manchmal erlösen und unser vereinzeltes Tropfen-Sein aufheben in einem kollektiven Bad?
Haben wir hier schon das "Wasser" in evolutionärer "höherer" Gestalt, das sich tsunamiartig zu gewaltigen Strömungen und Massenbewegungen verdichten kann?
Und: ist vielleicht auch die Technik deshalb so erfolgreich, weil sie nicht diese subjektive Welt- und Wirklichkeitserzeugung braucht. Denn sie reproduziert sich immer mit sich selbst völlig identisch, sonst ist sie defekt. Lässt sich damit die Frage nach einer Ordnung umgehen, in der kein Wesen, ja nicht mal ein Gras auf der Wiese, mit dem andern völlig identisch ist, obwohl sie doch aus dem selben Lebensimpuls und -grund existieren und sich entwickeln?
Vielleicht kommen wir später im Gespräch noch darauf zurück.
Jetzt geht es zunächst darum zu erkennen, dass wir in der Regel einen mehr oder weniger begrenzten Ausschnitt der ganzen Wirklichkeit erkennen und diesen in unmittelbaren Bezug zu uns selbst deuten und bewerten, nicht aber die Wirklichkeit wie sie an sich ist. Wobei das eine Hypothese ist, denn wie soll die Wirklichkeit an sich aussehen, wenn die Augen die sie zu sehen vermögen einer begrenzten Persönlichkeit dienen. Deshalb werden wir, in ironisch gebrochenem Ernst ein "drittes, inners Auge" in Erwägung ziehen und für möglich halten.
Wollen wir unser Wahrnehmungslimit zunächst einmal so akzeptieren, ohne in die Falle zu plumpsen, die das Subjektive als etwas Minderwertiges abwertet, dann ist das eine gute Voraussetzung um neugierig, spielerisch offen zu werden für eine mögliche Erweiterung der Perspektive, des Blickwinkels und des Sehens. Und "mal sehn" vielleicht wacht das "innere Auge" ja auf!
"Wir sehen was wir Wissen" ist ein bekannter und, in bestimmem Rahmen auch ein stimmiger Satz. Demnach ist alle Wahrnehmung zunächst Spiegel dessen was wir sind und kennen. Aber auch eine Eroberung und Aneignung des Fremden in etwas für uns Bekanntes und Brauchbares.
Doch:
Wie lernen wir den (künstlerischen) Blick, der mehr sieht als er weiß?
Das Paradox am in-den-Spiegel-sehen, das uns Identität und Gewissheit in einem begrenzten Bereich vermittelt, ist ein vertracktes. Wir sehen uns selbst und identifizieren uns damit.
Doch wenn wir sehend weiterfragen, wer denn das ist, der mich da im Spiegel anschaut, finden wir im Spiegelbild keine Antwort die die ganze Dimension unseres Lebens und Seins gerecht würde. Wir finden zwar viele Aspekte wieder, das Geschlecht, das Alter, den Typ etc., doch wer wir wirklich sind, das bleibt das Spiegelrätsel. Dennoch: auch in jedem noch so reduzierten Teil unserer Selbst ist etwas vom Ganzen, wie, nochmals das Bild: im einzelnen Schneekristall der ganze Winter anwesend ist.
Es ist eine Kunst sich nicht im Einzelnen zu verlieren, sondern zu finden.
Vielleicht öffnet sich dann im Spiegel eine Tür zur Reise zu sich Selbst. Zu sich selbst als komplexe vielschichtige Einheit und Ganzheit, die mit anderen Menschen so zu kommunizieren lernt wie die Zellen des Körpers das schon tun, wenn sie auf der Basis ihrer jeweiligen Eigenständigkeit miteinander ein größeres Ganzes, ein Organ, ein Wesen das empfindet und denkt und weiter: eine Gemeinschaft zu bilden in der Lage sind
Diese Entfaltung und Entwicklung des "geistigen" Samens in unserer Natur, kann auch "eine Entwickluns-Reise des Sehens" genannt werden. Sehen bedeutet dann nicht mehr allein Widerspieglung, Verstärkung, Differenzierung und Einverleibung des bekannten Wissens, sondern Erkundung, Erforschung, und schließlich EinBlick und ÜberBlick über das Unbekannte.
