Sonntag, 24. April 2011

O STERN


A.B. Schrift-Bild 30x30 cm, Mischtechnik auf Leinwand, 2010


Osterexkurs über das Ei.



- Im Ei verbinden sich zwei gegensätzliche und Komplementäre Qualitäten: Kreis und Strahl.


- Das Ei ist eine vollkommene Kugel - mit einer Richtung. Evolution pur!


- Eine Form die zugleich Ruhe und Bewegung ist.


- In der Eiform selbst zeigt sich was dessen Bestimmung ist.

Zwei Brennpunkte also: der Ur-sprung, die Ur-teilung in einer Gestalt.



und weiter:


- was passiert mit dieser perfekten Form im weiteren Verlauf?


Bis zu einem gewissen Moment ist sie Brutstätte und zugleich schützende Hülle, nur um dann, wenn diese Aufgabe erfüllt ist, zu zerbrechen!


Man mache sich das klar: die vollkommenste Form wird, wenn sie ihrem Zweck gerecht wird, zerstört!

Wenn nicht, wird aus dem ehemaligen Schutzraum, in dem das Werdende ungestört wachsen und reifen konnte, eine Gefängniszelle, in der das Gehegte an seinem eigenen Wachstum erstickt!


Erinnert das nicht an Entwicklungsprozesse in anderen Zusammenhängen?

Solche Vorgänge finden sich doch bei näherem Hinschauen in der eigenen Existenz, zwischen den Generationen, in politischen Parteien und religiösen Bewegungen und Künstlern wieder, die sich von erfolgreichen Findungen nicht mehr lösen können, obwohl sie merken, dass durch die Reproduktion ihre innere Karriere zugunsten der äußeren stagniert.


Wie oft geschieht es, dass reife Entwicklungen durch die beharrliche Wahrung der Form versanden und stagnieren.

Und wie oft geschieht die Umkehrung: unreife Kräfte sprengen die Form, bevor die innere Entwicklung abgeschlossen ist für den Austritt, die Eintritt in die neue Lebenssphäre.

Der richtige Moment, bzw. eine relative kurze Zeitspanne, ist entscheidend dabei.

Nur dann ist der Aufbruch keine Zerstörung, sondern Erfüllung. Nur dann ist der bergende Schutz kein Getto, sondern Wohnstätte für den nächsten notwendigen Schritt in der Evolution.


Ostern.

O S T E R N



(aus meinem Essay: "Von der Entdeckung des offen Sichtlichen", in: Die Graue Editon, 2003, Die Kunst der Wahrnehmung, Hersg. Michael Hauskeller.)



Foto. A.B. Karsamstag 18.45 Uhr

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Genau über dieses Thema haben Uli und ULi an Ostern auf dem Balkon gesprochen, dabei wurden wir vom Vogelgesang der Amsel, des Distelfinks, des Girlitz und dem Gezwitscher der Rauchschwalben wärend des Fluges unterstützt. Wir alle, auch die Säugetiere, Pflanzen und Insekten gehen durch diese Phase der Entscheidung, sind eingebettet in einer Schutzhülle, bereit den Tanz des Lebens zu beginnen. Diesen Tanz ist zur Zeit in der Natur besonders zu spüren. Grüße zu Dir Alfred und Danke für solche Gedanken und Bilder an denen Du uns teilhaben lässt. ULI