Dienstag, 10. Januar 2012

Wintersonnwende 2011-2012 dreizehnter Tag/Nacht

Seit dem 9. Tag zeigen die Bilder zunehmend ihre innere Choreografie.


Technik: Silberstift, Bleistift, Aquarell, Acryl, Blattgold auf gerissener Wellpappe / Format: 30 x 30 cm


2.1.2012


17 Uhr


Das Kommende geht aus dem vorhergegangenen hervor.

Es bezieht sich darauf, schreibt es fort und stellt die davor entstanden Bilder in einen inneren Zusammenhang. Als gäbe es eine klare, mir noch unerkannte Logik im Ablauf, die erst durch die nächsten Schritte erkennbar wird.


Die Träume der Nacht sind zwar noch stark, doch das Bildgeschehen hat seitdem eine noch stärke Wirkung. Die Gedanken laufen nicht mehr parallel zum Bildprozess, sondern klinken sich sein, koppeln sich an, wirken unmittelbar zurück, als neue Bildimpulse und Findungen.

Ich war sehr gespannt was nach dem Gold-Kreuz-Bild noch kommen könnte.

War am Ende. Wollte auch nicht um jeden Preis das Projekt fortsetzen, nur damit der Konsequenz Genüge getan wäre. Der Anfang ist auf der Rückseite des Endes.

Es erschien, aus manchen vorangehenden Erlebnissen mit meinem Sohn, der letzten Tage einfließend, in der morgendlichen Stille vor dem Feuer, in der ich nach dem richtigen Bild im inneren Bildersee angelte, das Weiß und der Tod als Paar. Der Totenkopf mit schwarzem Schatten auf rein weißem Grund über dem Kartongrund. Weiß-schwarz. Nach dem Gold. Reinheit/Tod. Auflösung der Form in Energie. Substanz-Feuer-Asche-freigesetzte Gefühls- und Erinnerungsenergie. Anfang und Ende zusammen.

Überraschend und stimmig trat es auf dieses komplementärste der Paare. Schwarz-Weiß. Positiv-Negativ. Entweder-Oder. Ja-Nein.

Den schönen RaumKörper malte ich, in illusionistischer Malweise und nach oben ins Weiß hin offen. Der Schädel selbst formt ein Licht-Ei. Die Leere des Weiß bekommt hier eine neue Qualität und wandelt sich zum Licht. Illusionistische Malweise, das stimmt. Der Tod ist die realste Illusion die wir kennen. Mit dem Silberstift diese mondhafte Mysterium anzulegen stimmte ebenfalls.


Ich male hier den Tod als Teil des Lebens, nicht die grausame Erfindung der Menschen die mit diesem natürlichen Aspekt des Lebens fälschlicherweise gleichgesetzt wird: die Vernichtung. Die Nichtung aus begrenzter menschlicher Absicht und Einsicht. Ich male nicht den gewaltsamen Tod, der täglich über die Bildschirme aufgenommen wird wie eine unvermeidliche Selbstverständlichkeit, an die sie die Menschen gewöhnen als sei diese kollektiv trainierte und legitimierte Perversion, diese inszenierte Gewalt, etwas natürliches, oder evolutionär Unvermeidliches, ich meine hier jenen Tod, der Teil des Lebensprozesses ist. Der ein Übergang ist von Form in Energie, so wie die Geburt ein Übergang ist von Energie in Form. Ich meine den Tod der eine Geburt ist.


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