Dabei stülpt sich der Sehrprozess gleichsam um:
wir schauen bewusst und wach auf das was wir nicht wissen. Das Wissen folgt dann dem Sehen nach.
Wer viel überblickt wird ganz von selbst zum "Seher".
Folgendes scheint mir dann eine stimmige und miteinander kooperierende Reihenfolge zu sein:
Erst die Erscheinung,
dann die Kunst des Sehens,
dann die Deutung als Philosophie und Religion,
daraus die prüfende und kritische Wissenschaft,
aus dieser die Technik,
die wiederum Instrumente, Apparate (Tele- und Mikroskope z.B.) und Methoden entwickelt zur Erweiterung der Wahrnehmung der unerklärbaren Erscheinung des ganzen Lebens mit all seinen Manifestationen, Verwandlungen und Bewegungen.
Sehen beinhaltet also überblicken. Das heißt auch wahrzunehmen wie die Welt- und Selbstwahrnehmung entsteht und geschieht.
Heißt zu erkennen aus welchem Stall die galoppierenden Projektionen entlaufen.
Heißt in diesen unzugänglichen inneren Gehirn-Dschungel, in dem der Stammhirn-Häuptling, inmitten des wilden faszinierenden Urwalds der Gefühle regiert, einen freundlich-mutigen Botschafter (keinen Missionar!!!) mit hellem Blick aus dem Bereich des Denkens zu senden, der dem regierenden Überlebensinstinkt mit dessen tradierten Selbstbehauptunstrategien von Zusammenhängen erzählt, die ihn weder in Frage stellen noch anzweifeln, noch aufheben wollen und dennoch übersteigen.
Die meisten Botschafter, das sei nicht verschwiegen, werden allerdings entweder in einem brutalen kompromisslosen Ja-Nein-Tribunal aufgerieben und vernichtet, oder, mit all ihrer geschulten und hochgebildeten rationalen Intelligenz zu Agenten des mächtigen Stammhirnhäuptlings umgepolt, und als "geschickte" Strategen in die, von "Vernunft versuchten Gebiete" der Großhirnrinde entsandt, um diese wieder dem Dschungel einzuverleiben.
Doch das nur nebenbei und um zu sagen, dass es nicht unbedingt harmlos ist, sich auf eine solche Reise zu begeben, und dass ich es verstehen kann - auch wenn das keine Alternative ist - sich stattdessen in Kollektivereignissen und allerlei zirpender Konsumhypnose gehen und fallen zu lassen "bis die Seele baumelt"..
Um dieses Sehen, das ich hier sozusagen blind tastend zu beschreiben versuche, zu aktivieren und zu schulen lohnt es sich zusammenzukommen, denn dann können wir unsere subjektiven Ansichten austauschen, und über die Sprach- und Verständigungs-Möglichkeiten die wir zur Verfügung haben, einen größeren Spiel- und Wahrnehmungs-Raum erschaffen. Mit spielerischem Eifer und wachem Vertrauen, können wir dann, von unseren jeweils verschiedenen subjektiven Blickwinkeln aus, auf dasselbe schauen , zum Beispiel auf den Winter, um ihn zu öffnen wie ein Buch.
Dieser lange Vorspann hat uns hoffentlich eingeheizt und wir sind warm geworden.
Nun also zurück zu den Jahreszeiten, zur Natur die wir sehen, in der wir sind, der wir uns anpassen und die wir kennen soweit unser Maß eben reicht.
Da die Natur keine Erfindung des menschlichen Verstandes ist, sondern eine unfasslich gewaltige Eigenart darstellt, in die wir, wie gesagt, nicht nur eingebunden sind, sondern der wir mit Haut und Haaren angehören, können wir von ihr lernen.
Die Natur ist ebenfalls ein Spiegel für uns, der uns die größere Dimension unserer subjektiven Existenz zu zeigen vermag.
„Erkenne Dich selbst“, dieser Spruch über dem Eingang des Orakels von Delphi gilt für jeden Menschen. Das ist eine Art Lebensaufgabe, so scheint es, denn in der Identität mit sich selbst, in der Übereinstimmung mit sich selbst liegt ein Zauber und eine Kraft, die wir in der Regel mit Glück, Liebe, Samathi, Erfüllung umschreiben.
