Donnerstag, 18. Februar 2010

Frucht 2010

Alfred Bast                   "Frucht 2010"      Öl auf Leinwand       100x100 cm          2010

 

Die vergangenen drei Tage malte ich an diesem Bild. Nun schließe ich es ab mit ein paar Gedanken dazu. Mein "Schlussfirnis" aus den linken Gehirnwerkstätten.

Bei den geschrumpelten Äpfeln, die seit Oktober im Atelier liegen und teilweise noch immer ihre Farbe und ihren intensiven Duft bewahren, "entfaltet" sich der Alterungsprozess.

Ein zuverlässiger Fortschritt, ohne Zweifel. 
Die Frucht verfällt, verfault. So registriert das der analysierende und kategorisierende Verstand. 
 
Das Auge, auf Attraktion und Sensation eingeübt, wendet sich normalerweise ab . 
Ein geschrumpelter Apfel ist auch nicht grausig genug, um wieder hinzuschauen. 
Sensationslos und still geht er seinen Weg und schwindet aus dem Blick.

Doch in meinem Atelier gelten andere Bedingungen. Das ist ein Ort der Wahrnehmung, in der sich im Individuell-Subjektiven das Kollektive, und im scheinbar Kleinen das Große zeigt. Wie in den Reagenzgläsern der Forscher. 
Das Auge hungert nicht nur nach Attraktion sondern sucht nach Wahrheit, nach Wirklichkeit, nach Wärme, nach Substanz in der Erscheinung, nach Inhalt in der Form. Es ist in ständiger Bereitschaft etwas einzusehen, das sich bisher noch versteckt hielt.

Manchmal, wenn das Winterlicht auf die alten Äpfel fällt, und dessen winzige Falten zu rätselhaften Labyrinthen aufleuchten, ist es, als würde das wache Auge in den Schlaf der Natur blicken. 
Dorthin wo sich, die einstmals eindeutig zum prallen Apfel gespannte Form, nun entspannt, ihre Bindung zum Apfelkörper lockert, und sich wieder in andere Formmöglichkeiten hineinträumt, die es einmal war oder werden wird. Denn Energie und Materie bleiben konstant, sie schaffen und lösen sich nur immer wieder zu wandelnden Formen in der Zeit. Wolkengebilde mit unterschiedlicher Festigkeit. Und doch nicht nur Illusion, sondern auch Sprache.

Doch was hat sie mitzuteilen, wenn sie mehr ist als nur Spiegel- und Projektionsfläche menschlicher Interpretation?




1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ja Alfred, so habe ich auch ausgeschaut als ich am Dienstmorgen in den Spiegel blickte. Genau dieser Reifungsprozess spiegelt sich auch im Gesicht und manchmal erschrecke ich, wenn sich nur der Zeitfaktor in Vordergrund schiebt. Beim menschlichen Gesicht drückt sich jedoch noch mehr aus, nicht nur die Zeit hinterlässt Spuren mit Falten und Altersflecken, sondern auch der innere Reifungsprozess spiegelt sich im Gesicht wieder und da schiebt sich doch ein Lächeln in den Vordergrund.
Übrigens ein wunderbares Bild und in der Originalgröße bestimmt noch beeindruckender. Freue mich aufs Wochenende, bis dahin liebe Grüße auf die Insel ULI