Das ist die Arbeit in der "SehSchule", die das KunstKloster ist. Wir bilden uns zu Sehern und Seherinnen aus. Eine echte Schau! (smail).
Jetzt ist es wirklich genug mit Umwegen und Bermerkungen, gehen wir gradewegs ins Kalte.
Der Winter weist wie alle Jahreszeiten auf ein kosmisches Geschehen hin. Die Erde bewegt sich in einer bestimmten Weise um die Sonne. Da sie eine schräge Achse hat, die interessanterweise in mit der Stellung des menschlichen Herzens im Körper korrespondiert, werden im Verlauf einer Umlaufbahn, eines Jahres also, verschiedene Zonen unserer Planeten wärmer oder kälter, da sie näher oder ferner vom Vater-Mutter-Sonnen-Stern entfernt sind.
Das bewirkt die Jahreszeiten und ist heute allgemeines, historisch jedoch mühsam erobertes Wissen.
Alles, was wir auf der Erde wahrnehmen, alles was darauf geschieht in der Natur hat einen kosmischen Zusammenhang.
Insofern ist auch noch das kleinste Pflänzchen auf der Erde Ausdruck kosmischer Kräfte und Wirkungen, und eine Verbindung zur kosmischen Dimension des Menschen.
Kommen wir von diesen großen Perspektiven nun ins Nahe und Alltägliche, wo sich unsere Wahrnehmung üblicherweise besser auskennt.
Da ist der Schnee zumeist nicht unmittelbar als kosmische Sprache und Symbol zugänglich, sondern zuvorderst ein Zeichen für Kälte, für Schneeschippen, problematische Straßenverhältnisse, Heizkosten usw.
Zugleich macht er Vergnügen, lädt zum Sport, zu Schneeballschlacht und manchem Spaß ein. Er ist ein herrlicher Zeichner der Maler und Fotografen fasziniert.
Kinder toben im Schnee und erfahren ihn mit erhitzen und rotwangigen Gesichtern als uneingeschränkten Spielplatz, während die Alten, die unsicher zu Fuß sind, die Glätte und auch den Frost fürchten.
Zudem muss geheizt werden und keiner geht sommerlich gekleidet aus dem Haus.
Die Winterhüllen legen sich zahlreich und dicht über frierende Nacktheit.
Wollener Pelzersatz für Menschentiere, die auch gerne um diese Zeit in ihren warmen Wohnzimmerhöhlen kuscheliges Wohlsein pflegen. Der Winter treibt auch uns Menschen nach innen.
Manche sagen, dass das die tote Jahreszeit sei. Doch zugleich, so hörten wir, ist im Winter unter der Schneedecke die Erde am aktivsten in der Vorbereitung für den kommenden neuen Beginn.
In dieser dunkelsten sonnenfernsten Zeit reisen auch, von Urzeiten her, gefährlich tiefe Stimmungen an, in denen sich die Erinnerungen an unverwirklichte Ideale und Hoffnungen, an verlorene oder ferne Menschen, in schmerzlich geöffneten Herzen versammeln wie um warme Öfen, und es zum Weinen und Singen bringen, was sonst das Jahr über, in dieser Weise, nicht passiert. Oder es zurrt sich, wenn ein Mensch aus vielen Gründen zu solcher inneren Bewegung und Wahrnehmung nicht mehr fähig ist, die Maske emotionaler Abwehr schmerzlicher ins Gesicht, und der Bedarf an Betäubung und Ablenkung steigt.
Im Winter scheint der Mensch etwas von diesem kosmischen Zusammenhang zu spüren der ihn erinnert....was war da doch noch mal? ach ja....das Kindelein in der Grippe, das Heile, heilige, Gute, Göttliche, das war doch da...oder nicht? Aber das ist doch alles kulturbedingt, konditioniert, ein alter Brauch, ein geschäftsfreundlicher Aberglaube...oder?
Im Winter, an der Wintersonnwende, am 21. Dezember, ist die Erde am weitesten von seiner Licht- und damit Lebensquelle entfernt. Und eben da passiert die Wende. Dort wo die Nacht am dunkelsten ist und am längsten währt, dort wird das Licht geboren.
Ein natürliches Licht mit einer geistigen Botschaft? Stimmt das so? Nein, das natürliche Licht, mit seinen Spektralfarben, ist doch selber geistige Botschaft!
Auch so ein Botschafter von wo anders her, vom "Königreich der Himmel"? wie es so schön heißt.
Weihnachten, und die 12 heiligen Nächte, die auf eine Zeit "zwischen den Jahren" hinweisen, brechen an, in denen die geistige Welt auf die Erde und die Menschen in ganz besonderer Weise einwirken, so raunt es im Dunkel tiefen Urwissens.
Wer`s nicht glaubt spürt`s, oder spürt dass er nichts spürt.
Doch auch ein gesunder Atheist spürt, dass diese Zeit zwischen den Jahren anders geladen und gestimmt ist, denn auch er ist verkörperte Natur. Die vielen Raketen und die Wünsche zum Neuen Jahr sprechen vom tiefsitzenden Glauben an die magische Wirkung in dieser Zeit.
Dass sich etwas Kostbares keimhaft bewahrt und als Kommendes bewahrheitet, das ist sozusagen der heiße Kern des Winters.
Das ist auch der Kern des Lebensalters „Winter“, dass sich etwas für das Kommende, für den sicher kommenden Lebens-Frühling verdichtet und aufspart, und vor aller Kälte und allem Absterben, (wobei das Absterben zum nötigen Neubeginn zwingend erforderlich ist), in die innerste Kammer des Lebens zurückzieht, wie der Dachs in seinen Bau, wenn die Kälte kommt. Da schläft er eingerollt und wartet auf einen neuen Aufbruch, einen neuen Frühling in den hinein er sich wieder strecken kann.
Es gibt viele Proportionen dieser Rhythmen die ineinandergreifen, sich gegenseitig bedingen, beeinflussen, erzeugen und auflösen. Kleine und große.
Da ist zum Beispiel der Tag, der auch ein Morgen, Mittag und Abend enthält, und somit eine kleinformatige Entsprechung der Jahreszeiten darstellt. Dann die Lebensphasen von Kindheit, Jugend, Erwachsensein und Alter, die wiederum jeweils ungefähr zwei Jahrzehnte umfassen, bis zu den karmischen Zusammenhängen die sich unserem Überblick in der Regel entziehen und viele deshalb meinen, nur weil sie dieser Überblick nicht experimentell nachweisen lässt, gäbe es diesen Zusammenhang auch nicht. Und schließlich, noch weiter, in die Zyklen der Sterne und Galaxien hinaus, in denen sich in gigantischem Zeitmaß ein ähnlicher Vorgang vollzieht. Kosmologen sprechen von "Babygalaxien" und von alten Sternen die zu roten Riesen werden, bevor sie unter ihrer eigenen Schwerkraft zusammenbrechen und ein schwarzes Loch erzeugen, aus dem keine Materie und kein Licht mehr kommt. Fantasieanregend: denn könnten das nicht Schleusen und Pumpstationen zu Paralleluniversen sein?
Bei so viel Weite und Dimension, die sich ja, daran sei nebenbei erinnert, jetzt in unserem Kopf, (mit offenem inneren Augen schon?) ereignet, tut es wohl die Füße auf dem Boden zu spüren, auch wenn dieser Boden letztlich rund ist und in seiner Gesamtgestalte eine Kugel, die mit 30km pro sec um die Sonne kreist, was uns ja auch den Winter beschert.
Es ist gut wieder anzukommen hier in diesem Raum des Klosterhofs, in der warmen Stube mir ihren Fenstern die den Blick nach Draußen aufmachen.
Nachdem wir in den großen Spiegel der Natur schauten und uns darin nicht ohne Weiteres gefunden, sondern uns eher schaudernd verloren haben? sind wir doch froh hier an diesem Tisch versammelt zu sein, und auf der Basis unsers körperlichen Daseins mit seinen subjektiven Blickwinkeln und strömenden Welt- und Selbstdeutungen (in dieser von Uta Weisensee gegründeten Oase, die von Jutta Scheuthle, die uns bestens verköstigt, weitergeführt wird), auf der Grundlage dessen was wir "schon sind", darüber hinaus zu fragen: Wer und was sind "wir" noch?
Nicht um rasch mit Antworten und Vorstellungen den Blick gleich wieder zu verstellen, sondern ihn durch diese Frage in eine erschreckend unfassliche Weite zu öffnen, die nicht nur im Universum, sondern auch in uns ist.
So läßt sich fragen:
Was bewirken denn all die Zyklen in denen wir eingebunden sind und die uns schufen, worauf zielt denn dieser Rhythmus, den wir in den Jahreszeiten untersuchen, diese Reihenfolge von Keimung und Aufbruch, Zeugung, Wachstum, Reifung, Kernbildung, die durch den langen Schlaf, den Winter, den Tod, die Ruhezeit des Jahres und des Lebens trägt?
Gibt es einen Sinn in diesem Geschehen, den wir entschlüsseln können, oder sind wir aufgefordert und fähig diesen Sinn selbst zu geben? Sind wir in der Lage uns selbst zu gestalten, obwohl wir doch in diese Welt hinein geprägt wurden, also Früchte dieser Prägung sind und damit wiederum unsere Umwelt mitprägen?
Ist es vorstellbar, dass wir etwas in der Prägung, und durch sie, übersehen, verloren oder vergessen haben, was uns wichtig ist, was wir unbedingt berücksichtigen sollten? Wir wollen an dieser Spur der Prägungen, die in uns so unterschiedliche Gestalt haben, auch wenn sie aus derselben Grundsubstanz kommen, entlang wandern wandern um einen ÜberBlick zu gewinnnen, der auch das alltägliche Detail beseelt und mit Sinn anreichert, weil es transparent wird für die Beziehungen in denen es steht und die es manifestiert. Sehen, wenn es nicht mit hypnotischer Projektion verwechselt wird, ist und bewirkt Transparenz.
In einem Buch über die zwölf heiligen Nächte und die geistigen Hierarchien (Sergej O. Prokofieff, Verlag am Goetheanum) steht ein Satz den ich zitieren möchte:
„Es muss das Denken als Ergebnis die höheren Entwicklung ganz lebendig und flüssig werde wie eine wässrigen Substanz - und schließlich ätherisch. Ist das erreicht, dann ist der Mensch in der Lage, in sein belebtes ätherisches Denken die Impulse des Engelwesens aufzunehmen“.
Diese Zitat weißt auf etwas hin, das ich eingangs erwähnte, dass
Dieses Gegenübertreten der Natur und damit von uns selbst im Kern ein Wahrnehmen, ein Schauen, eine Schau. vielleicht gar eine Vision ermöglicht wenn wir den "Teig des Denkens" richtig kneten.
So ist es hilfreich eine offene freie temporäre Gemeinschaft zu bilden, um gegenseitig, selbst-kritsch, spielerisch und ungezwungen zu erkunden, ob wir nicht möglicherweise bereits in einer Vision leben die wir nicht erkennen, weil wir die Sinnesorgane dafür noch nicht ausgebildet haben.
Das Zitat benennt etwas für mich Stimmiges.
Dass nämlich das Denkorgan so ausgebildet, vorbereitet und zubereitet werden kann, dass es in der Lage ist „Impulse des Engelwesens“ als orientierungsweisenden Impuls, als Inspiration, als "glücklichen Zufall", aufzunehmen und diesen mit den vorhandenen Mustern und Prägungen zu neuen Gefäßen des Erkennens zu gestalten, als Bauwerk, Kunst, Musik, Tanz, Dichtung und: (handelnde) Haltung!
Hier kristaliert sich eine Aufgabe deutlich heraus.
Wie gelingt es, Impulse aus einer höheren Dimension wahr- und aufzunehmen, die zwar mit der sinnlich-sichtbaren Wirklichkeit in Verbindung steht, (und diese letztlich erschaffen hat und instand hält) doch diese nicht damit in Verbindug zu treten vermag, weil das Organ dazu fehlt, oder sich erst im Werden befindet?
noch eine Zwischenberkung dazu:
Mit der Akzeptanz einer "höheren Dimension" kommen wir auch in den Bereich aus dem bestimmte Philosophien und Religionen das Urteil ableiten, dass die sinnlich sichtbare Natur nicht die eigentliche, das heißt die Wirklichkeit sei, und damit also verworfen und überwunden werden muss.
Im extremsten Falle wird unsere sinnliche Wirklichkeit als eine Schöpfung des gefallenen bösen Engels gedeutet (wenn man die Ereignisse in der Welt, in der Nachbarschaft und mache Empfindungen und Gedanken in sich selbst anschaut, dann ist das durchaus was dran).
In milderem Urteil wird die leiderzeugende Welt mit allem drum und dran, einschließlich unserer Wahrnehmung, als eine Täuschung gewertet, die es zu durchschauen und zu übersteigen gilt.
Im günstigsten Deutungslicht, wird alles was in Welt und Raum exisitert, als "Gewand Gottes" gesehen, ohne dies mit seine Erhabenheit selbst zu verwechseln. Aber immerhin: seine göttliche Erhabenheit trägt es. (dies ist meine Lieblingsdeuung)
Unzählige Streitigkeiten, Kriege und Auseinandersetzungen gab gibt es aufgrund dieser unteschiedlichen Interpretationen des Numinosen. Auch die Bilderverbote durch die Zeiten bis heute, haben darin ihre Wurzeln.
Mich beseelt und erfreut am meisten die Auffassung, dass die Natur weder eine Schöpfung des gefallenen Engels, noch eine bloße Täuschung wohl aber der Mantel Gottes ist, und um diese Jahreszeit sein Wintermantel, in den auch Luzifer, Ahriman und Maya großformatig eingewoben sind.
Es ist ein lebendiger Mantel, der uns umhüllt und nährt wie ein riesiger Uterus und uns eine Erde und Verkörperung zur Schulung und Schule geschenkt ist, um eine Reise durch Raum und Zeit anzutreten. Um einen Weg im Gehen zu Erschaffen, dessen Ziel über uns hinausweist, und das in uns ständig wartend und impulsgebend hereinwirkt.
Das kann ich zögernd und doch mit Gewissheit sagen:
Zugliche sind wird erst dort "wir Selbst" wo wir uns im Parziellen, Nahen, scheinbar Kleinen und Unscheinbaren, vertrauensvoll im dunklen Wurzlgrund unserer irdischen Existenz völlig verlieren und vergessen können.
Denn zum Sehen gehört auch die Nacht.
All das Genannte hat mit Wahrnehmen und deshalb mit Kunst zu tun.
Die Kunst ist in der Lage die Prägungen als kostbares Arbeitsmateriel, als Substanz zu akzeptieren, die durch verschiedenen Kombinationen und Anordnungen, durch Findungen und Erfindungen, von einem fensterlosen Getto in ein gastfreundliches transparentes Haus umzugestalten lernt.
Die Kunst ist in der Lage den Schrei der Existenz in seiner ganzen Wucht zu einer Symphonie umzuschreiben.
Vielleicht klingt all das ziemlich "hoch und schwierig", doch das ist es nicht.
Das liegt dann nur an meiner Art und begrenzten Fähigkeit solches zu beschreiben.
Denn im Grunde ist es schlicht und einfach. Jedoch zum Einfachen zu gelangen, das ist wahrlich eine ziemliche Anstrengung und Arbeit...ich kann dir sagen...
Mit Engels- und auch Eselsgeduld geht das manchmal blitzschnell.
Dann reift der "geistige" Same im wilden Acker des Denkens und etwas gedeiht und erblüht, das selbst den herrschenden Stammhirn-Häuptling zum spielenden Künstler erweitert. Dann bereitet sich das ganze Wesen vor, einen weiteren Schritt in der Evolution zu machen.
Vom homo sapiens über den homo conusumunkulus, zum homo ludens und weiter zum homo anglesius? oder ganz wo anders hin?...wie gesagt: mal sehen.
1 Kommentar:
Danke Alfred auch auf diesem Weg für diese wunderbaren Stunden in denen wir alle gemeinsam in dieses Thema eingetaucht sind. Dies sind Stunden die bleiben verwurzelt in den Räumen der Liebe. Ich bin sehr dankbar diese Zeiten mit Dir teilen zu dürfen. Alleine diese Räume zu betreten ist schon wundervoll - jedoch in der Gemeinschaft mit solchen Menschen wie Du ist es ein besonderes Vergnügen. Gestern haben Ulrike und ich Eisskulpturen aufgenommen die der Winter geformt hat unglaublich was für ein genialer Bildhauer er ist. Gruß ULI
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